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Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition)

Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition)

Titel: Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Green
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sagte: »Scheiße. Was denn?«
    »Ich kann nicht nach Amsterdam. Einer meiner Ärzte hält es für keine gute Idee.«
    Er schwieg einen Moment. »Mann«, sagte er dann. »Ich hätte einfach selbst zahlen sollen. Hätte dich direkt von dem Skelett nach Amsterdam verschleppen sollen.«
    »Dann wäre ich wahrscheinlich in Amsterdam an Sauerstoffunterversorgung gestorben, und meine Leiche wäre im Frachtraum nach Hause geflogen«, sagte ich.
    »Na gut«, gab er zurück, »aber vorher würde ich dich mit so einer romantischen Geste bestimmt ins Bett kriegen.«
    Ich musste so lachen, dass ich die Stelle spürte, wo der Drainageschlauch gewesen war.
    »Du lachst, weil es stimmt«, sagte er.
    Ich lachte wieder.
    »Es stimmt, oder?«
    »Wahrscheinlich nicht«, entgegnete ich, doch nach einem Moment sagte ich: »Aber man kann nie wissen.«
    Er seufzte verzweifelt. »Dann werde ich als Jungfrau sterben.«
    »Du bist noch Jungfrau?«
    »Hazel Grace«, sagte er. »Hast du einen Zettel und einen Stift?« Hatte ich. »Gut. Dann zeichne bitte einen Kreis.« Ich tat es. »Und jetzt zeichne in den Kreis einen kleineren Kreis hinein.« Ich tat es. »Der größere Kreis ist die Menge aller Jungfrauen. Der kleinere Kreis ist die Menge aller siebzehnjährigen Jungen mit nur einem Bein.«
    Ich lachte wieder und sagte, die Tatsache, dass ich die meisten meiner sozialen Kontakte aus dem Kinderkrankenhaus hatte, trug auch nicht gerade zu meiner Promiskuität bei, und dann sprachen wir über Peter Van Houtens brillante Bemerkung über die Schlampe Zeit, und obwohl ich im Bett lag und Gus in seinem Zimmer war, fühlte es sich wirklich wieder so an, als wären wir in jenem unerschaffenen dritten Raum, einem Ort, an dem ich wirklich gerne mit ihm war.
    Als ich auflegte, kamen meine Eltern herein, obwohl mein Zimmer eigentlich viel zu klein für uns alle drei war, und sie setzten sich jeweils auf eine Seite des Betts, und wir sahen zusammen ANTM in meinem kleinen Fernseher. Selena, das Mädchen, das ich nicht leiden konnte, wurde rausgeschmissen, und aus irgendeinem Grund freute mich das sehr. Dann schloss Mom mich an das BiPAP an und deckte mich zu, und Dad gab mir einen Kuss auf die Stirn, ganz stoppelig, und dann schloss ich die Augen.
    Das BiPAP nahm mir die Kontrolle über das Atmen ab, was extrem unangenehm war, aber das Schöne waren die Geräusche, die es dabei machte: bei jedem Einatmen rumpelte es, und es zischte, wenn ich ausatmete. Ich fand, dass es wie ein Drache klang, der im gleichen Rhythmus atmete wie ich, als hätte ich einen zahmen Drachen, der sich neben mir eingekuschelt hatte und dem so viel an mir lag, dass er seinen Atem auf meinen einstellte. Daran dachte ich, als ich einschlief.
     
    Am nächsten Morgen stand ich spät auf. Ich sah im Bett fern und las meine E-Mails, und dann, nach einer Weile, arbeitete ich an einer E-Mail an Peter Van Houten, in der es darum ging, dass ich nicht nach Amsterdam fahren konnte, aber ich schwor beim Leben meiner Mutter, dass ich niemals irgendwem Informationen über das Fortleben der Figuren weitergeben würde, dass ich gar nicht auf die Idee käme, dies zu tun, denn ich sei ein schrecklich egoistischer Mensch, und könnte er mir nicht bitte einfach sagen, ob der Tulpenholländer echt ist und ob Annas Mutter ihn heiratet und außerdem was aus Sisyphus dem Hamster wird.
    Doch ich schickte die E-Mail nicht ab. Sie war zu mitleidheischend, selbst für mich.
    Gegen drei, als ich annahm, dass Augustus von der Schule zurück war, ging ich in den Garten und rief bei ihm an. Während es klingelte, setzte ich mich ins Gras, das ganz lang und von Unkraut durchsetzt war. Die Schaukel war noch da, und Unkraut wuchs auch in der kleinen Grube darunter, wo ich mich als Kind abgestoßen hatte, um immer höher zu fliegen. Ich erinnerte mich sogar noch, wie Dad den Bausatz gekauft und nach Hause gebracht hatte und wie er mit einem Nachbarn die Schaukel aufgebaut hatte. Er ließ sich nicht ausreden, die Schaukel als Erster auszuprobieren, um sie zu testen, und das Ding wäre fast unter ihm zusammengebrochen.
    Der Himmel war grau und hing tief, Wolken voller Regen, aber es regnete noch nicht. Als sich Augustus’ Anrufbeantworter meldete, hängte ich auf, und dann legte ich das Telefon neben mich auf den Boden und starrte weiter die Schaukel an, und ich dachte, dass ich alle kranken Tage, die mir blieben, für eine Handvoll gesunder hergeben würde. Ich versuchte mir einzureden, dass alles noch schlimmer sein

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