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Das Schicksal der Zwerge

Das Schicksal der Zwerge

Titel: Das Schicksal der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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sie, aber man ist auch sehr stolz auf sie.« Er nickte in Richtung Balyndar. »Auf ihn könntest du stolz sein. Er sieht blendend aus, ist ein sehr guter Krieger und wird die Fünften einmal als herausragender König anführen. Balyndis hat ihn gut erzogen und vorbereitet.«
»Das wäre ich wohl«, wiederholte Tungdil versonnen und betrachtete noch immer das Feuer. »Ich werde dafür sorgen, dass er wohlbehalten zu seiner Mutter zurückkehrt«, versprach er den Flammen und schloss das Auge. »Du hast die erste Wache im Lager, Ingrimmsch. Weck mich, wenn du zu müde bist.«
Er zerbiss das Gemüse, das zwischen seinen Zähnen unglaublich laut krachte, einem Apfel nicht unähnlich. »Bevor du dich in den Schlaf retten kannst, sage mir doch: Was sind die Infamen, Gelehrter?«
»Götter in dem Land hinter der Schwarzen Schlucht.« Tungdil machte sich nicht die Mühe, das Lid zu öffnen.
»Ho, das ist aber ein bisschen wenig. Welche Art von Göttern?«
»Grausame Götter, Ingrimmsch. Lass mich ausruhen.«
»Und noch länger warten?« Er warf sein abgenagtes Stöckchen nach Tungdil und entsann sich zu spät, was er damit anrichtete. Vorsichtshalber kniff er die Augen zusammen und hielt sich eine Hand als Blendschutz davor.
Mit einem leisen Geräusch prallte das Holz gegen die Rüstung und fiel auf die Erde. Weder blitzte es, noch gab es andere magische Entladungen. Tungdil schien nichts bemerkt zu haben.
Zuerst hatte Ingrimmsch etwas sagen wollen, doch er sparte es sich. Das zarte Stimmchen des letzten Zweiflers verlangte es von ihm. Wer weiß,, wozu dieses Wissen noch gut ist, wisperte es und bat ihn eindringlich, nichts zu verraten. »Gelehrter! Was ist mit den Infamen? Du weißt, dass ich gern Geschichten höre«, drängelte er stattdessen. »Die Infamen«, redete Tungdil mit tiefer Stimme, »sind geisterähnliche Wesen. Sie zeigen sich im Blut der ihnen zu Ehren Geopferten und verleihen dem Lebenssaft eine Gestalt. Eine fürchterliche Gestalt, die nur die Priester ansehen können, ohne den Verstand zu verlieren.«
»Und du warst einer von ihnen?«»Nein. Aber ich konnte sie betrachten, ohne wahnsinnig zu werden.«
»Vielleicht kommt dein löchriger Verstand ja davon?«
»Erstens ist nicht mein Verstand löchrig, sondern es sind meine Erinnerungen, die lückenhaft sind, und zweitens ist es jetzt genug mit den Schauermärchen.« Ingrimmsch zog die Beine an, wippte mit den Zehen. »Wie viele Infame gibt es überhaupt? Was machen sie denn so, dass man sie anbeten muss? Helfen sie im Kampf?« Er sah zum schlafenden Tungdil. »Ho, Gelehrter! Gibt mir die Gelegenheit, auch etwas zu lernen!« Sollte er es nochmals wagen, ein Holzstückchen zu werfen? »Wieso kanntest du eigentlich Tirigon so gut? Ich meine, was habt ihr da drüben zusammen erlebt? Und wieso nanntest du dich ausgerechnet nach deinem toten ...« »Genug!« Das Lid schoss in die Höhe, und Ingrimmsch bekam einen Blick entgegengeschleudert, der ihm echte Schmerzen bereitete. Das Braun war durchdringend wie ein Pfeil, dann verschwand es und wandelte sich in hellgrünes Pulsieren, das gleich danach in schwaches Blau überging. Ein letztes Flackern, und das Braun kehrte zurück. »Ich möchte schlafen, Ingrimmsch. Wir reiten noch viele Umläufe bis zum Blauen Gebirge, und bei jeder Rast werde ich dir mehr erzählen. Aber nicht jetzt!« Er hatte mit viel Nachdruck in der Stimme gesprochen, königgleich und schneidend, jeden Widerspruch zerschmetternd. Er schloss das Auge und rückte sich in eine angenehme Position.
»Pf«, machte Ingrimmsch und trat in den Staub. Das ist wieder der falsche Tungdil gewesen. Ohne nachzudenken hob er einen handlangen Ast auf und schnitzte das Ende an. Seine Bewegungen wurden langsamer, die Augen richteten sich auf den Schlafenden. »Dann singe ich eben ein Lied, um mir die Langeweile zu vertreiben«, entschied er und setzte zu einem Stück an, das ihm Bavragor beigebracht hatte; den Takt dazu trommelte er auf seinen Beinschienen.
Doch Tungdil ließ sich zu keiner Reaktion hinreißen. Leider.
Da stürzte Rodario durchs Gebüsch, seine Kleider hingen unordentlich an ihm herab, als habe er sich in großer Eile angekleidet. »Die Königin ist weg!«, rief er aufgeregt. »Weg wie >vom Erdboden verschlucke oder weg wie >vor Aufdringlichkeiten davongelaufene« Ingrimmsch feixte. »Baden, hat man mir gesagt. Von wegen, was!?«
Rodario kam auf ihn zu. »Sie hat sich ... erschrocken und ist weggerannt.« Ingrimmsch stand auf. »Vor deiner

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