Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend
Alter von sieben Jahren
gemacht. »Meine hieß auch Betty Ann.«
»So eine Hure«, sagte Red.
An einem prächtigen Frühlingstag hatten wir wieder einmal Englisch, und Miss Gredis saß wie immer auf der Schulbank in der ersten Reihe. Diesmal hatte sie den Rock besonders weit oben. Es war zum Fürchten schön. Märchenhaft. Und verdorben. Diese Beine, diese Schenkel. Und so dicht vor uns, dieses Wunder. Es war nicht zu fassen. Baldy saß auf meiner Höhe, auf der anderen Seite des Gangs. Er beugte sich herüber und stupste mich ans Bein:
»Heute bricht sie sämtliche Rekorde«, flüsterte er. »Schau doch! Sieh dir das an!«
»Menschenskind«, sagte ich, »sei still, oder sie zieht sich den Rock wieder runter!« Baldy setzte sich wieder gerade, und ich wartete einige bange Sekunden. Nein, wir hatten Miss Gredis nicht verschreckt. Ihr Rock blieb oben. Es war wirklich ein denkwürdiger Tag. Kein Bursche in der Klasse, der nicht einen stehen hatte, und Miss Gredis hielt unbeirrt ihren Unterricht. Ich bin sicher, daß keiner von uns Jungs auch nur ein Wort mitbekam. Die Mädchen allerdings warfen einander Blicke zu, als wollten sie sagen: Dieses Luder treibt es zu weit.
Nun, uns konnte sie es gar nicht weit genug treiben. Diese Schenkel. Fast war es, als habe sie da nicht einmal eine Möse dazwischen, sondern etwas, das noch viel besser war. Die Sonne schien durchs Fenster herein, ergoß sich über diese Beine und Schenkel, spielte schillernd auf diesen warmen straffsitzenden Seidenstrümpfen. Der Rock war nun schon so hoch, daß wir uns inständig danach sehnten, einen Blick auf ein Stück Slip zu erhaschen, einen Blick auf irgend etwas! Herrgottnochmal, es war, als gehe die Welt unter und beginne von neuem, es war das Höchste, was man sich vorstellen konnte, ob wirklich oder erträumt - der Sonnenglanz auf diesen Schenkeln und dieser straffen Seide, so glatt, so warm, so lockend. Der ganze Raum pulsierte. Es verschwamm uns alles vor den Augen und wurde wieder klar, und Miss Gredis saß da und redete weiter, als sei nichts. Das machte es so gut und so schrecklich zugleich: Daß sie sich einfach benahm, als sei alles ganz normal. Ich sah einen Augenblick auf meine Tischplatte, und die Maserung im Holz begann zu kreisen, so daß es aussah wie fluoreszierende Strudel. Dann aber sah ich rasch wieder nach vorn und ärgerte mich, daß ich sekundenlang nicht hingesehen und womöglich etwas verpaßt hatte. Plötzlich hörte ich von hinten ein dumpfes Geräusch : Fump, fump, fump, fump …
Richard Waite. Er saß in der hintersten Bank. Er hatte einen zu großen Schädel mit gewaltigen Ohren und dicken, wulstigen, monströsen Lippen. In seinen fast farblosen Augen spiegelte sich weder Interesse noch Intelligenz. Er hatte große Füße, und sein Mund stand immer offen. Wenn er etwas sagte, kamen die Worte einzeln und zögernd heraus, mit langen Pausen dazwischen. Er war nicht einmal ein Schwächling, er war noch weniger. Niemand redete je ein Wort mit ihm. Niemand wußte, was er in unserer Schule zu suchen hatte. Er machte den Eindruck, als fehle es ihm am Nötigsten. Er trug saubere Sachen, aber hinten hing ihm immer das Hemd heraus, und ständig fehlten ein oder zwei Knöpfe am Hemd oder an der Hose. Richard Waite. Er wohnte irgendwo und kam jeden Tag zur Schule. Fump, fump, fump, fump, fump …
Richard Waite zollte den Schenkeln von Miss Gredis seinen Tribut, indem er sich einen runterholte. Er hatte den Punkt erreicht, wo er sich nicht mehr beherrschen konnte. Vielleicht wußte er auch einfach nicht, was sich schickte und was nicht. Alle hörten ihn jetzt. Auch die Mädchen. Auch Miss Gredis. Wir wußten alle, was er da machte. Er war so entsetzlich dämlich, daß er nicht einmal soviel Verstand hatte, es leise zu tun. Er kam immer mehr in Fahrt. Und er wurde immer lauter. Seine geballte Faust stieß von unten gegen die Platte seines Pults. Fump, fump, fump, fump …
Wir sahen Miss Gredis an. Was würde sie tun? Sie unterbrach ihren Vortrag. Zögerte. Ihre Blicke huschten durchs Klassenzimmer. Sie lächelte, verlor keinen Augenblick die Fassung und redete weiter:
»Ich glaube, die englische Sprache ist wohl die ausdrucksvollste und mitreißendste Form menschlicher Kommunikation. Wir sollten also schon einmal dankbar sein, daß wir über diese einzigartige Gabe einer großen Sprache verfügen. Und wenn wir sie mißbrauchen, tun wir es zu unserem eigenen Schaden. Laßt uns also unser Erbe annehmen und seinen Geheimnissen
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