Das Schiff der Abenteur
Augen.
Natürlich merkte er sofort, daß er nicht das Original in Händen hatte. »Nanu? Ach, dies ist eine Kopie. Ihr habt die Karte wohl abzeichnen und übersetzen lassen, wie?«
»Das können Sie doch sehen«, erwiderte Jack, der noch immer auf der Erde lag. Er erwartete einen Stoß mit dem Fuß für diese Bemerkung. Aber Herr Eppy war so in das Studium der Karte vertieft, daß er alles um sich her vergaß. Nun ja, dachte Jack bei sich, Herr Eppy hatte ja bisher nur zwei Teile der Karte gesehen. Er hatte daraus geschlossen, welche Insel gemeint war, und daß sich darauf ein Schatz befand. Jetzt hatte er zum erstenmal die vollständige Karte in der Hand und studierte sie natürlich mit dem größten Interesse.
»Zwei-Finger«, murmelte Herr Eppy vor sich hin. »Zwei-Finger«, wiederholte er laut. »Das Wort habe ich schon auf dem einen Stück der Karte gesehen. Ich habe den Felsen auch gefunden. Aber dort ist der Weg vermauert.«
»Ach, dann gehörte Ihnen wohl die ausgebrannte Batterie, die wir in der Höhle fanden.« Jack richtete sich auf.
»Wir konnten uns gar nicht denken, wer sie dort fortge-worfen haben könnte.«
Herr Eppy gab keine Antwort. Er schien gar nicht ge-hört zu haben, was Jack sagte. In die Karte vertieft, murmelte er vor sich hin. »Zwei-Finger — Göttin — Grabmal — Vogel — Glocke — Labyrinth — Katakomben. Ja, das ist der Weg, den sie gegangen sind.« Dann begann er, griechisch zu sprechen, so daß Jack nichts mehr verstehen konnte.
Lucius hielt sich noch immer die Hand vor den Mund.
Sein Gesicht war vom Weinen geschwollen. Kiki flog zu ihm hin und zog an seinen Schuhbändern. »Na so was!« rief er immer wieder. »Na so was!«
»Habt ihr den Weg gefunden?« fragte Herr Eppy plötzlich.
»Welchen Weg?« fragte Jack mit unschuldiger Miene.
»Pah! Den Weg zu der Schatzkammer natürlich!« schrie Herr Eppy wütend.
»Pah!« rief Kiki verächtlich. »Pah!«
»Ich werde dem Vogel den Hals umdrehen!« drohte Herr Eppy. »Beantworte meine Frage, Bengel!«
»Wir haben den Weg nicht gefunden.« Jack war innerlich froh, daß sie zuerst den falschen Weg eingeschlagen hatten. Ob die anderen die Schatzkammer inzwischen entdeckt hatten? Aber nein, sie hatten sicher auf ihn gewartet. Sie würden sich bestimmt sehr wundem, warum er gar nicht mehr zurückkam. Hoffentlich kletterten sie nicht plötzlich aus der Säule heraus. Dann würde Herr Eppy sie von seinen Männern gefangennehmen lassen. Und Bill würde notgedrungen alles verraten müssen. Es hatte jetzt ohnehin keinen Zweck mehr, etwas zu verheimlichen, denn Herr Eppy besaß ja die Karte.
Sobald er die Wendeltreppe entdeckte, hatte er den Schatz so gut wie sicher, dachte Jack bei sich. Nur gut, daß Lucius nicht gesehen hatte, wie er aus der Säule kletterte. Ach, hoffentlich kamen die anderen nicht plötzlich daraus zum Vorschein. Dann wäre alles verloren.
Aber die anderen dachten gar nicht daran, plötzlich zum Vorschein zu kommen. Sie hatten sich nämlich hoff-nungslos in dem Labyrinth verirrt. Immer noch wanderten sie in den verwirrenden Gängen umher und verloren allmählich allen Mut. Es war ja auch wirklich zum Verzwei-feln. Erst hatten sie Jack verloren und dann den Weg.
»Dieser furchtbare Irrgarten!« rief Dina. »Hör mal, Bill, in diesem Gang sind wir bestimmt schon einmal gewesen.
Ich besinne mich genau auf diesen Felsen, der so weit vorspringt. Ich habe mir schon einmal den Ellenbogen daran gestoßen und jetzt eben wieder. Es ist bestimmt derselbe.«
»Wir gehen immerfort rechts und links und links und rechts und rundherum im Kreise«, stöhnte Philipp. »Der Himmel weiß, ob wir in der Nähe des Gewölbes oder der Katakomben sind.«
Bill machte sich große Sorgen. Wohl zum hundertsten Mal blieb er stehen und versuchte festzustellen, in welcher Richtung sie eigentlich gingen. Vergeblich! Es war unmöglich, sich unter der Erde ohne Kompaß zurechtzu-finden. Er ging aufs Geratewohl weiter und kam bald wieder an eine Wegkreuzung.
»Wir werden hier nach rechts abbiegen«, sagte er.
»Vielleicht ist dies eine der Gabelungen, die auf der Karte mit einem ,r' gekennzeichnet sind, zum Zeichen, daß man rechts gehen muß. Hoffen wir das Beste. Kommt weiter, Kinder!«
Die Kinder stolperten erschöpft und entmutigt hinter ihm her. Wieder gelangten sie an eine Wegbiegung und bogen rechts ein. Dann kamen sie an eine Kreuzung mit vier Wegen und schlugen wieder den rechten ein.
Bill schöpfte ein wenig Hoffnung.
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