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Das Schiff - Roman

Das Schiff - Roman

Titel: Das Schiff - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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gehst du nach?«
    Ich überlege kurz. »Ich bin Lehrer und zusammen mit anderen hierhergekommen. Ich würde gern wieder zu ihnen stoßen.«
    »Gehörst du zur Leitung dieses Schiffes?«
    Nicht, dass ich wüsste. »Nein«, erwidere ich.
    »Dann habe ich dich geschaffen. Du befindest dich in den äußeren Regionen von Schiffskörper 01. Aber hier ist es nicht sicher. Halte dich binnenbords, Richtung Zentrale.«
    Ehe ich etwas erwidern kann, zieht sich die Vertiefung nach innen zurück, während der mittlere Kreis so weit nach außen fährt, dass eine Öffnung entsteht. Dahinter ist es dunkel und offenbar nicht besonders warm. Ich trete halbwegs durch die Öffnung, halte jedoch inne, da ich damit rechne, dass mich gleich irgendjemand packen wird, nachdem er mich erfolgreich in diese Falle gelockt hat.
    »Ist schon jemand vor mir hier entlanggekommen?«, frage ich ins Leere.

    »Diese Öffnung wird sich in fünf Sekunden schließen«, gibt die Stimme statt einer Antwort zurück.
    »Wer bist du?«
    Als der Kreis zurückzufahren beginnt, springe ich in letzter Sekunde durch die Öffnung, rolle mich auf der anderen Seite ab und bleibe auf einer schrägen Fläche liegen – einem niedrigen, breiten Sockel, der völlig glatt ist und selbstverständlich ebenso grau wie alles andere ringsum. Überall wird das Zwielicht von kleinen Blinklichtern erhellt. Über meinem Kopf wird das Licht greller.
    Wie ich jetzt merke, befinde ich mich am Grunde eines breiten, tiefen Schachts. Ganz oben kann ich einen winzigen Kreis erkennen. Vom Boden aus steigen die Wände steil an. Der zentrale Sockel, auf dem ich gelandet bin, ist etwa drei Meter breit und einen Meter hoch. Unter mir kann ich keine Spur von der kreisrunden Öffnung erkennen, durch die ich hereingekommen bin. Offenbar führt der einzige Weg nach draußen in die Höhe, nach binnenbord.
    Als ich die linke Hand ausstrecke, stoße ich auf einen weiteren Beutel, der fast leer ist. Ich kann nur einen einzigen kleinen, viereckigen Gegenstand darin ertasten.
    Ein Buch.
    Hastig ziehe ich die Schleife des Kordelzugs auf und hole das Buch heraus, das einen silbernen Deckel hat. Darauf entdecke ich neunundvierzig feine Einkerbungen, angeordnet in Siebenerreihen. Also war das kleine Mädchen hier. Möglich, dass der Knochenkammmann
und der Rotbraune immer noch bei ihr sind. Vielleicht konnten sie während des Kampfes, in den der Reiniger verwickelt war, flüchten. Bestimmt waren nicht sie es, die den Reiniger in viele Stücke zerfetzt haben, dazu kann ihre Kraft nicht ausgereicht haben. Außerdem hätten sie dazu wohl eher Messer benutzt. Hat der Reiniger durch seine Gegenwehr das Monster mit der rötlichen Stachelklaue von der Gruppe abgelenkt? Das würde auch die abgebrochenen Stacheln am Boden erklären.
    Vielleicht sind sie noch einmal davongekommen.
    Jetzt kann ich entweder die Leitersprossen nach oben nehmen oder aber darauf warten, dass die Schiffsrotation aufhört und die Schwerelosigkeit zurückkehrt. Als ich mir den langen Schacht näher ansehe, komme ich zu dem Schluss, dass ich die mir bis dahin verbleibende Zeit wohl besser dazu nutze, mit dem Aufstieg zu beginnen. Also schlinge ich mir die Beutel über die Schulter, krempele Ärmel und Hosenbeine von Pushingars Overall hoch und versuche, den Taillengurt fester anzuziehen, was mir jedoch nicht gelingt. Nachdem ich ein Stück von meinem Nährriegel abgebissen und einen Schluck Wasser getrunken habe, pinkele ich gegen die Wand – markiere meine Spur , denke ich und ziehe dabei eine Grimasse.
    Als ich mit dem Klettern beginne, rasen meine Gedanken, stolpern über bestimmte Ideen und vage Vorstellungen, basierend auf dem, was ich von der Aussichtsplattform aus sehen konnte und von meinem Traumspaziergang her noch weiß.

    Die Spindel – der Schiffskörper 01, wie die Stimme sagte – rotiert wie eine längliche, konisch geformte Achse innerhalb irgendeines Rades, das mit einer Verstrebung verbunden ist. Vermutlich gibt es drei parallel angeordnete Schiffskörper, jeweils am Ende einer Verstrebung, die rings um den schmutzigen Schneeball wie Dreieckspunkte in gleichem Abstand zueinander liegen. Die Verstrebungen verbinden jeden Schiffskörper mit Schienen. Und diese Schienen verlaufen über den Drahtkäfig, der den Schneeball umschließt. Auf den Schienen können sich die Schiffskörper vorwärts und rückwärts bewegen.
    Ich nehme zwar an, dass ich mich jetzt innerhalb des Schiffskörpers 01 Richtung Bug bewege, doch es könnte

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