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Das Schlitzohr

Das Schlitzohr

Titel: Das Schlitzohr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Schöchle
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nicht
konkurrieren.

     
    Die Spitze unseres Teams sah nun so
aus. Dr. Neugebauer war mein Stellvertreter, außerdem hatte ich ihn mit der
fachtechnischen Aufgabe bei der Aquarienplanung beauftragt. Dr. Anton Brotzier,
einem Ornithologen, war das Gebiet Vögel, Robben und Raubkatzen unterstellt.
Zusätzlich hatte er die Nomenklatur zu bearbeiten. Er wurde nach dem
Ausscheiden von Herrn Jocher eingestellt, der aus gesundheitlichen Gründen
gerade in dem Augenblick ausscheiden mußte, als die Planung des Aquariums
begann, auf das er sich so sehr gefreut hatte. Die Betreuung der restlichen
Säugetiere, die veterinärmedizinische Versorgung und der Futterhof waren Sache
von Dr. Karl Reichel. Die Gewächshäuser und Pflanzenanzuchten hatte Garteninspektor
Laukenmann zu überwachen. Für die Parkanlagen und sonstigen staatlichen Gärten
standen mir zwei Gartenarchitekten zur Verfügung. Die kaufmännische Verwaltung
lag in den bewährten Händen von Amtmann Neff. Die Einteilung in diese
Arbeitsschwerpunkte hat sich so gut bewährt, daß sie sich bis zum heutigen Tag
nicht geändert hat.
    Dr. Reichel war gerade im richtigen
Augenblick zu uns gestoßen, um an der Planung für den Futterhof sowie für die
Raubtierhäuser, das Dickhäuter- und das Flußpferdehaus mitzuwirken. Die Planung
dieser Häuser wurde auf meinen Vorschlag den Architekten Rasser und Vadi in
Basel übertragen, da sie ganz hervorragende Tierhäuser in ihrer Heimatstadt
gebaut hatten. Die Besprechungen in dieser Zeit waren ein heißes Ringen um die optimalen
Lösungen. Besondere Schwierigkeiten gab es beim Futterhof, da es dafür kein
gutes Vorbild gab, denn die Futterhöfe der großen Zoos stammten alle aus der
Vorkriegszeit und waren lediglich mit modernen Ausstattungen ergänzt.
    Mit diesen neuen Bauten erweiterten wir
die Wilhelma in den Rosensteinpark hinein. Diese Erweiterung kam gerade noch
rechtzeitig, denn in der heutigen Zeit der Bürgerinitiativen wäre es kaum mehr
möglich, auch nur ein kleines Stück Park der Wilhelma anzugliedern. Über die
Wahl der Architekten konnten wir in jeder Hinsicht zufrieden sein. Sie machten
aus dem schwierigen Gelände, es handelt sich um einen von der überaus belebten
Pragstraße begrenzten Nordhang, das Bestmögliche. Die Löwenfreianlage kann als
ein ganz großer Wurf bezeichnet werden. Allerdings hat diese Anlage, wie die
der Elefanten, den unvermeidlichen Nachteil, daß der Besucher höher steht als
die Tiere. Das führt zu einer ungünstigen Verschiebung der Maßstäbe, aber wie
erwähnt, ließ das Gelände keine andere Wahl. Während dieser Planungsphase waren
wir auch sonst nicht untätig. Da wir schon längst auf der Suche nach Gorillas
waren, griffen wir begeistert zu, als uns ein Tierhändler vom Niederrhein zwei
Gorilla-Paare anbot. Leider zeigte sich bei der Kotuntersuchung, daß die Tiere
starken Salmonellenbefall aufwiesen. Da der Händler eine weitere Gorillasendung
erwartete, machten wir zur Bedingung, daß wir die neuen Tiere am Frankfurter
Flughafen direkt abholen könnten. Das hatte nämlich den Vorteil der ersten
Wahl, da sechs Gorillas erwartet wurden. Außerdem vermieden wir eine weitere
Infektionsgefahr durch den Aufenthalt in den Ställen des Händlers. Die meisten
Tiere kommen nämlich nicht krank aus der Wildnis, sondern infizieren sich in
den Ställen des Ursprungslandes oder bei den Händlern in Europa. Es braucht ja
nur einmal ein krankes Tier in einem solchen Stall gewesen sein, so besteht die
Gefahr der Infektion für alle späteren Insassen. Wir hielten die Tiere, als sie
in der Wilhelma ankamen, auch so lange in Quarantäne, bis sämtliche
Untersuchungen, insbesondere die Kotuntersuchung, abgeschlossen waren. Nachdem
die Gorillas aus der Quarantäne entlassen worden waren, kamen sie in die
Menschenaffenluxusbaracke, wie wir ihre provisorische Unterkunft beim
Giraffengehege nannten.
    Hier waren die Schimpansen inzwischen
längst geschlechtsreif geworden, trotzdem hatten wir bei ihnen keine
Zuchterfolge, da sich die männlichen Tiere in keiner Weise für ihre
Artgenossinnen interessierten. Wir vermuten, daß sie, da sie in ihrer Jugend
ständig mit Menschen zusammengelebt hatten, auf Menschen geprägt waren. Das
zeigte sich auch darin, daß der Hordenchef der Schimpansen, der ein starkes
Gefühl für soziale Rangordnung hatte, sobald mein Vertreter oder ich am Käfig
vorbeikamen, sofort in Imponierstellung ging und eine tolle Schau abzog.
Besonderes Augenmerk richteten wir auf das

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