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Das Schiff - Roman

Das Schiff - Roman

Titel: Das Schiff - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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frage ich.
    Keine Antwort. Nell tritt vor. »Wir müssen Schiffskörper 03 stilllegen. Was dort geschieht, ist uns zuwider. Wie können wir das tun, ohne das Schiff zu beschädigen? «
    »Das Schiff ist bereits beschädigt«, erwidert die Stimme. Das Licht wird heller. In der Dunkelheit jenseits des Zylinders können wir jetzt sanft geschwungene Flächen und Objekte mit angenehmen Farben und Mustern erkennen; manche davon sind bunt und lichtdurchlässig, andere blass und milchigweiß. Nichts davon hat Ähnlichkeit mit den Objekten, die wir auf dem Schiff gesehen haben. Es kommt mir so vor, als hätte irgendein verrückter Künstler riesige Glasformen geblasen und sie so angeordnet, dass sie auf absurde Weise ästhetisch wirken.
    Aber was wir sehen, ist nur ein winziger Teil der Kugel, deren Durchmesser mindestens fünfhundert Meter betragen muss. Das hier könnte ein Empfangsraum sein,
ein Entree, das beeindrucken soll. Oder auch etwas, das uns ablenkt, fasziniert und verwirrt, während man uns Tests unterzieht. Vielleicht einem psychologischen 3-D-Test, der darüber entscheiden wird, ob wir leben oder sterben sollen, willkommen sind oder ins All abgeschoben werden.
    »Hast du das hier geschaffen?«, fragt Kim. Dabei wird mir klar, dass ihn diese unerwartete Eleganz und Schönheit weit mehr beeindruckt als uns übrige.
    »Die Reiseleitung hat diesen Raum entworfen«, erwidert die Stimme.
    »Bist du die Reiseleitung?«, fragt Nell.
    »Nein.«
    »Bist du die Schiffsleitung? Deine Stimme klingt so vertraut …«
    »Was missfällt euch an dem Schiff und seinen Operationen? «, fragt die Stimme.
    Offensichtlich ist das eine Frage, die Gewicht hat, und wir brauchen einige Zeit, um sie zu überdenken. Bis jetzt haben wir uns noch nicht vom Zylinder wegbewegt, denn angesichts der vor uns liegenden riesigen, bunten Glasmenagerie von fremdartiger Schönheit fühlen wir uns dort vergleichsweise sicher. Wird uns, falls wir uns vorwärtswagen und ablenken lassen, irgendetwas schnappen? All unseren Sorgen ein für alle Mal ein Ende bereiten?
    »Was missfällt euch an den Operationen des Schiffes? «, wiederholt die Stimme.
    Nell schluckt, schlägt sich die Hand vor den Mund und sieht mich an. Alle sehen mich an.

    »Wir glauben, dass an Bord ein Krieg ausbrach. Jemand wollte das Schiff davon abhalten, einen Planeten zu vernichten. Wir sind Kriegsflüchtlinge.« Ich rede nicht weiter, denn wieder einmal komme ich mir albern und völlig unvorbereitet vor. Außerdem frage ich mich, mit wem oder was ich es überhaupt zu tun habe. Es ist niemand hier, niemand zu sehen. Allerdings hat sich der Raum rasch aufgewärmt. Vielleicht wird man uns bald hereinbitten … Uns auffordern, Platz zu nehmen, und uns Tee und Kekse anbieten. Und dann werden wir uns über das Wetter unterhalten, das örtliche interstellare Wetter …
    »Was bedeutet Gewissen?«, unterbricht die Stimme meine Tagträume.
    Also wird man uns erst einladen, wenn wir den großen Test bestanden haben.
    »Die Bereitschaft, etwas für ein höheres Gut zu opfern«, erwidere ich.
    »Was zu opfern?«
    »Träume. Pläne. Persönliche Dinge.«
    Nell wirkt allmählich gereizt. Tsinoy hingegen schrumpft zusammen, macht sich klein und zieht sich zurück. Über die Schulter werfe ich ihr einen Blick zu.
    »Sie sollte ursprünglich ein Spürhund, ein Killer werden«, erkläre ich der Stimme. »Aber sie hat sich dagegen gewehrt, denn es steckt etwas Besseres in ihr. Wie in uns allen.«
    »Hat sie diese Eigenschaft selbst erworben, oder war sie in ihr angelegt?«
    »Ich bestimmte selbst über meine Gefühle«, knurrt Tsinoy. »Ich bin das, was ich sein möchte.«

    »Genau«, bestätige ich. »Aber wir alle wurden schwer in die Mangel genommen.«
    »Erkläre mir, was das bedeutet.«
    »Jetzt warte mal eine Minute, verdammt nochmal«, brülle ich. »Wir sind durch die Hölle gegangen, um hierherzukommen. Man hat uns verfolgt, ausgestoßen, ermordet und hinters Licht geführt …«
    »Ihr wurdet vom Schiff erschaffen«, erwidert die Stimme. »Wäre es euch lieber, das wäre niemals geschehen? «
    Tsinoy schrumpft so zusammen, als hätte man sie getreten. Gleich werden wir alle uns wie getretene Hunde verhalten. Es reicht!
    »Erwartest du etwa, dass wir auch noch dankbar dafür sind?«, schreie ich die Stimme an. Nell fasst mich am Arm.
    »Das Schiff hat eine Mission. Soll das Schiff diese Mission weiterverfolgen, wenn dabei euer persönliches Überleben gewährleistet ist? Und wenn der

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