Das Schlimmste kommt noch oder Fast eine Jugend
in der Garage«, sagte Harry. »Kriech hinten rein, leg dich flach und rühr dich nicht vom Fleck.«
Wir tranken aus. Die nächste Runde wurde eingeschenkt. Eine neue Flasche erschien. Die achtzehn Dollar lagen noch immer in der Mitte des Tischs. Alle waren noch dabei, bis auf Lana. Es würde eine Menge Whisky erfordern, um uns weich zu machen.
»Hey«, sagte ich zu Harry, »wird denn der Sprit auch reichen?« »Zeig’s ihm, Lana …«
Lana klappte die Türen eines Wandschranks auf. Ich sah mehrere Reihen Whiskyflaschen hintereinander, alle von derselben Marke. Es sah aus wie die Beute vom Überfall auf einen Lastzug. Vermutlich war es das auch. Und das hier waren die Mitglieder der Bande: Harry, Lana, Stinky, Marshbird, Ellis, Dogface und The Ripper, vielleicht auch Becker, und höchstwahrscheinlich auch der junge Bursche, der jetzt in Harrys Wagen auf Tauchstation lag. Ich fühlte mich geehrt, dass ich mit einem so aktiven Teil der Bevölkerung von Los Angeles trinken durfte. Becker konnte nicht nur schreiben, er verkehrte auch mit den richtigen Leuten. Ich beschloss, Robert Becker meinen ersten Roman zu widmen. Es würde ein besserer Roman sein als dieser Wälzer von Thomas Wolfe.
Harry goss wieder nach, und wir leerten immer wieder unsere Gläser. Die Küche war inzwischen blau von Zigarettenqualm.
Marshbird fiel als erster aus. Er hatte eine sehr lange Nase und schüttelte nur noch den Kopf. - »Nein, nein, nichts mehr« —, und alles, was man sehen konnte, war diese lange Nase, die im blauen Qualm hin und her schlenkerte.
Ellis war der nächste, der ausstieg. Er hatte jede Menge Haare auf der Brust, aber offensichtlich nicht so viele an seinen Eiern.
Dann war Dogface fällig. Er sprang auf, rannte ins Klo und reiherte. Als Harry das hörte, kam ihm derselbe Gedanke. Er sprang auf und kotzte in den Ausguss. Damit waren noch Becker, Stinky, The Ripper und ich übrig.
Becker machte als nächster schlapp. Er verschränkte einfach die Arme auf dem Tisch, legte seinen Kopf darauf, und das war’s.
»Die Nacht ist noch jung«, sagte ich. »Ich trinke meistens, bis die Sonne aufgeht.«
»Yeah«, sagte der Ripper, »und du scheißt auch ins Nähkörbchen!« »Ganz recht. Und es hat ungefähr die Form von deinem Kopf.« Der Ripper stand auf. »Dich mach ich fertig, du Affenarsch!«
Er holte zu einem Schwinger aus, verfehlte mich und boxte die Flasche vom Tisch. Lana holte einen Scheuerlappen und wischte auf. Harry schraubte eine neue Flasche auf.
»Hock dich hin, Rip, oder du verlierst deinen Einsatz«, sagte er und schenkte eine weitere Runde ein. Wir tranken unsere Gläser aus.
Der Ripper stand auf, ging zum Hinterausgang, machte auf und starrte in die Nacht hinaus.
»Hey, Rip, was zum Deibel machst du denn?« fragte Stinky.
»Ich seh bloß nach, ob Vollmond ist.«
»Und?«
Es kam keine Antwort. Wir hörten, wie er nach draußen fiel, die Stufen hinunter und ins
Gebüsch. Wir ließen ihn liegen.
Jetzt waren nur noch Stinky und ich im Rennen.
»Ich hab noch keinen gesehen, der gegen Stinky gewinnt«, sagte Harry.
Lana hatte Gobbles zu Bett gebracht und kam in die Küche zurück. »Meine Güte!
Schnapsleichen, wo man hinsieht!«
»Schenk ein, Harry«, sagte ich.
Harry machte Stinky und mir die Gläser wieder voll. Ich wußte, daß ich diesen Drink nicht mehr unterbringen konnte. Also tat ich das einzige, was mir blieb: Ich redete mir ein, es sei kinderleicht. Ich packte das Glas und schluckte den Inhalt herunter. Stinky sah mich entgeistert an. »Gleich wieder da. Ich muß mal aufs Klo.« Wir saßen da und warteten.
»Stinky ist ein netter Kerl«, sagte ich. »Ihr solltet nicht Stinky zu ihm sagen. Wie ist er zu dem Spitznamen gekommen?«
»Keine Ahnung«, sagte Harry. »Hat sich irgend jemand für ihn ausgedacht.«
»Was ist mit dem Kerl draußen in deinem Auto? Kommt der da auch mal wieder raus?« »Nicht vor morgen früh.«
Wir saßen weiter da und warteten. »Ich glaube«, sagte Harry, »wir sollten doch besser mal nachsehen.«
Wir machten die Tür zum Badezimmer auf. Stinky schien nicht da zu sein. Dann sahen wir ihn: Er war in die Badewanne gefallen, und seine Füße ragten nur knapp heraus. Er hatte die Augen zu, lag da unten drin und war völlig hinüber. Wir gingen zurück an den Küchentisch. »Das Geld gehört dir«, sagte Harry.
»Wie wär’s, wenn ihr mich ein paar von den Flaschen bezahlen lasst, die wir geleert haben?«
»Vergiss es.«
»Dein Ernst?«
»Klar.«
Ich nahm das Geld
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