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Das Schicksal in Person

Das Schicksal in Person

Titel: Das Schicksal in Person Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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hinbringen. Sie müsste behandelt werden, aber sie wird sicher nicht von zu Hause weg wollen. Schließlich ist das hier ihr Zuhause! Manchmal ist es wirklich nicht ganz einfach mit ihr.«
    »Das ganze Leben ist manchmal nicht einfach«, meinte Miss Marple philosophisch.
    »Lavinia redet davon, wegzugehen«, sagte Clotilde. »Sie möchte wieder im Ausland leben. In Taormina. Sie war mit ihrem Mann oft dort und sehr glücklich. Sie lebt nun schon ein paar Jahre hier, aber sie hat immer Fernweh und möchte verreisen. Manchmal, glaube ich, fällt es ihr schwer, mit Anthea unter einem Dach zu wohnen.«
    »Wie traurig«, sagte Miss Marple. »Ja, ich habe von ähnlichen Fällen schon gehört.«
    »Sie fürchtet sich vor Anthea«, sagte Clotilde. »Sie hat richtig Angst. Dabei bemühe ich mich so, ihr klarzumachen, dass gar kein Grund besteht. Anthea ist eben manchmal etwas sonderbar. Sie hat verrückte Ideen und sagt manchmal verrückte Dinge. Aber eine Gefahr ist sie nicht – ich meine ihre… Ach, ich weiß selbst nicht, was ich meine. Sie tut nichts Gefährliches oder Verrücktes.«
    »Dann hat es also in dieser Beziehung nie Schwierigkeiten gegeben?«, fragte Miss Marple.
    »Nein, nicht die Geringsten. Sie hat manchmal nervöse Temperamentsausbrüche und entwickelt ganz plötzlich eine Abneigung gegen irgendeinen Menschen. Sie kann eifersüchtig sein. Besonders auf Leute, mit denen man sich mehr beschäftigt als ihr lieb ist. Manchmal glaube ich, es wäre besser, wir verkauften dieses Haus und zögen woanders hin.«
    »Das ist alles sehr traurig für Sie«, sagte Miss Marple. »Es muss schwierig sein, mit den vielen Erinnerungen zu leben.«
    »Sie verstehen das? Ja, ich glaube, Sie können es verstehen. Man kann nichts dagegen machen. Die Erinnerung an dieses liebe, bezaubernde Kind ist zu mächtig. Sie war für mich wie eine Tochter. Sie war die Tochter meiner besten Freundin. Intelligent, klug und künstlerisch sehr begabt. Sie zeichnete viel. Ich war sehr stolz auf sie. Und dann diese unglückselige Liebe, dieser schreckliche, geistesgestörte Junge.«
    »Sie meinen Mr Rafiels Sohn, Michael Rafiel?«
    »Ja. Wenn er nur nie hergekommen wäre. Er war zufällig in der Gegend, und sein Vater meinte, er solle uns besuchen. Er kam zum Essen. Er konnte ja sehr charmant sein, wissen Sie, aber er war immer ein Übeltäter gewesen und vorbestraft. Er war schon zweimal im Gefängnis gewesen und hatte sich üble Mädchengeschichten geleistet. Aber ich hätte nie gedacht, dass Verity… Sie war vernarrt in ihn. Das passiert wohl in dem Alter öfter. Sie war rasend verliebt, hat an nichts anderes gedacht und keine Kritik an ihm gelten lassen. Was er früher getan habe, sei alles nicht seine Schuld gewesen, meinte sie. Sie wissen, wie die Mädchen dann sind. ›Alle sind gegen ihn‹, heißt es dann immer. Niemand habe Rücksicht auf ihn genommen. Ach, man kann schon nicht mehr hören, was einem da so gesagt wird. Haben diese Mädchen denn überhaupt keine Vernunft?«
    »Nein«, sagte Miss Marple. »Meistens haben sie sie nicht, da muss ich Ihnen Recht geben.«
    »Sie wollte nicht hören. Ich versuchte, ihn von ihr fern zu halten, verbot ihm das Haus. Das war natürlich ein Fehler, aber ich erkannte es zu spät. Sie trafen sich eben woanders. Ich weiß nicht wo, aber sicher wechselten sie den Treffpunkt häufig. Meist holte er sie an einer bestimmten Stelle mit seinem Wagen ab und brachte sie spät nachts nach Hause. Ein paarmal kam sie gar nicht nach Hause, erst am nächsten Tag. Ich sagte ihnen, dass das alles aufhören müsse, dass es nicht mehr so weitergehe, aber es war sinnlos. Verity wollte nicht hören, und von ihm hatte ich es nicht anders erwartet.«
    »Wollten sie heiraten?«, fragte Miss Marple.
    »Ich glaube nicht, dass es so weit kam. Er hatte sicher nicht die Absicht. An so etwas dachte er bestimmt nicht.«
    »Das tut mir sehr Leid für Sie«, sagte Miss Marple. »Sie müssen viel durchgemacht haben.«
    »Ja. Aber das schlimmste war, die Leiche zu identifizieren. Das war einige Zeit nachdem – nachdem sie verschwand. Natürlich hatten wir angenommen, dass sie mit ihm durchgebrannt sei und wir eines Tages eine Nachricht von ihr bekämen. Die Polizei nahm die Sache allerdings ernster. Sie verhörten Michael, und seine Aussage stimmte nicht mit dem überein, was die Zeugen hier sagten.
    Und dann fand man sie. Nicht hier in der Nähe, etwa dreißig Meilen entfernt. In einer abgelegenen Gegend, im Dickicht, in einer Art

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