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Das Schloß der blauen Vögel

Das Schloß der blauen Vögel

Titel: Das Schloß der blauen Vögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Kinder von Vietnam anseht? Warum denkt ihr nicht an Dresden, Köln und Hamburg, wo nach den Bombenangriffen der Asphalt brannte und die zusammengeschrumpften Toten links und rechts am Straßenrand lagen, gestapelt wie Holzbretter in einem Sägewerk? Und ihr marschiert wieder! Marschiert und singt vom Tod! Jungs – das Ganze halt!«
    Ja, und trotzdem … gelernt ist gelernt. Es steckt in den Knochen. Hinlegen, weiterrobben, Schuhe flach auf dem Boden, Hacken 'runter, Hintern flach …
    Sassner verhielt. Er kniete jetzt in gleicher Höhe mit dem kleinen Sportwagen hinter einem Busch und bog vorsichtig die Zweige auseinander.
    Die junge Frau mit den blonden Haaren saß starr hinter ihrem Lenkrad und starrte in die Nacht. Im merkwürdigen milchigen Licht dieser Nacht konnte Sassner sie deutlich sehen. Sie hatte die Hände auf das Lenkrad gelegt und schien zu warten.
    Sassner ließ die Zweige zurückschnellen. Er kroch weiter, bis er nahe dem silbergrauen Porsche im hohen Gras lag. Undeutlich machte er einen Männerkopf aus, der weit zur Frontscheibe gelehnt war.
    Er beobachtet sie auch, dachte Sassner triumphierend. Ich störe ihn. Was wäre geschehen, wenn ich nicht auf diesen Platz abgebogen wäre?
    Er stützte das Kinn in beide Hände und starrte das undeutliche Männergesicht an. Jetzt vermißte er Ilse Trapps. Man hätte sich jetzt die Aufgabe teilen können. Wenn Ilse mit wiegenden Hüften und aufgelösten brandroten Haaren an den Porsche gekommen wäre, hätte es für diesen Mann hinter der Scheibe kein Entrinnen mehr gegeben. Die junge Frau aber wäre Sassners Charme erlegen. Er hätte mit ihr geplaudert, ein wenig über die nächtliche Autobahn philosophiert und ihr dann blitzschnell den Hals zugedrückt.
    Das ist ganz einfach, wenn man es kennt und geübt hat: Die Hände schnellen vor, umfassen den schlanken Hals, die beiden Daumen drücken kräftig auf den Kehlkopf … nur zwei, drei Sekunden dauert es; ein leichtes, vergebliches Zappeln, dann hängt der Körper schlaff in den Händen.
    Sassner duckte sich etwas. In dem grauen Porsche blitzte kurz ein roter Punkt auf. Aus dem kleinen Sportwagen antwortete ein ebenso schneller weißer Punkt. Die junge Frau kurbelte das Seitenfenster herunter und streckte den Kopf wieder ins Freie. Sie sah nach vorn, zu Sassners Wagen.
    Im Wald knackte es. Irgendein Tier lief über trockene Zweige. Der Kopf der jungen Frau flog herum in Richtung dieses Lautes. Ihre Augen weiteten sich vor Angst.
    Gerd Sassner lag im Gras und rührte sich nicht. So also ist das, dachte er. Ich störe wirklich. Sie treffen sich hier nachts, sie kennen sich und warten nur darauf, daß ich wegfahre, um sich in die Arme zu werfen. Er wird verheiratet sein, zu Hause ein biederer Ehemann und Vater, der den Kindern Bonbons von der Reise mitbringt und seiner Frau ein paar Blumen. Und sie, das blonde Wesen in ihrem kleinen Wägelchen, ist auch verheiratet, hat einen strebsamen Mann, der sich im Büro abrackert, der alles tut, um seiner Frau ein schönes Leben zu bieten, der todmüde ins Bett fällt und am Morgen wieder aufspringt, um mehr, noch mehr heranzuschaffen … und sie fährt angeblich zu ihrer Schwester und betrügt den armseligen Dummkopf mit einem Jüngeren auf einem Rastplatz an der Autobahn.
    Sassner sah auf seine Leuchtzifferuhr. 0 Uhr 33.
    Die Stunde der Sünde – und die Stunde der Rache.
    Ich werde den armen gehörnten Ehemann rächen, dachte Sassner. Er rackert sich ab und wird betrogen. Wir sind Brüder, du unbekannter Mann irgendwo in deinem warmen Bett. Auch meine Frau hat mich verlassen. Nein, nein, nicht so wie deine … Luise ist gestorben. Sie lag neben mir, ist einfach weggegangen in das Land, wohin man nicht nachreisen kann, wo es keine Besuche gibt. Sie atmete nicht mehr, und ich deckte sie zu und ging davon. So hat mich Luise verlassen, ganz still, ganz heimlich.
    Aber deine Frau lebt, und wie sie lebt, und verläßt dich trotzdem. Reg dich nicht auf, Kamerad, schlaf weiter … ich nehme dir die Arbeit ab!
    Sassner hob den Kopf. Die junge Frau war ausgestiegen und ging neben dem kleinen Wagen hin und her. Die Tür hatte sie offengelassen. Ihr Gang war staksig, wie von einem aufgezogenen Federwerk, das die Beine einer Puppe bewegt. Dabei zuckte ihr Kopf nach rechts und nach links, als erwarte sie von allen Seiten einen Angriff.
    In dem Porsche wurde das linke Fenster heruntergedreht. Dr. Keller beugte sich etwas hinaus.
    »Haben Sie keine Angst«, rief er Luise Sassner leise

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