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Das Schiff - Roman

Das Schiff - Roman

Titel: Das Schiff - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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auch sein, dass ich mich in der hinteren Hälfte befinde und auf das Achterschiff zusteuere. Mit dem bisschen, was ich weiß, fällt die Orientierung schwer.
    Meiner groben Schätzung nach muss dieser Schiffskörper etwa zehn Kilometer lang sein und an der breitesten Stelle einen Durchmesser von drei Kilometern haben. Der Schneeball ist eigentlich gar keine völlig runde Kugel, sondern hat eher Eiform, läuft nach oben hin über eine Länge von mindestens hundert Kilometern spitz zu. Im Vergleich dazu wirken die Schiffskörper wie Zwerge.
    Der Eisbrocken ist zu groß. Mittlerweile müsste er viel kleiner sein.
    Es muss irgendetwas geben, das die Schiffskörper und den Eisbrocken durch den Raum schiebt. Wo sind die Motoren? Die Maschinen? Offenbar verfügen die
Maschinen über recht große Antriebskraft – man hält sich besser nicht in deren Nähe auf. Deshalb komme ich zu dem Schluss, dass die zwei Hälften jedes spindelförmigen Schiffskörpers sehr unterschiedlichen Zwecken dienen müssen.
    Jetzt bin ich mir fast sicher, dass ich mich Richtung Bug bewege.
    Aber was hat es mit dem gewundenen Rinnsal auf sich, mit der ins Eis geschlagenen Serpentine? Mir schwirrt der Kopf.
    Während ich weiter hinaufsteige, vermindert sich der Sog nach und nach. Dadurch, dass ich mich (meiner Einschätzung nach) weiter ins Zentrum hineinbewege, vermindert sich die zentrifugale Beschleunigung. Je weiter ich vorwärtsdringe, desto weniger spüre ich die Wirkungskraft der Schiffsrotation. Das macht sich zwar erst nach und nach bemerkbar, aber aus mir unverständlichen Gründen löst das bei mir noch mehr Benommenheit aus als der Wechsel zwischen Rotation und Stillstand, Schwere und Schwerelosigkeit. Zumindest wird das Klettern mit der Zeit etwas leichter.
    Warum dieser ständige Wechsel zwischen Rotation und Stillstand? Mir fällt kein plausibler Grund dafür ein. Nichts, was wir bislang hinsichtlich Schwere und Schwerelosigkeit erlebt haben, leuchtet mir ein; zugleich frage ich mich, ob ich nicht zumindest das dem Abkühlen und Aufheizen zugrunde liegende Konzept entschlüsseln kann. Die Schiffskörper sind riesig und größtenteils hohl. Man braucht jede Menge Energie, um diese ausgedehnten Räumlichkeiten zu hegen und
zu pflegen – vorausgesetzt, dass sie alle in gleicher Weise und kontinuierlich gewartet werden. Falls wir noch nicht an das (mir unbekannte) Ziel unserer Reise gelangt sind und man die Passagiere deswegen bisher nicht geweckt hat …
    »Dann habe ich dich geschaffen.« Die Stimme an der Tür.
    Diese Erinnerung bringt mich vom ursprünglichen Gedankengang ab, nur ist die Behauptung der Stimme leider genauso wenig plausibel wie alles andere. Deshalb setze ich lieber die früheren Überlegungen fort. Wenn fast alle Passagiere bisher nicht geweckt wurden, dann werden die Räume derzeit auch nicht ständig beheizt, sondern nur von Zeit zu Zeit. Und dazwischen kühlen sie wieder ab. Auf diese Weise ist gewährleistet, dass sich der Schiffskörper nicht verzieht. Und zugleich Energie gespart wird.
    Jedenfalls liegen so gut wie alle Passagiere oder Siedler noch im Kälteschlaf, vielleicht nahe bei der Zentrale, weit entfernt von der äußeren Schiffshülle, denn weiter außen wären sie bei einer so langen Reise größerer Strahlung ausgesetzt.
    Und wer hat die Monster geweckt?
    Ich habe zu wenig Tatsachen an der Hand und zu wenig Erfahrung mit einer solchen Situation, bin außerdem zu sehr traumatisiert, um ein vollständiges Bild zusammenzusetzen.
    Während ich Richtung Zentrum klettere, werfe ich einen Blick nach unten – ein großer Fehler. Fast kommt mir der gerade verspeiste Nährriegel wieder hoch.
Krampfhaft konzentriere ich mich auf die Strecke vor mir. Da ich die Füße zum Steigen nicht mehr unbedingt benötige, hangele ich mich kraft meiner Hände weiter.
    »Wo kamen diese Nährriegel eigentlich her? Und woher diese Stimme an der Tür?« Der Widerhall meiner Stimme klingt hohl, aber trotzdem tröstlich. »Wer oder was lenkt dieses Schiff?« Das Echo meiner Fragen ist so verzerrt, dass ich daraus nicht schließen kann, wie weit es noch bis zum Ende des Schachts ist.
    Der plötzliche Stopp der Rotation überrumpelt mich so, dass sich meine Finger verkrampfen. Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt, mich nicht mehr so fest an die Sprossen klammern zu müssen. Ein sanftes Schlingern und der folgende Luftzug im Schacht führen dazu, dass sich eine meiner Hände löst, ich einen Moment lang hilflos herunterbaumle

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