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Das Schicksal in Person

Das Schicksal in Person

Titel: Das Schicksal in Person Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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nett; Antheas eines Augenlid zuckte manchmal. Sie hatte große graue Augen und eine auffallende Art, sich plötzlich umzuschauen, als ob sie das Gefühl habe, beobachtet zu werden. Merkwürdig, dachte Miss Marple. Was wohl mit Anthea los ist?
    Man setzte sich, und die Unterhaltung kam in Gang. Mrs Glynne verließ nach kurzer Zeit den Raum in Richtung Küche. Sie war offenbar für den Haushalt zuständig. Das Gespräch nahm einen ganz normalen Lauf. Clotilde Bradbury-Scott erzählte, dass dieses Haus schon immer in Familienbesitz gewesen sei. Es hatte zuerst ihrem Großonkel gehört, dann ihrem Onkel, und als er starb, habe er es ihr und ihren beiden Schwestern hinterlassen.
    »Er hatte nur einen Sohn«, sagte Miss Bradbury-Scott, »und er fiel im Krieg. Wir sind die letzten der Familie, abgesehen von ein paar ganz entfernten Verwandten.«
    »Das Haus hat sehr schöne Proportionen«, sagte Miss Marple. »Ihre Schwester erzählte mir, dass es um 1780 erbaut wurde.«
    »Ja, das wird ungefähr stimmen. Schön ist es schon, aber es wäre besser, es wäre nicht ganz so groß und weiträumig.«
    »Heutzutage kostet schon der Unterhalt soviel«, sagte Miss Marple.
    »Allerdings.« Clotilde seufzte. »Und deswegen haben wir vieles einfach verfallen lassen müssen, so traurig es ist. Auch draußen im Garten. Wir hatten früher ein sehr schönes, großes Gewächshaus.«
    »Mit einem wunderschönen Weinstock«, warf Anthea ein. »Und an den Wänden wuchs Heliotrop. Ich bedauere sehr, dass wir es nicht mehr haben. Im Krieg war natürlich kein Gärtner zu bekommen. Wir hatten einen ganz jungen, und der wurde dann auch einberufen. Mit der Zeit ist es schließlich immer mehr verfallen.«
    »Und auch das kleine Treibhaus«, fügte Clotilde hinzu. Beide Schwestern seufzten, und daraus sprach die Resignation von Menschen, die vieles mitgemacht und erlebt hatten, dass die Zeiten anders, aber nicht besser geworden waren.
    Über dem Haus lag eine große Schwermut, stellte Miss Marple fest. Eine Traurigkeit, die durch nichts ausgelöscht werden konnte, denn sie saß zu tief. Sie fröstelte plötzlich.

8
     
    D as Mittagessen war das übliche: ein kleines Stück Hammelfleisch, Röstkartoffel, dann ein Pflaumentörtchen mit etwas Sahne. Miss Marple benutzte die Gelegenheit, sich im Esszimmer umzusehen. An den Wänden hingen einige unbedeutende viktorianische Porträts, wahrscheinlich Familienbilder. Das Büfett war groß und schwer, aus dunklem Mahagoni. Die Vorhänge waren aus tiefrotem Damast. Der Tisch, an dem sie aßen, war ebenfalls aus Mahagoni und so lang, dass sicher zehn Personen daran Platz hatten.
    Miss Marple erzählte von der Reise, meinte aber, es gäbe noch gar nicht viel zu berichten, man sei ja erst drei Tage unterwegs.
    »Ich nehme an, Mr Rafiel war ein alter Freund von Ihnen?«, fragte die ältere Miss Bradbury-Scott.
    »Nein, eigentlich nicht«, sagte Miss Marple. »Ich habe ihn auf einer Kreuzfahrt nach Westindien kennen gelernt. Er ist wegen seiner Krankheit dort gewesen, glaube ich.«
    »Ja, er war fast gelähmt, schon seit Jahren«, sagte Anthea.
    »Sehr traurig«, meinte Miss Marple. »Wirklich sehr traurig. Ich habe immer bewundert, wie energisch er war. Er hat immer hart gearbeitet, trotz allem. Jeden Tag hat er seiner Sekretärin diktiert und Telegramme losgeschickt. Er hat nicht nachgegeben. Er wollte nichts von seiner Krankheit wissen.«
    »O nein, das wollte er nicht«, bestätigte Anthea.
    »Wir haben ihn in den letzten Jahren kaum gesehen«, sagte Mrs Glynne. »Aber er war ja so beschäftigt. Doch zu Weihnachten hat er immer sehr nett geschrieben.«
    »Wohnen Sie in London?«, fragte Anthea.
    »Nein«, sagte Miss Marple. »Ich lebe auf dem Land. Ein kleiner Ort in der Nähe von Loomouth. Eine knappe Autostunde von London entfernt. Früher war es ein sehr hübscher, rückständiger kleiner Ort. Aber jetzt ist es wie überall, man ist auch dort ›fortschrittlich‹ geworden.« Sie fügte hinzu: »Mr Rafiel hat, glaube ich, in London gelebt?«
    »Er hatte einen Landsitz in Kent«, sagte Clotilde. »Dorthin hat er auch Gäste eingeladen. Geschäftsfreunde und Leute aus dem Ausland. Von uns ist, soviel ich weiß, nie jemand dort gewesen. Wir haben uns immer in London gesehen, aber das war sehr selten.«
    »Es war eine nette Idee«, sagte Miss Marple, »Ihnen vorzuschlagen, mich während meines Aufenthalts hier einzuladen. Dabei war er ein so beschäftigter Mann. Wirklich sehr nett.«
    »Wir haben früher auch

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