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Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition)

Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition)

Titel: Das Schicksal ist ein mieser Verräter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Green
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immer tröstlich fanden: Ohne Leid würden wir nicht wissen, was Freude ist.«
    Und dann machte ich weiter mit bescheuerten Ermutigungen, während Gus’ Eltern Arm in Arm dasaßen, einander die Hand drückten und bei jedem Wort nickten. Ich war zu dem Schluss gekommen, dass Beerdigungen für die Lebenden da waren.
     
    Nachdem seine Schwester Linda gesprochen hatte, endete der Gottesdienst mit einem Gebet über Gus’ Vereinigung mit Gott, und ich erinnerte mich daran, was er mir im Oranjee gesagt hatte, dass er nicht an Wolkenschlösser und Harfen glaubte, aber dass er an ein Irgendwas mit großem I glaubte, und so versuchte ich ihn mir Irgendwo mit großem I vorzustellen, aber selbst in diesem Moment gelang es mir nicht, mich davon zu überzeugen, dass er und ich uns je wiedersehen würden. Ich kannte schon zu viele Tote. Ich wusste, dass die Zeit ab jetzt anders für mich verging als für ihn – dass ich, wie jeder andere hier, weitere Lieben und Verluste verzeichnen würde und er nicht. Und das war für mich die letzte und wahrhaft unerträgliche Tragödie: Wie all die unzähligen Toten war auch er unwiderruflich vom Heimgesuchten zum Heimsucher herabgestuft worden.
    Dann trugen Gus’ Schwager einen Ghettoblaster nach vorn, und sie spielten einen Song, den Gus sich ausgesucht hatte – einen traurigen und leisen Titel von The Hectic Glow, der »The New Partner« hieß. Ehrlich gesagt wollte ich nur noch nach Hause. Ich kannte kaum jemanden von den ganzen Leuten, und ich spürte Peter Van Houtens Augen in meinem bloßen Nacken, aber nachdem das Lied zu Ende war, kamen alle zu mir und sagten, wie gut ich gesprochen hätte und dass es ein schöner Gottesdienst gewesen sei, was eine Lüge war: Es war eine Beerdigung. Und sie war genauso wie jede andere Beerdigung.
    Die Sargträger – Cousins, sein Vater, ein Onkel, Freunde, die ich nie gesehen hatte – kamen und schulterten ihn, und dann trugen sie ihn zum Leichenwagen.
    Als Mom und Dad und ich ins Auto stiegen, erklärte ich: »Ich will nicht dahin. Ich bin müde.«
    »Hazel«, sagte Mom.
    »Mom, da kann man nicht sitzen, und es dauert ewig, und ich bin total erschöpft.«
    »Hazel, wir müssen Mr. und Mrs. Waters zuliebe hingehen«, sagte Mom.
    »Aber …«, sagte ich. Aus irgendeinem Grund fühlte ich mich so klein auf dem Rücksitz. Ich fühlte mich klein, und ich wollte klein sein. Ich wollte sechs Jahre alt sein oder so was. »Na gut«, sagte ich.
    Eine Weile starrte ich nur aus dem Fenster. Ich wollte nicht dahin. Ich wollte nicht zusehen, wie sie ihn in die Erde hinabließen an der Stelle, die er mit seinem Vater ausgesucht hatte, und ich wollte nicht sehen, wie seine Eltern im taufeuchten Gras in die Knie sanken und vor Kummer zusammenbrachen, und ich wollte nicht sehen, wie Peter Van Houtens alkoholisierter Wanst unter dem Leinenjackett spannte, und ich wollte nicht vor einer Menschenmenge heulen, und ich wollte keine Handvoll Erde in sein Grab werfen, und ich wollte nicht, dass meine Eltern dort stehen mussten, unter dem klaren blauen Himmel mit seinem schrägen Licht, und an ihren Tag denken mussten und an ihr Kind und an mein Grab und an meinen Sarg und an meine Handvoll Erde.
    Aber ich tat all dies. Ich tat all dies und Schlimmeres, weil meine Eltern fanden, es gehörte sich so.
     
    Nachdem es vorbei war, kam Van Houten zu mir, legte mir seine feiste Hand auf die Schulter und sagte: »Könnte ich bei euch mitfahren? Mein Mietwagen steht unten am Fuß des Hügels.« Ich zuckte die Schultern, und er riss die Tür zum Rücksitz auf, kaum dass mein Vater aufgeschlossen hatte.
    Im Wagen steckte er den Kopf zwischen den Vordersitzen nach vorne und sagte: »Peter Van Houten, Schriftsteller emeritus und semiprofessioneller Enttäuscher.«
    Meine Eltern stellten sich vor. Er schüttelte ihnen die Hand. Ich war ziemlich überrascht, dass Peter Van Houten um die halbe Welt geflogen war, um an einer Beerdigung teilzunehmen. »Wie sind Sie überhaupt …«, begann ich, doch er fiel mir ins Wort.
    »Ich habe euer infernalisches Internet benutzt, um die Todesanzeigen in Indianapolis zu recherchieren.« Er griff sich in die Tasche des Leinenjacketts und zog eine kleine Whiskeyflasche heraus.
    »Und dann haben Sie sich einfach so ein Ticket gekauft und – «
    Er unterbrach mich noch einmal, während er die Flasche aufschraubte. »Das Erste-Klasse-Ticket kostete fünfzehntausend, aber ich bin finanzkräftig genug, um mir solche Spleens zu erlauben. Und die

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