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Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition)

Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition)

Titel: Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Green
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schon was vor? :-)
    Er schrieb sofort zurück. Waters macht’s möglich.
     
    Wenn ich nur noch diese zwei Wochen am Leben blieb, würde ich die ungeschriebenen Geheimnisse von Annas Mutter und dem Tulpenholländer erfahren. Ich sah meinen Brustkorb unter dem T-Shirt an.
    »Halt bloß durch«, ermahnte ich meine Lunge.

KAPITEL NEUN
     
    Am Tag bevor wir nach Amsterdam flogen, ging ich zum ersten Mal, seit ich Augustus kennengelernt hatte, wieder zur Selbsthilfegruppe. Die Besetzung unten in Jesus’ buchstäblichem Herzen hatte ein wenig gewechselt. Ich war früh dran, weswegen der allzeit starken Blinddarmkrebspatientin Lida genug Zeit blieb, mich auf den neuesten Stand zu bringen, während ich am Tisch mit der Limonade lehnte und einen Supermarktschokoladenkeks aß.
    Der zwölfjährige Michael war an Leukämie gestorben. Er hatte bis zuletzt gekämpft, sagte Lida, als gäbe es in unserer Lage irgendeine Alternative. Alle anderen waren noch da. Ken war nach Bestrahlung ohne Befund. Lucas hatte einen Rückfall, und Lida sagte es mit einem traurigen Lächeln und einem leichten Achselzucken, als würde sie von einem Alkoholiker sprechen, der einen Rückfall hatte.
    Ein hübsches, rundliches Mädchen kam an den Kekstisch und grüßte Lida, dann stellte sie sich mir als Susan vor. Ich wusste nicht, was ihr fehlte, aber sie hatte eine Narbe im Gesicht, die neben ihrer Nase anfing, zur Lippe herunterlief und dann quer über die Wange führte. Sie hatte versucht, die Narbe mit Make-up abzudecken, doch irgendwie betonte es sie nur noch mehr. Von der ganzen Steherei ging mir die Puste aus, und ich sagte: »Ich setze mich«, und dann ging die Fahrstuhltür auf, und Isaac kam mit seiner Mutter herein. Er trug eine Sonnenbrille und klammerte sich mit einer Hand an den Arm seiner Mutter, in der anderen hielt er einen Stock.
    »Selbsthilfe-Hazel, nicht Monica«, sagte ich, als er nahe genug war, und er lächelte und sagte: »Hallo, Hazel. Wie geht’s so?«
    »Gut. Seit du blind bist, bin ich extrem schön geworden.«
    »Darauf wette ich«, sagte er. Seine Mutter führte ihn zu einem Stuhl, küsste ihn auf den Scheitel, und dann ging sie zum Fahrstuhl zurück. Er betastete den Stuhl und setzte sich. Ich setzte mich neben ihn. »Wie läuft’s bei dir?«
    »Ganz gut. Ich bin froh, dass ich wieder zu Hause bin. Gus hat erzählt, dass du auf der Intensivstation warst?«
    »Ja«, sagte ich.
    »Scheiße«, sagte er.
    »Es geht mir aber wieder viel besser«, sagte ich. »Morgen fahre ich mit Gus nach Amsterdam.«
    »Ich weiß. Ich weiß so ziemlich alles über dein Leben, weil Gus VON NICHTS ANDEREM REDET.«
    Ich lächelte. Patrick räusperte sich und sagte: »Können wir uns alle setzen?« Dann fiel sein Blick auf mich. »Hazel!«, sagte er. »Ich freue mich sehr, dich zu sehen!«
    Alle setzten sich, und Patrick fing mit der Geschichte seiner Eierlosigkeit an, und ich ließ mich in die Routine der Selbsthilfegruppe gleiten: die Verständigung mit Isaac durch Seufzer, das Mitleid für alle im Raum, aber auch für alle draußen, das Ausklinken aus den Gesprächen, um mich auf meine Atemlosigkeit und den Schmerz zu konzentrieren. Die Welt ging ihren Gang, auch ohne meine volle Teilnahme, und ich wachte erst aus meinen Tagträumen auf, als jemand meinen Namen sagte.
    Es war Lida die Starke. Lida ohne Befund. Die blonde, gesunde, stämmige Lida, die im Schwimmteam der Schule schwamm. Lida, der nur der Blinddarm fehlte, sagte meinen Namen, sagte: »Hazel ist so ein Vorbild für mich; das ist sie wirklich. Sie kämpft so tapfer, wacht jeden Morgen auf und zieht, ohne zu klagen, in den Krieg. Sie ist so stark. Sie ist viel stärker als ich. Ich wünschte, ich hätte ihre Stärke.«
    »Hazel?«, sagte Patrick. »Wie geht es dir, wenn du das hörst?«
    Ich zuckte die Schultern und sah Lida an. »Ich gebe dir gerne meine Stärke, wenn ich dafür deinen Befund kriege.« Kaum hatte ich es gesagt, hatte ich ein schlechtes Gewissen.
    »Ich glaube nicht, dass Lida es so gemeint hat«, sagte Patrick. »Ich glaube, sie wollte …« Doch ich hörte schon nicht mehr zu.
    Nach den Gebeten für die Lebenden und der endlosen Litanei der Toten (mit dem jungen Leukämiker am Ende) hielten wir uns an den Händen und sagten: »Unser bestes Leben heute leben!«
    Danach kam Lida sofort zu mir, voller Entschuldigungen und Erklärungen, und ich sagte: »Nein, nein, schon gut«, und winkte ab, und dann sagte ich zu Isaac: »Würdest du mich nach oben

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