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Das Schiff - Roman

Das Schiff - Roman

Titel: Das Schiff - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bear
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    »Aller guten Dinge sind drei«, sagt die Spinnenfrau kurz danach. »Kommt mal her, wenn ihr sehen wollt, mit was wir’s zu tun haben.«
    Mein Zwilling schwebt zum Bullauge neben der blauen Halbkugel hinüber. »Hier ist auch noch Platz für dich«, ermuntert mich die Spinnenfrau mit liebenswürdiger Stimme. Gut möglich, dass sie gern mit mir und meinem Doppelgänger zusammen ist. Hier ist sie in ihrem Element und kann uns vorführen, wie wunderbar sie die Situation beherrscht – das verstehe ich nur zu gut. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass sie die Gesamtsituation auch nicht viel besser überblickt als wir beide. Trotzdem ist sie jetzt die wichtigste Person in der Kapsel, denn mit den Schiffskörpern kennt sie sich tatsächlich besser aus als wir anderen. Und genau dieses Wissen ist jetzt gefragt.

    Als ich meine Hände neben ihre auf die blaue Halbkugel lege, umgibt mich unverzüglich, ohne dass ich aus dem Bullauge geblickt hätte, tiefer Raum. Jetzt befinde ich mich außerhalb der Transferkapsel und schwebe durch die Leere, vor mir die Vielzahl der Sterne, seitlich von mir der beängstigende Nebelfleck, in dessen Kern irgendetwas fast unerträglich hell leuchtet. Sind es mehrere Objekte? Während die Spinnenfrau meine Finger dirigiert, wechselt die Perspektive zu einem Panoramablick: Jetzt kann ich sowohl die Schiffskörper als auch den Mond erfassen.
    »Großartig, nicht?«, fragt die Spinnenfrau.
    Ja, der Anblick ist tatsächlich überwältigend. Was ich jetzt sehen kann, stellt das, was ich bei dem kurzen Blick durch die Aussichtskuppel des ersten Schiffskörpers ausmachen konnte, und auch meine Visionen während der Traumzeit weit in den Schatten. Alle früheren Bildausschnitte sind diesem gigantischen Schiff in keiner Weise gerecht geworden. Im Frontalbereich jedes einzelnen spindelförmigen Schiffskörpers könnte man Hunderttausende von Menschen unterbringen, doch dazu sind sie nicht gedacht. Hier handelt es sich nicht um fliegende Städte, sondern vermutlich um riesige Testbereiche des Klados ; hier wird die Landung auf dem Zielplaneten vorbereitet.
    Klados ist ein griechisches Wort, von dem sich der Begriff Kladistik herleitet – was immer er auch bedeuten mag. Der Klados beschreibt, was wir sind, und stellt Verbindungslinien zwischen allem her, was in den Katalogen enthalten ist. Wo werden diese Kataloge aufbewahrt?
Und wie erhält man Zugang zu ihnen? Wer kontrolliert die Zeugungslabors?
    Mittlerweile steuert die Transferkapsel auf den letzten der drei Schiffskörper zu. Was mag er bergen? Auf der Außenfläche prangt in großen Ziffern die Aufschrift 03. Genau wie die ganze Außenhülle des Schiffsrumpfs wirkt auch der Anstrich verwittert und von der Zeit zerfressen, wie wir sehen, als wir auf der Suche nach einer Andockmöglichkeit die stumpfe Nase umrunden.
    Inzwischen kenne ich mich mit der Bedienung der blauen Halbkugel so gut aus, dass ich die Transferkapsel durch eine leichte Drehung nach vorn ausrichten kann. Im Moment halte ich nicht mehr nach dem Nebelfleck oder nach den Sternen Ausschau, sondern nach dem fächerförmigen Leuchten, das dem Schiffskörper 03 wie ein Schirm vorauseilt. Durch einen Ruck an der Halbkugel gerät die Außenbordseite des Rumpfs in mein Blickfeld. Hier ist der Ausgangspunkt des blassgrauen Strahls, der sich vor dem Schiffskörper im Raum zerstreut. Ähnliche Strahlen gehen auch von den anderen Schiffsrümpfen aus, aber der von Schiffskörper 02 flackert nur schwach und entfaltet nicht volle Leuchtkraft.
    Irgendwo weiter vorne verschmelzen alle Strahlen miteinander und bilden einen kaum erkennbaren grauen Schild, der mehrere Hundert Kilometer breit sein muss. Von Zeit zu Zeit sprüht der Schild Funken – unendlich kleine Funken, die sich über die ganze Oberfläche verteilen und an den grauen Strahlen entlangwandern. Während ich mich langsam umdrehe, um die Bahn dieser
Funken zu verfolgen, fällt mir auf, dass jeder der drei Schiffskörper achtern zahlreiche Hohlrinnen oder Furchen aufweist.
    »Das Schiff saugt Staub ein. Kann es sein, dass dieser Staub als Treibstoff dient?«, frage ich die anderen.
    »Vom interstellaren Medium wird das Schiff nicht viel Treibstoff beziehen können«, bemerkt Tsinoy in meinem Rücken. Die Sachkompetenz des Spürhunds verblüfft mich wieder einmal, schockiert mich fast. »Es ist zu dünn. In dieser Hinsicht gibt es nicht viel da draußen. Aber wenn das Schiff auf Staub stößt, könnte es ihn dazu nutzen, Löcher in

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