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Das Schicksal der Zwerge

Das Schicksal der Zwerge

Titel: Das Schicksal der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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schienen mit ihrem Schimmern einen Edelstein zu speisen, der in Höhe des Sonnengeflechts auf seiner Brust lag. Er erstrahlte, und ein ockerfarbener, armdicker Strahl löste sich daraus. Die Waffenköpfe dienten als seitliche Begrenzung, und es schien, als steuere der Zwerg den Strahl damit.
Mit einem tiefen, gefährlichen Brummen flog er auf Goda und ihre Kinder zu; die Erde, die sich unter ihm befand, verbrannte und färbte sich schwarz.
Goda langte wieder in die Tasche und schuf einen hastigen Gegenzauber, an dem die feindliche Magie mit einem lauten Knistern und Knirschen porzellangleich zerplatzte. Die Hitze, mit der sie dennoch überschüttet wurden, raubte ihnen den Atem und ließ Barte, Brauen und vorwitzige Haarsträhnen versengt zurück. Sie mussten die Lider schließen, um die Augen vorm Austrocknen zu schützen.
Als sie sie wieder hoben, war der Zwerg verschwunden. Die Scheusale standen abwartend in vierhundert Schritt Entfernung am Eingang der Schlucht und sahen zu ihnen herüber.»Holt Kiras«, befahl Goda heiser und sah sich um. Der Magus hatte sich schier unsichtbar gemacht.
Boendalin spurtete davon, warf sich die Untergründige über die Schulter und kehrte mit ihr zurück.
Da schrien die Ungeheuer auf und hetzten auf sie zu.
Rechtzeitig genug gelangten sie an die Barriere, dahinter lag das rettende Südtor. Goda sammelte die letzten Reste ihrer Konzentration und zwang den rötlichem Schirm ein weiteres Mal, eine Lücke für sie zu öffnen.
Mit Mühe und Not gelang es ihr, als Letzte kehrte sie in die Festung zurück. Doch auch als das Tor hinter ihr geschlossen wurde, fühlte sie sich keinesfalls sicher. Die Macht des entstellten Zwerges übertraf ihre Befürchtungen bei Weitem.
Boendalin legte Kiras auf eine Trage. »Sieh nach ihr, Mutter«, bat er und benetzte ihr Gesicht mit Wasser.
Die Soldaten um sie herum und auf den Wehrgängen über ihnen bedachten die Rückkehrer mit mitleidigen Blicken; der ein oder andere hatte seine Vorhaltungen wegen des schlechten Ausgangs und des Todes so vieler Kampfgefährten offen im Gesicht stehen. Der Zwerg seufzte schwer.
Goda prüfte den Herzschlag der Untergründigen. »Es ist alles in Ordnung«, beruhigte sie Boendalin und ihre anderen beiden Kinder, die voller Sorge neben dem Lager warteten. »Außer der Brandwunde im Gesicht hat sie keine weiteren Schäden davongetragen.«
Die Maga kannte das Zeichen nicht, das der feindliche Magus Kiras in die Stirn gebrannt hatte. Sollte es eine Demütigung sein? Weswegen hatte er sie verschont wegen ihrer dummen Tapferkeit?
»Es ist meine Schuld«, sagte Boendalin neben Goda. Er klang mehr als niedergeschlagen. »Wir hätten uns zurückziehen sollen, nachdem wir die Katapulte vernichtet hatten. Nur weil ich die Truppe unbedingt noch gegen die Masten habe führen wollen, sind sie tot.« Er hob den Kopf. »Es ist meine Schuld«, rief er den schweigenden Kämpfern auf den Mauern zu.
»Unsinn. Es ist Krieg, und dabei sterben Menschen, Zwerge, Ubariu und Untergründige«, widersprach Goda und richtete sich auf. »Jeder von ihnen wusste, dass es ein äußerst gefährliches Unterfangen war. Sie haben sich freiwillig gemeldet, um dich zu begleiten.«Boendalin ließ sich nicht von ihr trösten. »Ich sollte bei ihnen da draußen liegen.« Er senkte die Stimme. »Ich verdanke es deiner Kunst, dass ich noch lebe. Nicht meinen starken Armen oder meinen Fähigkeiten als Kommandant. Darin habe ich heute versagt. Ich werde diesen Umlauf niemals mehr vergessen, mein ganzes Leben nicht. Jeder einzelne Name der Toten wird mich daran erinnern, ein besserer Feldherr zu sein.« Er wollte gehen.
Goda berührte ihn an der Schulter. »Und trotzdem war es ein Erfolg. Das Lager ist abgebrannt, und die Katapulte sind vernichtet. Sie haben ihr Leben nicht umsonst gegeben.«
»Sie hätten ihr Leben gar nicht verloren. Ohne meine zweite Anweisung.« Er ließ sie stehen und ging zu seiner Unterkunft.
Sanda und Bandaäl kamen zu ihr und bedankten sich für ihre Rettung mit langen, tränenreichen Umarmungen. Goda sandte sie weg, damit sie sich ausruhten. Sie stieg in den Aufzug, um sich vom Turm aus einen Überblick zu verschaffen: Sie hatte nicht gelogen, denn der Ausfall hatte ihnen zum einen wertvolle Zeit und zum anderen die Erkenntnis geliefert, dass sie den Magus auf der anderen Seite niemals allein bezwingen würden.
Ihre Blicke schweiften über die Barriere, unter der dicke Qualmwolken hingen. Trotz aller Verluste blieb sie bei der Meinung, dass

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