Das Schlangennest
Ralph. "Versuch keinen Lärm zu machen." Angestrengt lauschte er in die Dunke lheit. Plötzlich hörten sie wieder ein Knacken. Es kam von rechts, aus der Nähe des Turms.
"Bleib hier!" befahl Ralph. Bevor Daphne antworten konnte, huschte er schon davon.
Die junge Frau wartete einen Augenblick, dann folgte sie ihm. Sie hielt es nicht aus, tatenlos in der Dunkelheit zu warten.
Ralph hatte sich auf die andere Seite des Turms geschlichen. Er sah, wie eine vermummte Gestalt gerade versuchte, eine der schweren Bodenplatten zu heben. Suchend blickte er sich um. Wo war Joyce?
Es war Daphne, die das kleine Mädchen entdeckte. Es lag neben einem Brombeergebüsch und schlief noch immer. Es bekam nichts von dem mit, was um es herum geschah. Fast hätte die junge Frau vor Glück aufgeschrieen, als sie sah, daß Joyce nichts passiert war.
Sie schlich sich zu Ralph und wies zu dem Brombeergebüsch. Er nickte, dann sprang er auf und stürzte sich von hinten auf die vermummte Gestalt. Aber trotz seines überraschenden Angriffs fiel es ihm schwer, sie zu überwältigen. Daphne wollte schon ei ngreifen, als er sie endlich zu Boden gezwungen hatte.
"Sie Bastard!" stieß die Gestalt wütend hervor. "Verdammter B astard!"
"Claudine!" rief Daphne.
"Ja, Claudine." Ralph riß der Gestalt Kapuze und Maske ab. "Ich habe Ihnen nie getraut, Mistreß Forest, aber daß Sie eine kaltblütige Mörderin sind, damit habe ich nicht gerechnet."
"Es war der einzige Weg, meine Familie zu schützen", sagte Claudine. Sie sah ein, daß sie verloren hatte. "Mein Bruder war dahintergekommen, daß ihn Earl ständig betrog, um seine Wet tschulden zu bezahlen. Dann erfuhr er auch noch von dem Verhältnis zwischen Earl und Isabel. Er wollte uns alle enterben und von Hammond Hall vertreiben."
"Und deshalb sollte jetzt auch noch Joyce sterben?" fragte D aphne. "Was hatten Sie mit ihr vor?"
"Ich wollte sie in die unterirdischen Gewölbe bringen", an twortete Mrs. Forest. "Vor Jahren habe ich zufällig ihren Eingang entdeckt. Es wäre mir nicht leichtgefallen, Joyce zu töten, aber es gab keinen anderen Weg. Ich mußte meine Familie schützen. Ich..." Aufschluchzend verbarg sie ihr Gesicht in den Händen.
25.
Sie brachten Claudine Forest und Joyce ins Haus zurück. W iderstandslos ging die Frau mit ihnen mit. Sie wußte, daß sie am Ende war. Sie hatte hoch gespielt und verloren. Während sich Daphne um Joyce kümmerte, rief Ralph die Polizei an. Man versprach, sofort einen Wagen zu schicken.
Inspektor Riley kam selbst nach Hammond Hall, um ein erstes Verhör mit Claudine Forest zu führen. Inzwischen hatte Thomson die anderen geweckt. Stumm und fassungslos saßen die Ha mmonds, Earl und Bruno Forest im Salon. Keiner von ihnen hätte es für möglich gehalten, daß Claudine fähig wäre zu morden.
Es ging bereits auf fünf zu, als Mrs. Forest zum Polizeifah rzeug gebracht wurde. Ihr Mann und ihr Sohn wollten sie nach Barnstaple begleiten. Sie wirkten völlig verstört. Earl hatte sogar etwas von seiner gewohnten Arroganz verloren.
"Halten Sie es für möglich, daß Ihr Vater meine Mutter ve rtritt?" fragte er Ralph.
"Das glaube ich kaum", erwiderte der junge Anwalt. Er nannte ihm den Namen eines Kollegen, mit dem er sich in Verbindung setzen sollte.
Isabel schlang schluchzend ihre Arme um Earls Nacken. "Was sollen nur unsere Freunde sagen?" fragte sie verzweifelt. "Können wir uns je noch irgendwo blicken lassen?"
Earl gab ihr keine Antwort. Er schob seine Geliebte beiseite und ging mit seinem Vater zur Garage.
Mortimer Hammond richtete sich hoch auf. Er wies mit seinem Stock auf Daphne. "Wären Sie nur nie nach Hammond Hall gekommen", stieß er wütend hervor. "Es ist alles Ihre Schuld, junge Dame. Sie haben uns nichts als Unglück gebracht."
Daphne dachte nicht daran, auf diesen Angriff zu antworten. Mr. Hammond und seine Tochter gingen sie nichts an. Wortlos trat sie mit Ralph ins Haus.
Thomson kam ihr entgegen. "Ich möchte mich entschuldigen, Miß Baker", sagte er. "Ich habe mich in Ihnen getäuscht."
"Danke, Thomson." Daphne ergriff die Hand des alten Mannes. "Ich bin sehr froh, Sie auf meiner Seite zu haben. Immerhin e rwartet uns eine große Aufgabe. Wir müssen Hammond Hall für Robert und Joyce erhalten."
"Wir werden Ihnen alle dabei helfen", versprach der Butler. "Nicht nur ich stehe auf Ihrer Seite, auch das übrige Pe rsonal."
Langsam stiegen sie die Treppe hinauf. Es war eine lange Nacht gewesen. Sie spürten die Müdigkeit
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