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Das Schiff - Roman

Das Schiff - Roman

Titel: Das Schiff - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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knapp! Unbeholfen komme ich auf den Beinen auf, überschlage mich und bleibe einfach liegen,
denn mir ist übel und schwindelig, außerdem tut mir alles weh.
    Später blicke ich zu unseren Refugien, den Seifenblasen, hinauf. Noch später zu Pushingars zerstörtem Körper hinüber, der nur ein paar Meter von mir entfernt über dem Geländer baumelt.
    Kein Zeichen von den anderen.
    Schließlich rappele ich mich hoch und werfe einen flüchtigen Blick auf den schmutzigen Schneeball, der jetzt erneut unter dem Schiff vorbeizieht, es scheinbar umkreist. Oberhalb des Käfiggestänges auf der gegenüberliegenden Seite des Schneeballs kann ich jetzt einen anderen Teil dieses Schiffes ausmachen – einen Teil, den ich im Traum nicht sehen konnte. Soweit dieser Teil hinter der verkrusteten Eisfläche zu erkennen ist, ähnelt er einer langen Spindel: in der Mitte dick, nach oben hin verjüngt. Meine Traumvision war korrekt: Dieses Schiff hat noch andere Teile. Möglich, dass sie nicht so beschädigt und besser in Schuss sind als der Ort, an dem ich mich derzeit befinde. Vielleicht kann ich von hier flüchten und irgendwie dort hingelangen. Aber im Moment sind das müßige Spekulationen.
    Während ich die letzten hundert Meter der Brücke hinter mich bringe, werfe ich einen Blick zurück, schaue nach »oben«, zu den Seifenblasen hinüber. Andere Menschen, Menschen, die vor uns hier waren, haben diese lichtdurchlässigen Konstruktionen in ihre Refugien verwandelt. Oder aber es sind zielgerichtet ausgelegte Fallen, ausgestattet mit den Ködern Lebensmitteln
und Wasser. Fallen, die jemand geschaffen hat, der nur darauf wartet, dass man es sich dort gemütlich macht und einschläft.
    Trotz des Schocks und trotz des Sturzes fühle ich mich wieder besser und stärker, dafür haben der Schlaf und die Nahrung gesorgt. Unentwegt beschäftigt sich mein Gehirn mit einer langen Liste von Hinweisen, Rätseln und Problemen. Bis es schließlich mit einem Ergebnis herausrückt, das eigentlich auf der Hand liegt. Die Erkenntnis ist zwar nicht gerade angenehm, hilft jedoch weiter.
    Ich bleibe stehen, mache kehrt und gehe zu der Stelle, an der Pushingars Leichnam über der Reling hängt. Jetzt braucht er seine Klamotten nicht mehr. Während ich ihn vorsichtig vom Geländer hieve, so gerade wie möglich hinlege und festzurre, murmele ich leise Entschuldigungen vor mich hin – sanfte, beschwichtigende Worte, die ihn jetzt nicht mehr erreichen. Ob er wusste, welchen Namen das Mädchen ihm gegeben hat?
    Seine Kleidung hat bemerkenswert wenig Blut abbekommen, wenn man bedenkt, dass er praktisch ausgeweidet wurde. Kein schönes Wort. Dieses Wort mag ich überhaupt nicht. Pushingars Sachen sind mir viel zu groß, schlottern an mir, doch ich kremple die Hosenbeine und die Ärmel kurzerhand hoch und gehe weiter.
    Bald wird die Kälte zurückkehren.
    Bald ist es wieder Zeit, sich ein warmes Plätzchen zu suchen.

Ausgetrickst
    I ch habe etwas Wasser – zwei Flaschen, jede noch halbvoll – und so viel zu essen, dass es ein, zwei Tage reichen mag. Allerdings habe ich mein Zeitgefühl längst eingebüßt, und es gibt ja auch keine Uhren mehr, die mir Orientierung geben könnten. Schätzungsweise dauert jede Schiffsrotation vier oder fünf Stunden. Es gibt keine Möglichkeit, es genauer zu sagen.
    Schon wieder habe ich Hunger. Kommt mir so vor, als würde ich dieses Hungergefühl nie mehr loswerden.
    Der Korridor, den ich jetzt entlanggehe, ist breiter als die früheren und schnurgerade. Rechts befindet sich ein Fußweg mit Geländer; links, auf der anderen Seite eines Doppelgeländers mit Sprossen, die auch als Leiter dienen können, führen zwei tiefliegende Röhren von der Aussichtskuppel bis zum Ende des Korridors, wo es auch liegen mag. Diese Rinnen oder Furchen sind so breit, dass riesige Kugeln hindurchrollen könnten. Vielleicht haben sie früher als Spuren für Züge oder andere Transportfahrzeuge gedient. Offensichtlich hat man sie zu einem bestimmten Zweck angelegt, was mir Rätsel aufgibt. Denn ebenso offensichtlich ist,
dass es hier niemanden gibt, der sie als Transportwege benutzt. Von Fahrgästen, Schiffsbewohnern oder Siedlern keine Spur.
    Wie viele Siedler könnte dieses Schiff, das möglicherweise zu einem Trio gehört, in intaktem Zustand aufnehmen? Plötzlich kommt mir der furchtbare Gedanke, dass es womöglich intakt ist . Haben wir, die hier herumirren, etwas Schlimmes verbrochen und wurden zur Strafe an diesem trostlosen Ort

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