Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition)

Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition)

Titel: Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Green
Vom Netzwerk:
unterrichtet hatte, hielt den Vortrag, und sie schaffte es, neunzig Minuten über Sylvia Plath zu reden, ohne ein einziges Wort ihrer Gedichte zu zitieren.
    Als ich rauskam, wartete meine Mutter im Wagen vor dem Gebäude.
    »Warst du die ganze Zeit hier?«, fragte ich, als sie aus dem Wagen sprang, um mir zu helfen, die Sauerstoffflasche ins Auto zu laden.
    »Nein, ich war bei der Reinigung und auf der Post.«
    »Und dann?«
    »Ich habe ein Buch dabei«, sagte sie.
    »Und du beschwerst dich, dass ich nichts mit meinem Leben anfange.« Ich lächelte, und sie versuchte zurückzulächeln, aber es war nicht ganz echt. Nach einer Sekunde sagte ich: »Wollen wir ins Kino gehen?«
    »Klar. Gibt es einen Film, der dich interessiert?«
    »Gehen wir einfach hin und sehen, was als Nächstes kommt.« Sie schloss meine Tür und ging um den Wagen herum. Dann fuhren wir zum Castleton-Kino und sahen uns einen 3-D-Film mit sprechenden Wüstenspringmäusen an. Eigentlich war es ganz lustig.
     
    Als ich aus dem Kino kam, hatte ich drei SMS von Augustus.
     
Bitte sag mir, in meiner Ausgabe fehlen die letzten zwanzig Seiten oder so was.
 
Hazel Grace, sag mir, das ist nicht das Ende des Buchs.
VERDAMMT, HEIRATEN SIE ODER NICHT? VERDAMMT, WAS IST DAS ?
 
Ich schätze, Anna ist gestorben und deshalb ist Schluss? BRUTAL .
Ruf mich an, wenn du Zeit hast. Hoffe, dir geht’s gut.
     
    Als ich nach Hause kam, ging ich also raus in den Garten, setzte mich auf einen alten rostigen Gartenstuhl und rief ihn an. Es war ein wolkenverhangener Tag, typisch für Indiana: ein Wetter, bei dem man sich wie unter einer Glocke fühlte. Unser kleiner Garten hinter dem Haus wurde von der Schaukel meiner Kindheit beherrscht, die inzwischen ziemlich windschief und mitleiderregend aussah.
    Nach dem dritten Klingeln ging Augustus ran. »Hazel Grace«, sagte er.
    »Willkommen bei der süßen Folter von Ein herrschaftliches … « Ich brach ab, als ich ein heftiges Schluchzen am anderen Ende hörte. »Alles in Ordnung?«, fragte ich.
    »Mir geht es bestens«, antwortete Augustus. »Aber Isaac ist bei mir, und er hat gerade einen Zusammenbruch.« Das Heulen wurde lauter. Es klang wie der Todesschrei eines verletzten Tiers. Gus redete mit Isaac. »Hey, Mann. Mann. Meinst du, Hazel von der Selbsthilfegruppe macht es besser oder schlimmer? Isaac. Sieh. Mich. An.« Nach einer Minute sagte Gus zu mir: »Kannst du in vielleicht zwanzig Minuten bei mir sein?«
    »Klar«, sagte ich und legte auf.
     
    Luftlinie waren es wahrscheinlich nur fünf Minuten von uns zum Haus der Waters, aber man konnte nicht Luftlinie fahren, weil der Holliday-Park dazwischen lag.
    Obwohl er ein geographisches Hindernis darstellte, mochte ich den Holliday-Park sehr . Als ich klein war, watete ich mit meinem Vater im White River, und dann kam immer der tolle Moment, wenn mein Vater mich hoch in die Luft warf, mit voller Kraft von sich weg, und im Fliegen streckte ich die Arme aus, und er streckte die Arme nach mir aus, und wir sahen beide, dass unsere Hände sich nicht berühren würden und dass er mich nicht fangen konnte, und dann kriegten wir beiden einen Riesenschreck, aber auf die gute Art, und dann platschte ich, mit den Beinen strampelnd, ins Wasser und kam unversehrt wieder hoch, um Luft zu holen, und die Strömung brachte mich zu ihm zurück, und ich rief: »Noch mal, Daddy, noch mal!«
    Ich parkte vor der Einfahrt neben einem alten schwarzen Toyota, der wahrscheinlich Isaac gehörte. Mit der Sauerstoffflasche im Schlepptau ging ich zur Tür. Ich klopfte. Gus’ Vater machte auf.
    »Nur-Hazel«, sagte er. »Schön dich zu sehen.«
    »Augustus sagte, ich könnte vorbeikommen?«
    »Ja, er ist mit Isaac im Keller.« Im gleichen Moment hörten wir von unten ein Heulen. »Das ist wahrscheinlich Isaac«, sagte Gus’ Vater und schüttelte langsam den Kopf. »Cindy musste mal raus. Ihn zu hören …«, sagte er, dann brach er ab. »Na ja, ich schätze, du wirst unten erwartet. Kann ich dir vielleicht deine … Flasche tragen?«, fragte er.
    »Nein, geht schon. Danke, Mr. Waters.«
    »Mark«, sagte er.
    Ich hatte ein bisschen Angst davor runterzugehen. Leute vor Verzweiflung laut heulen zu hören war keine meiner Lieblingsbeschäftigungen. Aber ich ging trotzdem.
    »Hazel Grace«, sagte Augustus, als er meine Schritte hörte. »Isaac, Hazel von der Selbsthilfegruppe kommt die Treppe runter. Hazel, kleine Gedächtnisstütze: Isaac befindet sich mitten in einer Psychose.«
    Augustus und Isaac

Weitere Kostenlose Bücher