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Das Schiff aus Stein

Das Schiff aus Stein

Titel: Das Schiff aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Pfeiffer
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hat sich als Phönizier getarnt Einfahrt in den Hafen verschafft.«
    »Aber handelt ein Pirat denn mit Glas?«, erkundigte sich Rufus.
    »Alles ist möglich«, meinte Filine. »Schließlich müssen auch Piraten ihre Beute verkaufen.«
    »Okay, okay!«, brüllte No. »Klingt alles überzeugend. Aber, Leute, wir müssen auf das Schiff! Wir müssen mit! Wenn Amilcar auf dem Kahn von hier weggebracht wird und wir ihm nicht folgen, verlieren wir die Flut.«
    Keiner der anderen sagte noch etwas. Sie handelten. Mit fliegenden Schritten eilten Rufus und Oliver, gefolgt von Filine, Anselm, Bent und No über die Hafenmole dem Schiff nach. Doch als die Lehrlinge das Ende der Hafenmauer erreicht hatten, befand sich das Schiff schon über zwanzig Meter entfernt, und was noch schlimmer war, über den Segeln begann sich die Flut bereits aufzulösen.
    »Wir müssen schwimmen!«, rief No.
    Im selben Moment fuhren Dutzende von langen Holzrudern aus den Ruderlöchern und wurden ins Wasser getaucht.
    »Sie rudern zusätzlich! Das schaffen wir nie.« Filine sah sich um. »Es gibt hier auch kein anderes Boot, das wir benutzen könnten. Und übers Wasser laufen können wir nicht.«
    »Vielleicht doch!« Rufus hob die Hand. »Wir sind immer noch in der Flut. Um was geht es da auf dem Schiff? Was ist die nächste Spur? Wir müssen es nur herausfinden, dann wird die Flut uns vielleicht an Bord bringen!«
    »Glas!«, rief No. »Es geht um diesen Glasbarren.«
    Nichts geschah.
    »Entführung!«, brüllte Bent. »Der Glasmacher wird entführt!«
    Nichts tat sich. Die Ruder tauchten jetzt regelmäßig ins Wasser, und das Schiff entfernte sich rasch.
    »Der Vater des Jungen, Amilcars Vater!«, sagte Rufus laut. »Es hat mit ihm zu tun.«
    Der helle Streifen über dem Segel des davoneilenden Schiffes wuchs.
    »Aber was kann es denn nur sein?« Hilflos sah Filine über das Meer. »Es geht doch um Glas. Der Junge ist ein sehr guter Glasmacher. Sonst wissen wir nichts.«
    In diesem Moment hielt Oliver seinen Block hoch. Glas ist eine Ware, stand darauf in großen Buchstaben. Es geht um Geld.
    »Geld?!«, rief Rufus. »Du meinst …«
    Er konnte den Satz nicht zu Ende sprechen. Denn plötzlich standen die Lehrlinge an Bord des davonfahrenden Schiffes und die hellen Streifen am Himmel waren wie weggeblasen.

Der Wind im Glas
    Über den Köpfen der Lehrlinge füllte der Wind das Segel und die gewaltigen Stoffbahnen knatterten.
    Rufus blickte über das Meer. Hinter ihnen versank Tyros am Horizont. Dann hörte er auch die Ruder. Immer wieder im selben Takt trafen sie auf das Wasser, tauchten ein und hoben sich gleich darauf rauschend wieder daraus hervor. Es war wirklich ein schnelles Schiff, angetrieben von Menschenkraft und Wind.
    »Knabe von Tyros«, sagte eine sanft klingende Stimme hinter ihm. »Du siehst, dass ich dein Leben in Händen halte.«
    Rufus drehte sich um. Die übrigen Lehrlinge waren alle um Amilcar versammelt, der jetzt allein vor dem drahtigen Mann an Deck stand. Niemand hielt ihn mehr fest, aber das war auch gar nicht nötig, denn es gab keine Fluchtmöglichkeit. Die Augen des Jungen jedoch zeigten keine Spur von Furcht. Rufus trat neben Oliver.
    »Das ist offensichtlich, Grieche!«, sagte Amilcar jetzt. »Und doch bist du ein Lügner. Du hast auf mich eingeredet, dass du die Werke meines Vaters kennen würdest. Aber du kennst sie gar nicht. Du wolltest mich nur verwirren mit deinen Worten.«
    Der Grieche lächelte schmal. »Und, habe ich das nicht geschafft? Und nenn mich Stratis, nicht Grieche. Ich bin Stratis.«
    Unwillkürlich dachte Rufus an Coralia. Auch sie hatte ihn und seine Freunde verwirren wollen und es, zumindest was Filine anging, auch ein Stück weit geschafft. Worte waren wirklich mächtig.
    »Das hast du, Stratis«, entgegnete auch Amilcar. »Und du hast mich denken lassen, ich hätte dir schlechtes Glas geliefert. Aber in Wirklichkeit hast du den Kalk auf unserem Hof gegen etwas anderes ausgetauscht. Deswegen lag dort das weiße Pulver auf der Erde. Das ist mir inzwischen klargeworden.«
    Stratis lachte auf. »Wieso bist du trotzdem auf mein Schiff gekommen? Es erscheint mir unlogisch, sich freiwillig in eine Falle zu begeben, wenn man sie erkannt hat.«
    »Ich habe sie nicht vorher erkannt«, gab Amilcar zu. »Erst jetzt, da du mich entführt hast. Wohin bringst du mich?«
    Der Grieche blickte spöttisch. »Freue dich, schon bald wirst du im Dienst eines Königs stehen und deine Kunst ausüben können. Du wirst es

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