Das Schiff aus Stein
grandios.«
»Ja, aber sie hat garantiert nichts mit meinem Fragment zu tun. Das ist ein Stück Leder. Und ich habe da nirgendwo Leder gesehen. Außerdem fühlt es sich auch überhaupt nicht danach an.«
»Mein Stück Stahl ist es auch nicht. Aber das ist doch egal. No und diese Filine hatten doch recht mit dem, was sie gesagt haben. Flut ist Flut.«
»Trotzdem!«, murmelte die erste Stimme wieder.
Inzwischen hatte Rufus die beiden Sprecher erkannt. Es waren Anselm und Bent. Aber wieso konnte er sie hören? Sie waren doch ein Stockwerk über ihm? Dennoch schienen ihre Stimmen direkt aus seinem Bett zu dringen. Hatte das mit den Kräften der Akademie zu tun oder gab es hier eine geheime Verbindung?
Rufus schob das Kopfkissen zur Seite und tastete über das Holz. Nichts. Aber dann sprachen die Stimmen weiter und Rufus lauschte erneut. »Außerdem hat Coralia gesagt, dass wir Rufus im Auge behalten und ihr regelmäßig Bericht erstatten sollen, was er treibt«, hörte er Bent sagen. »Das geht doch viel besser, wenn wir zusammen in einer Flut sind. So können wir rauskriegen, ob er die Fähigkeiten hat, die sie besonders interessieren.«
Vorsichtig kniete Rufus sich hin und legte sein Ohr an das Kopfteil des Bettgestells. Jetzt verstand er sie noch besser:
»Aber diese Filine nervt«, murrte Anselm. »Immer, wenn ich Rufus etwas frage, mischt sie sich ein. Vielleicht ahnt sie ja was.«
»Quatsch, woher denn? Die redet nur viel.«
Rufus tastete die Wand des Bettes ab. Vorsichtig drückte er gegen das Holz. Plötzlich knackte es und eine dünne Platte schob sich unter seinen Fingern in die Wand hinein. Überrascht hielt Rufus inne. Vor ihm prangte ein rundes Loch, das in einen dunklen Hohlraum führte.
Er stand auf und holte die Lampe vom Tisch. Ihr schwaches Licht reichte aus, um in dem Loch eine Metallröhre zu erkennen, die im Inneren des Bettes nach unten in den Boden lief. Und aus dieser Röhre kamen die Stimmen.
»Das ist doch alles ideal«, erklärte Bent gerade. »So finden wir raus, ob er plötzlich nach dem Aufwachen mit Artefakten ankommt, die er vorher nicht hatte. Besser geht es doch gar nicht!«
»Ja, ja, du hast ja auch dein Schwert schon lange. Dir gefällt das natürlich. Und No findest du auch klasse.«
Bent schwieg. Rufus kroch fast in die seltsame Telefonanlage hinein. Es musste sich um ein altes Gerät handeln, über das man sich mit jemandem in einem anderen Zimmer unterhalten konnte. Oder ihn abhören -je nachdem, zu was diese akustische Verbindungsröhre gedacht gewesen war oder gedient hatte.
»Ja«, sagte Bent nun. »No scheint echt nett zu sein, und er interessiert sich für Schmiedekunst. Das tun nicht so viele hier in der Akademie.«
»Na, toll! Und was soll ich machen, während du dich mit ihm über Schwerter unterhältst? Mit Oliver kann man nicht viel anfangen und Filine quatscht einen ja dusselig! Na ja, und Rufus … Ich habe immer Angst, dass er mitkriegt, dass ich ihn nur aushorchen will.«
Rufus konnte kaum glauben, was er da hörte. Coralia hatte die beiden wirklich beauftragt, hinter ihm her zu spionieren. Und sie taten das auch noch.
»Und warum bist du dann mit Absicht weiter weg gelaufen?«, hörte er Anselm Bent fragen. »Du wolltest die Flut doch platzen lassen.«
Bent stöhnte. »Nein! Ich war wirklich neugierig auf den Tempel. Ja gut, ich dachte vielleicht auch, es ist sowieso nur eine Flut von einem von denen. Da ist das doch nicht so wichtig, ob wir sie meistern oder nicht.«
»Früher hättest du so was nicht gesagt.«
»Ja, aber seit Coralia uns mit Artefakten versorgen kann, ich meine, da ist der ganze Aufwand doch irgendwie auch ziemlich lästig. Früher haben wir alles über die Artefakte rausbekommen, aber jetzt können wir sie sogar behalten! Das ist doch noch viel besser. Findest du nicht?«
»Ich weiß nicht.«
»Du willst dein Zepter doch auch!«
»Ja, schon …« Anselm schwieg. Dann fuhr er nachdenklich fort: »Aber die Akademie, ich meine, weißt du noch, wie du hergekommen bist? Da waren wir doch beide noch anders drauf. Coralia ist schon cool und alles. Aber ich weiß nicht, irgendwie hat sie einen auch ganz schön in der Hand.«
Jetzt schwiegen beide.
»Gut«, sagte Bent nach einer Weile. »Jetzt sind wir in der Flutgruppe und ziehen das durch. Und das Haus hier ist auf alle Fälle genial. Oliver kennt sich echt gut aus.«
»Der stromert eben immer viel alleine rum«, meinte Anselm. »Mit dem redet ja fast keiner.«
»Aber er ist
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