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Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend

Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend

Titel: Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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dünne Schicht Salz in die Pfanne. Dann legt ihr das Steak rein und lasst es anbraten, aber nicht zu lange. Dann wendet ihr es und bratet es von der anderen Seite an. Dann trinkt ihr nochmal ein Glas Whisky, nehmt das Steak heraus und esst es auf der Stelle.«
    Einmal war er an mir vorbeigekommen, als ich auf dem Campus im Gras lag. Er war stehen geblieben und hatte sich neben mir ausgestreckt.
    »Chinaski, Sie glauben doch nicht diesen ganzen Nazi-Quatsch, den Sie hier verbreiten,
oder?«
»Das verrate ich nicht. Glauben Sie denn an Ihren Quatsch?«
»Natürlich.«
»Na, dann viel Glück.«
    »Chinaski, Sie sind höchstens ein Wiener Schnitzel.«
    Er stand auf, klopfte sich Grashalme und Laub von der Hose und ging weg …
    Ich wohnte noch keine Woche in der Temple Street, als mich Jimmy Hatcher ausfindig machte. Er klopfte an die Tür, und als ich aufmachte, stand er mit zwei Kollegen vom Flugzeugwerk da. Der eine hieß Delmore, der andere Fastshoes. »Warum nennt ihr ihn >Fastshoes    »Brauchst ihm nur mal Geld zu leihen, dann wirst du’s schon sehn.« »Kommt rein. Wie hast du mich hier bloß gefunden?«
    »Deine Eltern haben dich von einem Privatdetektiv suchen lassen.«
    »Verdammt. Die wissen wirklich, wie sie einem das Leben vergällen können.« »Vielleicht machen sie sich Sorgen.« »Wenn sie sich Sorgen machen, brauchen sie mir nur Geld zu schicken.« »Sie behaupten, du versäufst es nur.« »Dann sollen sie sich eben weiter ihre Sorgen machen …«
    Die Drei kamen herein, setzten sich aufs Bett und auf den Boden. Sie hatten eine kleine Flasche Whisky und einige Pappbecher dabei. Jimmy schenkte jedem etwas ein. »Hübsche Bude hast du hier.«
    »Ja, hervorragend. Wenn ich das Rathaus sehen will, brauch ich nur den Kopf aus dem Fenster zu stecken.«
    Fastshoes holte einen Satz Karten aus der Tasche. Er saß auf dem Teppich und sah zu mir hoch. »Spielst du?«
    »Jeden Tag. Sind deine Karten gezinkt?« »Komm mir ja nicht so, du Hundsknochen!« »Mach mich nicht an, oder ich nagel deine Perücke über den Kamin.«
    »Ehrlich, Mann, die Karten sind sauber.« »Ich spiele nur Poker und 21. Wie hoch ist das
Limit?«
»Zwei Dollar.«
»Dann lass uns mal abheben und sehn, wer gibt.«
    Ich hatte die höhere Karte und bestand auf Draw-Poker. Regulär. Ich wollte keine »Querschläger« im Spiel haben, denn dabei brauchte man zuviel Glück.
    Eröffnet wurde mit zwei »Bits« - 25 Cents. Während ich die Karten gab, schenkte Jimmy die
nächste Runde ein.
»Wie kommst du so über die Runden, Hank?«
»Ich schreib den anderen ihre Seminararbeiten.«
»Raffiniert.«
»Yeah …«
»Hey«, sagte Jimmy zu den beiden anderen, »hab ich’s euch nicht gesagt? Der Kerl ist ein
Genie.«
»Yeah«, sagte Delmore. Er saß rechts von mir. Er eröffnete.
»Zwei Bits«, sagte er.
Wir machten unsere Einsätze.
»Drei Karten«, sagte Delmore.
»Eine«, sagte Jimmy.
»Drei«, sagte Fastshoes.
    »Ich bin satt«, sagte ich. »Erhöhe um zwei«, sagte Delmore.
    Wir gingen alle mit. Dann sagte ich: »Die zwei Bits -und nochmal zwei Dollar.«
    Delmore stieg aus. Jimmy stieg aus. Fastshoes sah mich an. »Was siehst du außer dem Rathaus noch, wenn du den Kopf aus dem Fenster steckst?«
    »Spiel du nur dein Blatt. Ich bin nicht hier, um über Kopfverrenkungen oder die schöne
Aussicht zu schwafeln.«
»Okay«, sagte er, »ich bin draußen.«
    Ich raffte das Geld zusammen und sammelte die Karten ein. Meine ließ ich umgedreht liegen. »Was hast du denn gehabt?« fragte Fastshoes.
    »Wer sehn will, muss zahlen.« Ich rührte meine Karten unter die anderen, mischte, kam mir vor wie Gable, ehe ihm Gott beim großen Erdbeben von San Francisco den Schneid abkaufte. Die Karten wurden nun reihum von den anderen gegeben, doch mein Glück blieb mir die meiste Zeit treu. Im Flugzeugwerk war Zahltag gewesen. Einem armen Mann soll man nie mit viel Geld auf die Bude rücken. Er kann nur das bißchen verlieren, was er hat. Während er andererseits alles gewinnen kann, was man mitbringt. Geld und einen armen Mann sollte man nie zu nahe zusammenbringen.
    Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass dies meine Nacht sein sollte. Delmore hatte bald genug und ging. »Leute«, sagte ich, »ich hab eine Idee. Mit Karten geht es zu langsam. Werfen wir doch einfach Münzen. Zehn Dollar pro Wurf. Die ungerade Zahl gewinnt.« »Mir recht«, sagte Jimmy. »Okay«, sagte Fastshoes.
    Der Whisky war alle. Wir tranken inzwischen eine Flasche von meinem billigen Wein.

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