Das Schiff aus Stein
verschwunden war. Das Ganze war so schnell gegangen, dass es Rufus fast wie ein Spuk vorkam.
»Endlich schlafen!«, gähnte Bent und sprang wieder ins Bett.
Anselm nickte. Er ging zur Wand, hielt Coralias Zettel ins Feuer und ließ ihn auf einer der Schalen des Kerzenhalters verbrennen. Dann blies er die Kerzen aus und kroch sofort unter seine Decke.
Leise zog Rufus die Tür wieder zu. Er lief zur Treppe und tastete sich diese wieder hinab. Anselm und Bent schickten geheime Botschaften mit einer Brieftaube zu Coralia. Und sie beobachteten ihn auf Coralias Befehl.
Rufus wurde ganz kalt, während er sich fragte, was das alles zu bedeuten hatte.
Das dunkle Auf und Ab
Als Rufus aufwachte, fiel bereits helles Licht vom Kanal ins Zimmer und er hörte Nos, Filines, Anselms und Bents Stimmen aus der Küche. Außerdem durchzog ein Duft nach frischen Brötchen und heißem Kakao Meister Otomos Haus.
Rufus rollte sich auf die Seite und wollte eben aufstehen, als ihm die vergangene Nacht wieder in den Sinn kam. Schnell drehte er sich zurück und untersuchte den seltsamen Horchkanal, den er gestern entdeckt hatte.
Die Holzplatte, hinter der die Röhre versteckt lag, war wirklich erst auf den zweiten Blick zu erkennen. Es musste sich um eine Art uraltes Geheimtelefon in dem Bibliothekszimmer handeln. Sorgfältig verschloss er das Loch wieder, ehe er sich waschen ging.
Wenig später erschien Rufus in der Küche.
»Guten Morgen, du Langschläfer«, begrüßte ihn Filine. »Wir haben schon überlegt, wie wir dich schlafend durch die Flut tragen, falls wir sie inzwischen wieder herbeirufen. Und Oliver hat eine sehr schöne Idee gehabt.«
Grinsend zeigte sie auf eine Zeichnung, die Rufus schlafend in einer Schubkarre zeigte, die No und Filine schnaufend vor sich herschoben.
Rufus lächelte. »Ihr hättet mich auch einfach wecken können.«
»Das fanden wir dann doch nicht so gut!« No deutete auf einen Korb mit knusprigen rosettenförmigen Brötchen und einige Töpfe Honig und Marmelade. »Du bist ja leider ein ziemlicher Vielfraß und wir waren nicht sicher, ob wir noch satt würden, wenn du erst mal zuschlägst!«
»Sehr witzig!« Rufus ließ sich auf einen Stuhl fallen und goss sich Kakao ein. »Wo kommt denn das alles her?«
»Meister Spitznagel hat Ottmar und Lucy geschickt. Er meinte, Pemmikan und Schiffszwieback wären auf Dauer vielleicht nicht ganz das Richtige. Und da hatte er Hammer noch mal recht!«
Mit einem wohligen Seufzen tunkte No ein Brötchen in seinen Kakao und biss hinein. Rufus nahm sich ebenfalls eines und tat es ihm nach.
Er versuchte, Anselm und Bent nicht anzustarren, und ließ seinen Blick über den Tisch wandern.
Zwischen den Tellern lagen mehrere Bilder von Oliver, auf denen Rufus die dunkle Mauer und die Straßenzüge erkannte, die sie gestern gesehen hatten.
»Da waren noch ganz viele Werkstätten und Geschäfte.« Anselm zeigte auf einem Bild in die Richtung, in die er und Bent gegangen waren. »Und das Verrückte dabei war, es waren nicht viele verschiedene Geschäfte, sondern sie verkauften immer das Gleiche, eines neben dem anderen.«
»Du hast recht«, erinnerte sich Bent. »Fast wie eine Einkaufsstraße von heute, in der sieben Mal hintereinander eine Drogerie kommt.«
»Okay«, meinte No. »Und was habt ihr da gesehen? Wir haben nämlich einen Glasofen und verschiedene Substanzen entdeckt, mit denen man das Glas macht.«
»Es gab jede Menge bestickte und gefärbte Stoffe«, erklärte Bent. »Und Elfenbeinschnitzereien. Aber wir sind nicht in die Häuser reingegangen.«
»Schade«, sagte Filine spitz. »Das hättet ihr ruhig mal tun sollen, dann hättet ihr euch nicht so weit entfernt und die Flut wäre nicht gescheitert.«
No unterbrach sie sofort: »Reg dich doch nicht schon wieder auf, Fi! Bent hat doch gesagt, dass es ihm leid tut. Mann, er wollte eben alles sehen, was es da gab. Das kann man doch verstehen! Und dann noch dieser hammerfiese Geruch überall. Der hat einem beim klaren Denken auch nicht gerade geholfen.« Er grinste Bent an. »So was habe ich echt noch nie gerochen. Ein bisschen war es ja wie auf einem ungeputzten Klo.«
»Wir haben uns aber trotzdem in aller Ruhe das Glas angesehen«, widersprach Filine. »Und dabei hat dich dieser Geruch gar nicht gestört.«
»Das habe ich nur nicht laut gesagt«, lachte No. »Ich dachte, in Gegenwart eines Mädchens wäre es nicht so nett, über die Art dieser Gerüche zu spekulieren.«
Anselm warf Bent einen Blick
Weitere Kostenlose Bücher