Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend
vorsichtig, und mit diesen Scheißern sollte ich nun mein ganzes restliches Leben verbringen. Mein Gott. Sie hatten alle ihre Ärsche und Geschlechtsorgane, ihre Münder und Achselhöhlen, sie schissen und quatschten und waren langweilig wie Roßäpfel. Die Mädchen sahen aus der Entfernung ganz gut aus, wie ihnen die Sonne durch die Kleider schien und auf ihrem Haar glänzte. Doch wenn sie vor einem standen und den Mund aufmachten, wollte man sich am liebsten am Fuß eines Hügels
eingraben und verkriechen, mit einer Maschinenpistole im Anschlag. Bestimmt würde ich es nie fertig bringen, ein glücklicher Mensch zu sein, zu heiraten, Kinder zu haben. Zum Teufel, ich konnte es ja nicht einmal zu einem Job als Tellerwäscher bringen.
Vielleicht sollte ich Bankräuber werden. Oder sonst was Abartiges. Etwas mit Flair und Feuer. Man hatte nur einen Versuch im Leben. Wozu also Fensterwäscher werden?
Ich steckte mir eine Zigarette an und ging weiter die abschüssige Straße hinunter. War ich der einzige, der sich wegen einer aussichtslosen Zukunft den Kopf zerbrach?
Schon wieder sah ich eine dieser großen schwarzen Spinnen. Sie hing in ihrem Netz, etwa in Höhe meines Gesichts, genau in meinem Weg. Ich nahm die Zigarette aus dem Mund und hielt das glühende Ende an sie. Sie machte einen Satz, dass das ganze Netz zuckte und schnalzte. Sogar die Zweige des Strauchs erzitterten. Sie fiel aus dem Netz und landete auf dem Gehsteig. Feige Fliegenkiller, der ganze Verein. Ich zermalmte sie unter meinem Schuh. Zwei Spinnen erledigt. Der Tag hatte sich gelohnt. Aber ich hatte die natürliche Ordnung aus dem Gleichgewicht gebracht — jetzt würden wir alle von Käfern und Fliegen aufgefressen werden.
Ich ging weiter bergab, und als ich fast unten war, bebte ein großer Busch. Aha. Da lauerte wohl die Spinnenkönigin auf mich. Ich machte einen entschlossenen Schritt nach vorn, um mich ihr zu stellen.
Meine Mutter sprang hinter dem Busch hervor. »Henry, Henry, geh nicht nach Hause, geh nicht nach Hause — dein Vater will dich umbringen!« »Wie stellt er sich das vor? Ich kann ihn jederzeit plätten.«
»Nein, er ist außer sich, Henry! Geh nicht nach Hause! Er bringt dich um! Ich warte hier schon seit Stunden auf dich!«
Die angstgeweiteten Augen meiner Mutter waren richtig schön. So groß und braun. »Was macht er schon so früh zuhause?«
»Er hatte Kopfweh, da haben sie ihm den Nachmittag freigegeben.«
»Und du? Ich hab gedacht, du hast einen Job und gehst arbeiten?« Sie hatte eine Stelle als Haushälterin bekommen.
»Er ist vorbeigekommen und hat mich geholt! Er ist außer sich vor Wut! Er bringt dich um!« »Keine Angst, Mom. Wenn er mir dumm kommt, schlag ich ihn zusammen, das versprech ich dir.«
»Henry, er hat deine Geschichten gefunden! Er hat sie alle gelesen!«
»Ich hab ihn nie darum gebeten.«
»Er hat sie in einer Schublade gefunden! Er hat sie alle gelesen!«
Ich hatte zehn oder zwölf Kurzgeschichten geschrieben. Gib einem Mann eine Schreibmaschine, und er wird zum Schriftsteller. Die Stories hatte ich unter dem Papier versteckt, mit dem die Schublade ausgelegt war, in der ich meine Unterhosen und Socken hatte.
»Na schön«, sagte ich, »der Alte hat rumgekramt und sich dabei die Finger verbrannt.« »Er hat gesagt, er bringt dich um! Er hat gesagt, kein Sohn von ihm kann solche Sachen schreiben und mit ihm unter einem Dach leben!«
Ich nahm sie am Arm. »Komm, gehn wir nach Hause, Mom. Dann werden wir ja sehn, was er tut…«
»Henry, er hat deine Kleider auf den Rasen vor dem Haus geworfen! Deine ganze Wäsche, die Schreibmaschine, deinen Koffer und deine Geschichten!« »Meine Stories auch?«
»Ja, die auch …« »Den mach ich kalt!«
Ich ließ sie los und ging über die 21. Straße in Richtung Longwood Avenue. Sie lief mir nach. »Henry, Henry, geh da nicht rein!« Die arme Frau zerrte mich hinten am Hemd. »Henry, hör zu, nimm dir irgendwo ein Zimmer! Hier, ich hab zehn Dollar! Nimm sie und besorg dir irgendwo ein Zimmer!«
Ich drehte mich um. Sie hatte eine Zehn-Dollar-Note in der Hand.
»Vergiss es«, sagte ich. »Ich geh einfach so.« »Henry, nimm das Geld! Tu es für mich! Tu es für deine Mutter!«
»Na schön, meinetwegen …« Ich nahm den Zehner und steckte ihn ein. »Danke. Das ist viel Geld.« »Lass nur, Henry. Ich liebe dich, Henry — aber du musst fort.«
Ich ging auf unser Haus zu. Sie rannte jetzt vor mir her. Dann sah ich es: alles lag über den Rasen
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