Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend
den Nacken!«
»Ich hatte gerade ein junges Mädchen mit Acne vulgaris zur Untersuchung da. Ihr ganzer Rücken war bedeckt. Sie flennte und sagte: >Wie soll ich je einen Mann kriegen? Mein Rücken wird für immer entstellt sein! Ich möchte mich umbringen!< Und jetzt sehn Sie sich mal diesen Burschen an? Wenn sie den sehen könnte, wüßte sie, daß sie gar keinen Grund zum Jammern hat!«
Du blödes Arschloch, dachte ich, ist dir nicht klar, daß ich jedes Wort verstehen kann?
Wie wurde so ein Mensch eigentlich Arzt? Nahmen die einfach jeden?
»Schläft er?«
»Warum?«
»Er wirkt so ruhig.«
»Nein, ich glaube nicht, daß er schläft. Schläfst du, mein Junge?« »Ja.«
Sie drehten an der Lampe herum und richteten das grelle weiße Licht auf verschiedene Stellen
meines Körpers.
»Dreh dich mal um.«
Ich drehte mich auf den Rücken.
»Schauen Sie, da ist eine entzündete Stelle in seinem Mund.«
»Tja, wie wollen wir da vorgehen?«
»Erst mal drainieren, würde ich sagen. Mit der elektrischen Nadel…«
»Ja, natürlich. Die elektrische Nadel …«
»Ja, die Nadel…«
Die Sache war entschieden.
31
Am nächsten Morgen saß ich wieder auf meinem grünen Metallstuhl im Korridor und wartete, daß ich an die Reihe kam. Mir gegenüber saß ein Mann, mit dessen Nase etwas nicht in Ordnung war. Sie war groß und dick und rot entzündet, und sie schien unaufhaltsam zu wuchern. Man konnte richtig sehen, wie sich ein Stück nach dem anderen angesetzt hatte. Irgend etwas hatte diese Nase einfach anschwellen und wuchern lassen. Ich versuchte, nicht hinzusehen, denn ich wollte nicht, daß der Mann etwas merkte. Ich konnte mir vorstellen, wie ihm zumute sein mußte. Doch der Mann schien gar keine Beschwerden zu haben. Er war korpulent und saß da, als sei er halb eingeschlafen. Sie riefen ihn als ersten auf. »Mr. Sleeth?« Er bewegte seinen massigen Körper etwas nach vorn. »Sleeth? Richard Sleeth?«
»Ah … ja. Hier bin ich.«
Er stand auf und ging zu dem Arzt hin.
»Wie fühlen Sie sich heute, Mr. Sleeth?«
»Gut. Ganz gut…«
Die beiden verschwanden im Behandlungszimmer.
Eine Stunde später war ich an der Reihe. Ich folgte dem Arzt durch mehrere Schwingtüren,
und wir betraten einen Behandlungsraum, der größer war als der erste. Ich mußte mich wieder
freimachen und auf die Liege setzen. Der Arzt sah mich an.
»Dich hat es wirklich erwischt, was?«
» Yeah.«
Er drückte auf eine Pustel an meinem Rücken.
»Tut das weh?«
»Ja.«
»Na«, sagte er, »dann versuchen wir es jetzt mal mit Drainieren.«
Ich hörte, wie er einen Apparat anstellte. Es gab ein surrendes Geräusch, und nach einer Weile
roch es nach heißem Öl.
»Fertig?« fragte er.
»Ja.«
Er bohrte mir die elektrische Nadel in den Rücken. Die Schmerzen waren fürchterlich. Sie
füllten den ganzen Raum. Ich spürte, wie mir das Blut den Rücken herunterlief. Er zog die
Nadel heraus.
»So, jetzt nehmen wir uns eine andere vor …«
Er rammte mir die Nadel rein. Dann zog er sie heraus und stach eine weitere Eiterbeule an. Zwei Männer waren inzwischen hereingekommen und sahen zu. Vermutlich waren es Ärzte. Wieder ging die Nadel rein.
»Ich habe noch keinen erlebt, der die Nadel so wegsteckt«, sagte einer der beiden. »Er zuckt nicht einmal zusammen«, sagte der andere.
»Warum gehn Sie nicht raus und kneifen irgend ‘ne Schwester in den Arsch«, sagte ich.
»Hör mal, Freundchen, so kannst du mit uns nicht reden!«
Wieder wurde ich angestochen. Ich gab keinen Ton von mir.
»Der Junge ist offensichtlich sehr verbittert…«
»Ja, natürlich, das ist es …«
Die beiden gingen hinaus.
»Das sind hochqualifizierte Leute«, sagte mein Arzt zu mir. »Es ist nicht anständig, so etwas zu ihnen zu sagen.« »Machen Sie nur weiter mit Ihrer Bohrmaschine«, sagte ich.
Das tat er auch prompt. Die Nadel wurde sehr heiß, aber er legte keine Pause ein. Er bohrte mir auf dem ganzen Rücken herum, dann nahm er sich meine Brust vor und schließlich den Hals und das Gesicht.
Eine Schwester kam herein und bekam ihre Instruktionen. »Also, Miss Ackerman, ich möchte, daß diese… Pusteln … gründlich drainiert werden. Auch wenn Blut kommt - drücken Sie ruhig weiter. Das muß sehr gründlich geschehen.«
»Ja, Dr. Grundy.«
»Und anschließend eine UV-Bestrahlung. Für den Anfang zwei Minuten auf jeder Seite …« »Ja, Dr. Grundy.«
Ich folgte Miss Ackerman in einen anderen Raum und legte mich auf den Behandlungstisch.
Sie nahm ein Kleenex in die Hand
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