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Das Schiff aus Stein

Das Schiff aus Stein

Titel: Das Schiff aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Pfeiffer
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sagte ein Mann neben ihm, der auch auf der obersten Stufe stand und einem zweiten die Insel wie ein Tourist zeigte.
    »Sor!«, nickte der.
    Dann verstand Rufus sie.
    »Die Stadt ist wirklich nicht mehr als ein Fels«, sagte der eine Besucher.
    »Aber wir werden gute Geschäfte auf diesem Fels machen.«
    »Sor«, wiederholte sein Kumpan. »Fels! Das ist der richtige Name für diese Stadt. Sie ist wirklich ein Felsen mit Hafen!«
    Fels, dachte Rufus. Fels! Genau das war es, was er gesagt hatte, als sie zu Beginn der Flut am Fuß der Mauer gestanden hatten. Auf diese Weise hatte er die Flut wieder herbeigerufen. Weil er die Stadt bei dem Namen genannt hatte, bei dem sie auch diese Männer nannten.
    Rufus blickte sich um und entdeckte einen großen Hafen mit einem noch viel größeren Marktplatz als dem, über dem Rufus in diesem Moment stand. Ja, diese Stadt war geprägt von Handwerk und Handel. Dort am Hafen wimmelte es nur so vor Menschen. Hunderte von großen und kleinen Schiffen lagen oder bewegten sich auf dem Wasser. Eine breite Mole erstreckte sich weit ins Meer, an deren Außenmauern sich Wellen brachen. Und dahinter zeichnete sich ein heller, langer Landstrich ab. Diese Felseninsel lag nicht weit vom Festland entfernt und war doch nur per Schiff zu erreichen.
    »He, Bent, das ist ja eine Bibliothek!«, rief Anselm plötzlich hinter Rufus’ Rücken. Rufus fuhr herum. Anselm stand vor dem dunklen Eingang des Gebäudes und zeigte ins Innere. »Guck mal, da!«
    Rufus blickte in die Richtung, in die Anselm zeigte, und sah einen Mann mit einer Papyrusrolle im Gebäude verschwinden. Und wirklich bemerkte er jetzt, dass dort im Inneren viele Menschen mit ähnlichen Rollen unterwegs waren.
    »Dann sind wir vielleicht doch in Ägypten«, überlegte Anselm. »Vielleicht ist die Insel hier Pharos. Denn man kann das Land von hier aus sehen. Pharos lag doch auch nur einen Kilometer vom Festland entfernt. Und das hier ist die Bibliothek.«
    »Aber wo ist der Leuchtturm?«, meinte Bent.
    »Vielleicht ist er ja noch nicht erbaut«, erwiderte Anselm.
    »Aber die große Bibliothek war in Alexandria«, wandte Bent wieder ein. »Ich glaube nicht, dass das hier Pharos ist.« Er sah zu Rufus. »Und, wo geht es weiter?«
    Rufus runzelte die Stirn. »Wieso soll ich das wissen?«
    »Na, du bist doch hier hochgelaufen. Das muss ja wohl einen Grund gehabt haben.«
    Verlegen blickte Rufus auf seine Füße. Sein Verhalten war wirklich dumm gewesen. Selbst wenn Bent und Anselm ihn beobachteten, er war einfach nur weggelaufen. Er hatte plötzlich Angst vor Coralia bekommen.
    Rufus blickte wieder auf. »Ich habe mich geirrt«, gab er zu.
    »Du hast dich geirrt?« Anselm starrte ihn an. »Was soll denn das heißen? Du hattest gar keine Spur?«
    »Doch, aber es war die falsche«, entgegnete Rufus.
    Er sah zu Boden und bemerkte jetzt, dass dieser sich aufzulösen begann.
    »Du hast wirklich die falsche Spur verfolgt!« Anselm deutete in das Grau, das sich um sie herum auszubreiten begann. »Das kann doch nicht wahr sein, du hast ja überhaupt keine Ahnung!«
    Rufus spürte, wie ihm das Blut in den Kopf schoss und er rot wurde. »Ja«, stammelte er.
    »Du hast die Flut vergeigt!« Bent sah Rufus wütend an. »Du bist überhaupt kein Flutanführer! Was sollen wir denn jetzt machen?«
    Doch es war bereits zu spät. Rufus sah auf die Häuser, die immer blasser und blasser wurden. Er hatte wirklich alles falsch gemacht. Coralia wäre so etwas in dieser Situation sicher nicht passiert. Er hatte einfach den Kopf verloren.
    Unterhalb der Stufen standen Filine, Oliver und No. Er hatte sie alle in die Irre geführt … Noch während Rufus das dachte, löste sich die Stadt vor seinen Augen auf und die Lehrlinge standen wieder in der Küche von Meister Otomos Haus. Durch die Fenster fiel das graue Licht aus dem Flutkanal.
    Es war No, der sich als Erster von dem Schock erholte. Wie ein wilder Stier kam er auf Rufus zu. »Was war das denn?« Der blonde Junge glühte vor Zorn. »Rufus, wieso bist du da hochgegangen? Du bist einfach losgerannt, aber das war keine Spur, das war nichts! Du hast dich genauso benommen wie gestern Anselm und Bent. Was ist denn bloß mit euch allen los?«
    Rufus war bleich geworden. Stumm ließ er Nos Vorwürfe über sich ergehen.
    »Nun pluster dich mal nicht so auf«, mischte Anselm sich ein. »Es gibt in jeder Flut falsche Entscheidungen. Und dass Bent und ich gestern versucht haben, uns einen Überblick zu verschaffen, war ja

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