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Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition)

Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition)

Titel: Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Green
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begleiten?«
    Er nahm meinen Arm, und ich ging mit ihm zum Fahrstuhl, froh, eine Ausrede zu haben, um nicht die Treppe zu nehmen. Ich hatte es fast bis zum Fahrstuhl geschafft, als ich seine Mutter in der Ecke des buchstäblichen Herzens sah. »Ich bin hier«, sagte sie zu Isaac, und er wechselte von meinem Arm zu ihrem, bevor er mich fragte: »Kommst du mit zu uns?«
    »Klar«, sagte ich. Er tat mir leid. Auch wenn ich es hasste, wenn Leute Mitleid mit mir hatten, konnte ich nicht anderes, als welches mit ihm zu haben.
     
    Isaac lebte in einem kleinen Bungalow in Meridian Woods in der Nähe einer schicken Privatschule. Wir setzten uns ins Wohnzimmer, während seine Mutter in die Küche ging, um Abendessen zu machen, und dann fragte er mich, ob ich Lust hätte Videospiele zu spielen.
    »Klar«, sagte ich. Er bat mich um die Fernbedienung. Ich gab sie ihm in die Hand, und er stellte den Fernseher an und dann einen Computer, der an den Fernseher angeschlossen war. Der Bildschirm blieb schwarz, doch nach ein paar Sekunden sagte eine tiefe Stimme: Deception . Ein oder zwei Spieler?
    »Zwei«, sagte Isaac. »Pause.« Dann erklärte er: »Gus und ich spielen das Spiel ständig, aber es macht mich wahnsinnig, weil er ein total selbstmordgefährdeter Videospieler ist. Er ist viel zu aggressiv, wenn es darum geht, Zivilisten zu retten und solches Zeug.«
    »Ja«, sagte ich. Ich erinnerte mich an den Abend des Trophäenmassakers.
    »Weiter«, sagte er zum Computer.
    »Spieler eins, identifizieren Sie sich.«
    »Das ist die supersexy Stimme von Spieler eins«, sagte Isaac.
    »Spieler zwei, identifizieren Sie sich.«
    »Ich schätze, ich bin Spieler zwei«, sagte ich.
    Staff Sergeant Max Mayhem und Private Jasper Jacks wachen in einem dunklen leeren, circa zwei Quadratmeter großen Raum auf.
    Isaac zeigte auf den Fernseher, als müsste ich mit ihm reden oder so was. »Hm«, sagte ich. »Gibt es einen Lichtschalter?«
    Nein.
    »Gibt es eine Tür?«
    Private Jacks findet eine Tür. Sie ist abgeschlossen.
    Isaac kam mir zu Hilfe. »Auf dem Türrahmen liegt ein Schlüssel.«
    Ja, der Schlüssel ist da.
    »Mayhem schließt die Tür auf.«
    Es ist immer noch vollkommen dunkel.
    »Nimm das Messer raus«, sagte Isaac.
    »Nimm das Messer raus«, sagte ich.
    Aus der Küche kam ein kleiner Junge – Isaacs Bruder, nahm ich an. Er war vielleicht zehn, drahtig und ein Energiebündel, und er hüpfte durchs Wohnzimmer, bevor er mit einer echt guten Imitation von Isaacs Stimme rief: »BRING MICH UM.«
    Sergeant Mayhem hält sich das Messer an den Hals. Sind Sie sicher –
    »Nein«, sagte Isaac. »Pause. Graham, muss ich dir wieder in den Arsch treten?« Graham lachte fröhlich und hüpfte davon.
    Als Mayhem und Jacks tasteten Isaac und ich uns durch die dunklen Räume, bis wir einem Typen begegneten, den wir erstachen, nachdem wir ihn gezwungen hatten, uns zu verraten, dass wir uns in einem unterirdischen Gefängnis in der Ukraine befanden, mehr als tausend Meter unter der Erde. Als wir weiterspielten, führten uns Geräusche durch die Gewölbe – ein rauschender unterirdischer Fluss, Stimmen, die Ukrainisch und Englisch mit Akzent sprachen –, aber im ganzen Spiel konnte man absolut nichts sehen. Nachdem wir eine Stunde lang gespielt hatten, hörten wir irgendwo die Schreie eines verzweifelten Gefangenen. »Gott, hilf mir, Gott, hilf mir.«
    »Pause«, sagte Isaac. »An der Stelle will Gus immer unbedingt den Gefangenen finden, obwohl man das Spiel so nicht gewinnen kann, dabei ist die einzige Art, den Gefangenen zu befreien, das Spiel zu gewinnen.«
    »Ja, er nimmt Videospiele ziemlich ernst«, sagte ich. »Er ist ein bisschen zu verknallt in Metaphern.«
    »Magst du ihn?«, fragte Isaac.
    »Natürlich mag ich ihn. Er ist toll.«
    »Ich weiß, was du versuchst. Du willst ihn mit nichts belasten, womit er nicht umgehen kann. Du willst nicht, dass er dir die Monica macht«, sagte er.
    »Vielleicht«, sagte ich. Aber das war es nicht. In Wirklichkeit wollte ich Gus nicht den Isaac machen. »Um ein Wort für Monica einzulegen«, sagte ich, »was du getan hast, war auch nicht sehr nett.«
    »Was habe ich denngetan?«, fragte er empört.
    »Du weißt schon, blind werden und das ganze Zeug.«
    »Aber ich kann doch nichts dafür«, sagte Isaac.
    »Ich habe nicht gesagt, dass du etwas dafür kannst. Ich habe nur gesagt, dass es nicht nett war.«

KAPITEL ZEHN
     
    Wir konnten nur einen Koffer mitnehmen. Ich konnte keinen Koffer tragen, und Mom

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