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Das Schiff der Hoffnung

Das Schiff der Hoffnung

Titel: Das Schiff der Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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immerhin den versprochenen Urlaub verdorben.«
    »Ich kann sie nicht mehr sehen!« Haußmanns Stimme war rauh vor Ärger. Er ärgerte sich am meisten über sich selbst. »Ich habe nie so deutlich gesehen, wie sie sich zur Schau stellt. Aber ihr Benehmen ist unmöglich.« Er faßte Erika um die Schulter, ganz liebender Ehemann. »Wenn wir wieder zu Hause sind, werde ich sie entlassen«, sagte er. »Ich will im Betrieb und auch sonst meine Ruhe haben.«
    Dann spielten sie Kricket, und keiner ahnte, was sich in diesen Minuten unter Deck abspielte und welche Ereignisse einige Seemeilen südlicher auf einer weißen Luxusjacht das Schicksal von Claudia und Frank bestimmten.
    Die ganze Nacht hindurch waren sie gefahren. Frank Hellberg hatte die langen Stunden wach verbracht, obwohl er zum Umfallen müde war. Als er spürte, wie die Müdigkeit bleiern durch seinen Körper schlich, hatte er sich wachgehalten, indem er laut mit sich selbst sprach und in einem Buch las, das er in der Schublade des Nachttisches gefunden hatte und das – gehörte es zu den kleinen Teufeleien Saluzzos? – eine historische Abhandlung über Sklavenhandel war.
    Später dann trommelte er wieder gegen die verschlossene, dicke Tür. Aber niemand kam. Auf dem Schiff war alles ruhig, nur das leise Stampfen der Maschinen zitterte durch den Rumpf.
    Wir fahren nach Süden, dachte Hellberg. Bei der Geschwindigkeit, die die Jacht macht, würden wir die jugoslawische Küste längst erreicht haben, wenn wir ostwärts gefahren wären. Aber jetzt befinden wir uns auf dem weiten Mittelmeer, irgendwo auf dem Weg an die nordafrikanische oder kleinasiatische Küste. Und dort wird ein anderes Schiff warten und uns übernehmen.
    Das Gefühl, das Hellberg bei diesem Gedanken beschlich, war unangenehm. Keine Angst, aber doch eine lähmende Hilflosigkeit, denn soviel wußte er, daß nach der Übergabe der ›Fracht‹ an die asiatischen ›Kaufleute‹ kaum mehr eine Chance bestand, ins freie Leben zurückzukommen.
    Gegen Morgen hatte Hellberg einen Plan gefaßt, der ihm die einzige Möglichkeit schien, sich und die anderen festgehaltenen Passagiere Saluzzos zu retten. In den langen Stunden der vergangenen Nacht hatte er immer wieder alle Komplikationen durchdacht, die möglich waren; dann ging er mit einer Gründlichkeit an die Ausführung des Planes, die alle Pannen ausschloß; denn vom Gelingen hing ja im wahrsten Sinne des Wortes sein Leben ab.
    Von der Übergardine vor dem Bullauge riß er die Gardinenschnur ab und setzte sich vor den großen Toilettenspiegel. Vorsichtig, aber doch so fest, daß man deutliche rote Male auf der Halshaut sah, rieb und zog er die Schnur um seine Kehle zusammen. Es dauerte bei dieser Vorsicht ungefähr eine Viertelstunde, bis sich um seinen Hals aufgeschabte Würgemale zeigten, die jeden, der sie sah, entsetzen mußten. Dann band er die Schnur um den abgeschlossenen Kipphebel des Bullauges, knüpfte eine Schlinge, rückte einen kleinen Hocker unter das Fenster und verschob den Teppich auf dem Boden so, als hätten seine Füße im Todeskampf den Teppich unter sich weggetreten.
    Frank Hellberg sah auf seine Uhr. Kurz vor 8 Uhr morgens. Gleich mußte der Schlüssel im Schloß knirschen und der Steward die Tür aufschließen und fragen, was man zum Frühstück wünsche.
    Hellberg setzte sich auf den kleinen Hocker, legte die Schlinge um den mit den Würgemalen aufgedunsenen Hals und wartete so auf die Geräusche vor der Tür.
    8 Uhr. Auf dem Gang hörte er Klappern. Jetzt schloß man Claudias Luxuszelle auf, dachte er. Unten war der Tag schon begonnen worden … die ›Ware‹ hatte ihr Frühstück bereits erhalten. Auch Juanita Escorbal saß jetzt an ihrem weiß-goldenen Rokokotisch und aß Weißbrot, Butter, Honig und ein geschlagenes Ei mit Rotwein. Und sie dachte an den fremden Mann von gestern, der ihr versprochen hatte zu helfen.
    Frank Hellberg biß die Zähne zusammen.
    Es muß gelingen, dachte er. Es muß …
    Hellberg ließ sich sanft vom Hocker gleiten und hing in der Schlinge der Gardinenschnur. Obgleich er es geübt hatte, war es jetzt, wo es ernst wurde, ein merkwürdiges Gefühl, den würgenden Strick an der Kehle zu spüren. Er schloß die Augen, und als die Tür aufgestoßen wurde und der Steward hereinkam, kniete er vor dem Hocker, der Kopf hing weit nach vorn herüber, und die Schnur war strammgezogen vom Hals bis zum Hebel des Bullauges.
    »Madonna mia!« rief der Steward, rannte aus dem Zimmer, warf die Tür hinter sich

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