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Das Schicksal der Zwerge

Das Schicksal der Zwerge

Titel: Das Schicksal der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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weiter und nahm einen Schluck Tee. »Du möchtest wissen, was für ein Geschöpf das war, welches ich beraubt und umgebracht habe«, deutete er die Blicke. »Schon, Gelehrter. Dass es ein Schweinehund gewesen sein muss, ist mir durchaus bewusst. Und dass er sich beim Anfertigen dieser Rüstung unheilvoller Magie bediente, wie sie auch von den Albae gebraucht wird, liegt nach dem Vorfall von vorhin auf der Hand.« Ingrimmsch sah Tungdil an. »Was müsste ich noch darüber wissen? Für den Notfall?«
Tungdil schabte die Reste zusammen, aß sie und leckte den Löffel ab. »Das war sehr gut«, lobte er. »Ein bisschen wenig, aber sehr gut.«
Der Zwerg kniff die Augen zusammen. »Ist das etwa der schäbige Versuch, mir auszuweichen?« Er kramte in seiner Tasche und nahm eine neue Pfeife heraus. »Wie gut, dass ich zwei dabeihatte. Der Schwachkopf hat mir meine Pfeife zertrampelt. Meine Lieblingspfeife! Sie war so gut eingeraucht.« Er stopfte sie und entzündete den Tabak mit einem glimmenden Span aus dem Kamin. Tungdil machte eine Pause, verfolgte den hellen Wasserdampf, der aus seinem Becher nach oben stieg und vergängliche Schlieren in die Luft malte. Dort stieß er mit den bläulichen Schwaden der Pfeife zusammen und vermengte sich.
»Ich begegnete ihm einen Zyklus nach meiner Ankunft auf der anderen Seite. Jedenfalls denke ich, dass es nach einem Zyklus war. Das Licht verhält sich dort unten anders, man verliert das Gespür für die Abschnitte eines Umlaufs. Ich setzte mich gegen eine Horde Orks zur Wehr und geriet ins Hintertreffen, weil ich noch immer an den Folgen der Verletzungen litt, die ich in der Schwarzen Schlucht hinnehmen musste. Die ersten zwanzig fielen sehr schnell, aber es quollen unentwegt neue Scheusale aus den Gängen hervor, angelockt durch das Geschrei der Sterbenden. Mit dem Rücken zur Wand verteidigte ich mich, zwei Bolzen im Leib und der linke Arm beinahe abgetrennt. Ich sandte mein letztes Gebet zu Vraccas, als er erschien.« Tungdils Stimme brach, er musste noch etwas trinken. »Er trug eine andere Rüstung als diese hier, aber von ähnlicher Beschaffenheit. Es war die erste, die er geschmiedet hatte.« Er neigte sich zu Ingrimmsch. »Ich schwöre, seine Kampfkraft übertrifft uns alle! Selbst dich, Boindil. Nimm deinen Bruder, mich und dich zusammen, und du kommst annähernd dorthin. Er führt zwei Waffen vom Gewicht deines Krähenschnabels gleichzeitig und ist dabei immer noch so schnell, dass man seine Schläge fast nicht kommen sieht. Eine dritte Waffe trägt er in einer Rückenhalterung. Er ...«
»Hat er auch einen Namen?« Ingrimmsch hörte gebannt zu.
Tungdils Auge flackerte, und Boindil wusste nicht, ob aus Angst oder Missfallen wegen der Unterbrechung.
»Er hat viele Namen. Einen davon vermag ich auszusprechen«, wich er dem Freund aus. »Vraccas.«
»Was?« Ingrimmsch richtete sich ruckartig auf. »Lästerung sondergleichen! Wie kann er es wagen?«
»Er ist ohne Frage etwas ganz Besonderes und war bis zu meinem Erscheinen der einzige Zwerg in der Finsternis der anderenSeite.« Tungdil schauderte. »Wenn du ihn sehen würdest, Boindil, könntest du verstehen, warum dieser Name für mich Sinn ergab. Und er hat mich vor den Orks gerettet.« Er senkte den Blick auf den Becher. »Er nahm mich mit in sein Refugium, eine alte Festung, welche von den Ausgeburten Tions aufgegeben worden war. Er hatte sie so weit verstärkt, wie er es für nötig befunden hatte, und sich dort eine gigantische Schmiede eingerichtet. Genau so habe ich mir immer die Ewige Schmiede des Schöpfers vorgestellt! Er befeuert Essen, deren Hitze alles zum Schmelzen bringt, Boindil! Stein, Erz, alles! Ich habe es mit meinem eigenen Auge gesehen. Drachenbrodem ist dagegen ein heißes Lüftchen.« Er erhob sich, von innerer Unruhe getrieben. »Dort verbrachte er die Umläufe damit, sich Rüstungen auszudenken und sie zu überarbeiten. Wenn man so will, ging ich bei ihm in die Lehre.«
Boindil rieb sich den Bart. Er mochte es gar nicht, was er da zu hören bekam. »Diese Runen? Hat sich der falsche Vraccas sie auch ausgedacht?«
Tungdil nickte. »Er besaß ein gewisses Wissen über Magie, wenn du mich fragst. Allerdings eine andere Art von Kunst, wie sie die Magae und Magi des Geborgenen Landes beherrschen. Auf der anderen Seite werden die Zauber in Runen gebannt. Man kann sie durch besondere Worte zum Leben erwecken und auslösen. Oder sie handeln von selbst.«
»Ich erinnere mich sehr genau«, grummelte Ingrimmsch.

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