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Das Schicksal der Zwerge

Das Schicksal der Zwerge

Titel: Das Schicksal der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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zerstörte seine Geschäfte.« Er atmete tief ein und aus. »Lass mir für heute meine Ruhe, alter Freund. Ich bin müde, und die Erinnerungen an all die Umläufe, die ich im Geborgenen Land vergessen wollte, schmerzen mich. Schmerzen mein Herz und meinen Verstand.« Tungdil erhob sich und schritt zu den Betten. »Übernimmst du die erste Wache?«
»Sicher, Gelehrter.« Boindil verbarg seine Enttäuschung, so gut es ging. Tausend Fragen schössen ihm durch den Kopf. Doch er hatte Mitleid mit dem Kampfgefährten, den er dabei beobachtete, wie er sich steif und ächzend hinlegte, als wäre er ein Zwerg von achthundert Zyklen.
Ingrimmsch stand auf, legte Holzscheite in den Kamin und in die Feuerungsöffnung des Herds, damit sie nicht erfroren. Durch das Loch im Dach entwich viel von der lebensnotwendigen Wärme. Als er sich umdrehte, hatte Tungdil bereits sein Auge geschlossen und schlief.
Der Zwerg rieb sich über den Bart. Unschlüssig stand er im Raum, und die Zeit verstrich viel zu langsam.Irgendwann begab er sich leise neben das Lager des Freundes und beugte sich über ihn. Eingehend betrachtete er das vertraute Antlitz. Seine Rechte streckte sich langsam aus, die Finger näherten sich der goldenen Augenklappe.
Als die Kuppen höchstens barthaardick weit entfernt waren, zögerte Ingrimmsch. Es ist nicht rechtens, sagte er zu sich. Er ballte eine Faust und zog den Arm behutsam zurück, drehte sich um und kehrte an den Tisch zurück.
Das wirst du eines Umlaufs bereuen! Das war eine Gelegenheit, wie sie so schnell nicht mehr kommen wird, heulten seine Zweifel, aber Boindil achtete nicht weiter auf sie. Er starrte durch die Lücke hinaus zu den Gestirnen und betete zu Vraccas. Dem wahren Vraccas. Und der lebte nicht jenseits der Schwarzen Schlucht zwischen Scheusalen und Ungeheuern.

IX
    Das Geborgene Land, Nordosten des Braunen Gebirges, Im Reich der Vierten, 6491. Sonnenzyklus, Winter.
    Ingrimmsch und Tungdil ritten auf die vorgelagerte Silberfeste zu, die das Geborgene Land gegen Bedrohungen aus dem Nordosten verteidigen sollte.
Sie war vor zweihundertelf Zyklen vom Stamm der Vierten mit schwarzen Basaltsteinen verstärkt worden, da sie als erste Barriere dienen musste, falls die Bestien aus der Schwarzen Schlucht jemals bis hierher gelangten.
Ihre weit aufragenden, verschneiten Mauerkronen und Türme versperrten die Sicht auf die noch imposantere Goldfeste dahinter, die eine zweite Barrikade gegen Eindringlinge jeglicher Art ins Braune Gebirge bildete.
Ingrimmsch sah den Quadern an, dass sie von Zwergenhänden behauen worden waren, doch die Meisterlichkeit, wie sie sein Stamm von Vraccas verliehen bekommen hatte, fehlte den Vierten, deren wahre Begabung im Bearbeiten von Edelmetallen lag. Die Ponys und der Befün schwenkten auf die weiße, glitzernde Ebene ein, die damals zuerst von Orks und danach von den Acronta überrannt worden war. Ingrimmsch kannte die weitschweifigen Erzählungen, war jedoch selbst nicht bei der Schlacht dabei gewesen. »Ich kann mir gut vorstellen, was sich zugetragen hat. Das muss eine Schlacht gewesen sein: genau meine Kragenweite!«, sagte er, und sein Atem wurde als weiße Wolke sichtbar. »Wie sich Schweineschnauzen, Oger und Trolle gegen die Mauern warfen und sie erklommen.« Er zeigte nach rechts. »Da, der Vorgänger des Turms ist unter dem Beschuss ihrer Katapulte eingebrochen und hat Hunderte von Bestien erschlagen.« Er seufzte. »Und dann schafften sie es näher und immer näher heran, drängten sich die Leitern hinauf, wollten auf die Wehrgänge der Gemmenschneider gelangen, als«, er machte eine Pause und sah Tungdil an, »als sie auftauchten!« Tungdil hörte zwar zu, verriet jedoch durch nichts, dass er wusste, wie es weiterging. »Die Scheusale hätten die Vierten beinahe überrannt, aber die Acronta rollten über die Ebene und machten sich einen Spaß daraus, die Schweineschnauzen zu jagen, wie es Hunde mit Katzen tun.« Er lachte und schlug sich auf den Schenkel. »Wie gern hätte ich das gesehen und wäre dabei gewesen!«
»Haben die Acronta die Orks danach nicht gefressen?«
»0 doch, das haben sie. Erinnerst du dich noch an Djerün, den Leibwächter von Andökai der Stürmischen?« Boindil betrachtete die Mauern, die seit dem Angriff vor gut zweihundertfünfzig Zyklen um das Doppelte verstärkt worden waren, auch wenn die viel gefährlicheren Gegner auf der Südseite des Zwergenreichs saßen. Das hatte man zu diesen Zeiten aber nicht ahnen können.
Zwei Flaggen wehten

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