Das Schiff der Abenteur
Di-na.
»O ja, das tun sie sogar sehr gern, obwohl sie nicht ein einziges Wort auf der Leinwand lesen können. Keiner von ihnen kann lesen oder schreiben. Die Einwohner leben hier in zwei verschiedenen Welten — in der alten Welt, in der die Menschen mit Ziegen, Hühnern und Gänsen her-umzogen und Schutz in Höhlen suchten, und in der Welt von heute, in der es Autos, Kinos und andere moderne Einrichtungen gibt.«
»Ein merkwürdiges Durcheinander«, meinte Jack. »Ich würde mich bald nicht mehr zwischen den beiden Welten zurechtfinden, glaube ich.«
»Ach, sie finden sich ganz gut zurecht«, entgegnete Lucius. Plötzlich fuhr er ein kleines braungebranntes Mädchen an, das verstohlen ein rotes Band aus Lucys Kleid zu ziehen versuchte. Kiki begann aufgeregt zu krächzen.
Micki hopste schnatternd auf Philipps Schulter auf und nieder. Entsetzt rannte das Mädchen davon. Lucy hatte Mitleid mit ihm und hätte ihm das Band gern geschenkt.
Aber die Kleine schien plötzlich von der Erde verschluckt worden zu sein.
Dann zeigte Lucius den Kindern die Läden der Eingeborenen. Sie waren eng und dunkel und mit den merkwürdigsten Dingen vollgestopft. Doch gab es auch einen großen Laden mit Antiquitäten und allerlei Andenken für die Fremden.
»Ihr könnt hier hineingehen und euch etwas aussuchen«, sagte Lucius. »He, Micki, wo willst du denn hin? Na so was! Er ist fort.«
»Er turnt nur ein wenig auf der Markise dort oben herum«, sagte Philipp ruhig.
Micki sprang oft von Philipps Schulter, hängte sich irgendwo an, vollführte die drolligsten Luftsprünge, hopste hierhin und dorthin und landete immer genau da, wo er wollte. Niemals griff er vorbei, niemals verfehlten seine Füße ihr Ziel. Jetzt raste er wie ein Wilder auf der Markise über dem Laden hin und her, blieb plötzlich stehen, schwang sich auf einen Fenstervorsprung über ihm und ließ sich im nächsten Augenblick wieder auf das Sonnen-dach zurückfallen. Als er jedoch sah, daß Philipp in den Laden gehen wollte, rutschte er rasch von der Markise hinunter, pendelte einen Augenblick mit einem Arm an der Eisenstange und sprang dann mit einem gewaltigen Satz direkt auf die Schulter des Knaben.
»Du bist anhänglich wie ein falscher Pfennig, der einem immer wieder in die Finger gerät«, sagte Philipp lachend.
»Wenn dein Fell nur nicht so heiß an meinem Hals wäre!«
Neugierig betraten die Kinder den Laden und betrachteten die vielen verschiedenen Gegenstände, die darin aufgestellt waren. Sie hatten keine Ahnung, welche echt waren und welche nicht. Aber Lucius hatte bereits einiges von seinem Onkel gelernt. Er zeigte den Kindern ein paar echte alte Sachen, die jedoch viel zu teuer für ihren Geld-beutel waren. Lucy besaß etwas griechisches Geld. Sie holte es heraus und fragte Lucius, was sie dafür kaufen könnte.
Er zählte es nach. »Dafür kannst du schon ein paar hübsche Sachen bekommen«, meinte er. »Wie wäre es zum Beispiel mit diesem blauen Stein?«
Aber der Stein machte keinen Eindruck auf Lucy. »Ich möchte gern ein Geschenk für Philipp kaufen«, sagte sie.
»Er hat bald Geburtstag. Ob es hier etwas gibt, das ihm gefallen würde? Er darf aber nicht sehen, was ich kaufe.«
»Sieh mal, hier ist ein kleines geschnitztes Schiff. Allerdings ist es nicht alt.« Lucius nahm einen Miniaturdampfer in die Hand, der fast genau wie der »Wiking« aussah, und zeigte ihn Lucy.
Bei dem Anblick des Schiffes fiel Lucy etwas ein. »Ach, jetzt weiß ich, was ich Philipp schenken will. Er wünscht es sich schon lange.«
»Was ist es denn?« fragte Lucius.
»Ein Schiff in einer Flasche. Eine komische Sache, nicht wahr? Aber Philipp möchte es nun einmal gern haben.«
Lucius überlegte ein wenig. »Ein Flaschenschiff habe ich hier noch nie gesehen. Warte mal, ich werde den Besitzer des Ladens fragen. Er kennt alle Sachen, die man auf dieser Insel kaufen kann.«
Er zwängte sich durch den mit allerlei seltsamen Dingen vollgestellten Laden hindurch und verschwand hinter einem Wandschirm, wo man ihn mit jemand sprechen hörte.
Nach kurzer Zeit kam er zurück. »In diesem Laden gibt es keine Flaschenschiffe. Aber der Mann hat mir gesagt, wo eins zu finden ist. Es ist allerdings sehr alt und ver-schmutzt und vielleicht sogar zerbrochen.«
»Wo ist es?« fragte Lucy eifrig. »Ich könnte es sauber-machen. Wenn es nicht zu sehr kaputt ist, kaufe ich es.«
»Der Ladenbesitzer hat es in dem Haus eines alten Fischers gesehen«, erzählte Lucius. »Es ist
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