Das Schicksal des Highlanders
Tod gebracht.«
Eric fröstelte und rieb sich die Arme in einem vergeblichen Versuch, die Kälte zu vertreiben, die sich plötzlich seiner bemächtigte. »Und es war ein langsamer, brutaler Tod. Hoffentlich muss ich solche Grausamkeiten nie wieder mit ansehen. Allein dafür hat Beaton tausend Tode verdient!«
»Du hast gesehen, wie Malcolm ermordet wurde?«, fragte James mit harter, kalter Stimme.
»Beaton dachte, es würde mich abhärten, wenn ich miterleben würde, wie Verräter behandelt werden.« Eric schüttelte den Kopf. »Malcolm hat tagelang gelitten, aber er hat Beaton nichts verraten; kein Geheimnis der Murrays kam über seine Lippen. Er war ein sehr tapferer, treuer Mann. Ich glaube nicht, dass ich bei solchen Höllenqualen fest geblieben wäre. Nein, sicher nicht, wenn sie tagelang andauerten.«
»Man hätte dich nicht zwingen dürfen, so etwas mitanzusehen!«
»Vermutlich hat Beaton solche Grausamkeiten in jungen Jahren ebenfalls mitansehen müssen«, murmelte Maldie. »Wie Eric mir erzählt hat, schien der Mann zu glauben, dass ein Junge eine solche Ausbildung zur Abhärtung bräuchte. Manchmal sind Menschen wie Beaton von Natur aus böse, manchmal werden sie erst zu Schurken gemacht, indem das Böse in ihnen von klein auf gehegt und gepflegt wird.«
»Du meinst also, Beatons Vater war ein grausamer Schuft, und deshalb ist Beaton auch einer geworden?«, fragte Nigel. Maldie nickte. »Das ist zwar sehr traurig, aber es wird ihn nicht vor dem Tod bewahren, den er verdient.«
»Nein, das habe ich nicht gemeint. Offen gestanden glaube ich, dass Beaton den Tod gar nicht so sehr fürchtet wie die göttliche Gerechtigkeit, die ihn danach erwartet. Und ich glaube, dass Beatons Vater unvorstellbar grausam gewesen ist. Damit ließe sich immerhin erklären, warum Beaton ihn ohne die geringsten Schuldgefühle getötet hat.«
»Beaton hat seinen eigenen Vater getötet?«, fragte James, dessen Stimme ob eines solch schrecklichen Verbrechens ganz brüchig war.
»Ja, das hat er mir selbst erzählt.«
»Meine Mutter hat er auch getötet«, meinte Eric.
Dann erklärte er, wie er das erfahren hatte. Maldie wusste, dass er den Murrays bald die Wahrheit über seine Herkunft sagen würde, und das bedeutete, dass auch sie selbst ehrlich sein musste. James’ Reaktion auf die Nachricht, dass Beaton seinen eigenen Vater ermordet hatte, zeigte ihr, dass nicht alles, was sie zu berichten hatte, ohne Weiteres hingenommen werden würde. Natürlich war es eine schreckliche Sünde, Vater oder Mutter zu ermorden, aber sie hatte sich immer gescheut, länger darüber nachzudenken. Doch nun beschlich sie eine düstere Ahnung: Bald würde sie herausfinden, dass nur Beaton und Männer seines Schlags so etwas akzeptierten und alle anderen es strikt ablehnten.
Beatons Feststellung, sie ähnle ihm mehr, als ihr lieb war, klang ihr noch in den Ohren. Sie erschauerte. Natürlich war ihr diese Vorstellung ein Graus, doch sie fragte sich, ob er nicht doch recht gehabt hatte. Wenn sie schneller gewesen wäre und Beaton und Calum langsamer, würde jetzt das Blut ihres Vaters an ihren Händen kleben. Am meisten beunruhigte sie jedoch, dass Beaton zwar ein übler Bursche war, aber wahrscheinlich sehr viel bessere Gründe als sie gehabt hatte, seinen Vater umzubringen.
Tief in ihr nagte eine kalte Wut auf ihre Mutter, und diese Wut konnte sie nur deswegen beherrschen, weil gleich daneben ein Schmerz wohnte, dem sie sich nicht stellen wollte. Wenn ihre Mutter sie überhaupt je geliebt hatte, dann hatte ihre Verbitterung alle Liebe in ihr getötet. Keine wahrhaft liebende Mutter hätte ihrer Tochter das angetan, was Margaret Kirkcaldy Maldie angetan hatte. Margaret hatte ihr einziges Kind dazu erzogen, einen Mann zu töten, und zwar nicht irgendeinen, sondern ihren Erzeuger. Und sie hatte sich nicht ein einziges Mal gefragt, was sie ihrem Kind damit antat.
Maldie überlegte, ob noch mehr von dem, was Beaton gesagt hatte, der Wahrheit entsprach. Sie fürchtete, dass das meiste davon stimmen könnte. Margaret hatte Beaton nicht deshalb tot sehen wollen, weil er ihr das Herz gebrochen oder sie arm und in Schande im Stich gelassen hatte, sondern weil er sie in ihrer Eitelkeit verletzt hatte. Es war schrecklich, die eigene Mutter in einem solchen Licht zu sehen, doch je mehr Maldie darüber nachdachte, desto wahrscheinlicher erschien es ihr.
Jedes Mal, wenn Margaret von Liebe und gebrochenen Herzen gesprochen hatte, hatte sie geklungen, als ob
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