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Das Schloß der blauen Vögel

Das Schloß der blauen Vögel

Titel: Das Schloß der blauen Vögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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dachte, es interessiert dich.« Ilse Trapps zog die Knie an. »Ich weiß auch, daß es mit Gerd nicht mehr lange gut geht. Er verändert sich von Tag zu Tag. Einmal wird er soweit sein, daß es notwendig ist, ihn zu töten …«
    »Was wollen Sie?« stammelte Luise. Sie starrte Ilse mit aufgerissenen Augen an. »Sie wollen Gerd …«
    »Bleibt mir etwas anderes übrig? Lebenslänglich Zuchthaus … das halte ich nicht aus. Wenn Gerd in das Stadium kommt, wo ihn auch mein Körper nicht mehr bändigen kann, sollte man ihn erlösen. Bis dahin aber genieße ich seine wilde Liebe.« Sie warf sich zurück, ihr Gesicht glänzte. »Ich bin nichts ohne die Liebe. Gar nichts. Nicht einmal ein leeres Gefäß. Für eine Umarmung, die mir die Haut in Fetzen reißt, könnte ich töten!«
    »Und warum muß ich mir gerade jetzt das anhören?«
    Ilse Trapps sprang vom Bett und lachte. Sie deckte Luise zu und tätschelte ihr die Wangen wie einem Kind, dem man den Gute-Nacht-Kuß gegeben hat. »Ich bin mir gewiß«, sagte sie fröhlich, »daß du ihn mir nicht mehr wegnehmen kannst. Morgen oder übermorgen kommt es wieder über ihn. Wen sollte er dann anderes töten als dich? Es ist ja sonst niemand hier! Und ›operieren‹ muß er, da hält ihn niemand zurück, auch nicht dein Seufzen: ›Ich bin deine Frau …‹«
    Nach dem Mittagessen fuhr Ilse Trapps wieder mit einem Brief Sassners nach Basel. Vorher aber schloß sie die Tür zu Luises Zimmer zur Kontrolle noch einmal ab und steckte den Schlüssel ein. Es gab nur einen Schlüssel für diese Tür – wo die anderen geblieben waren, wußte sie nicht. Seit sie Trapps geheiratet hatte, kannte sie es nicht anders. »Vielleicht geklaut«, hatte Egon Trapps vor Jahren einmal gesagt. »Es gibt so Rindviecher, die als Andenken Hotelschlüssel mitnehmen.«
    Du wirst nicht zu ihr gehen können, dachte sie zufrieden, als sie sich umzog für die Fahrt in die Schweiz. Wenn ihr wollt, könnt ihr euch durch die Tür unterhalten, aber zueinander kommt ihr nicht!
    »Wer ist eigentlich dieser Professor Dorian, dem du dauernd schreibst?« fragte sie, als Sassner ihr den Brief aushändigte.
    »Ein Kollege«, antwortete Sassner knapp.
    »Und was schreibst du ihm?«
    »Daß ich eine neugierige OP-Schwester habe und ihn um Rat bitte, was man dagegen tun kann.«
    »Nichts.«
    »Ich würde nicht so sicher sein, Teufelchen …«
    Er sah sie mit einem Blick an, der sich in sie hineinfraß wie Säure. Sie schüttelte ihre Beklemmung ab, kämmte die gebleichten Haare und ließ es zu, daß er über ihre Hüften strich wie ein Blinder, der mit dem Tastsinn seiner Finger sieht und Formen erkennt.
    Als Ilse Trapps abfuhr, stand er oben an einem der kleinen Turmfenster und winkte ihr nach. Dann widmete er sich seiner Lieblingsbeschäftigung, fütterte die Krähen und beobachtete ihren Flug, den Schwingenschlag, das Herangleiten zur Landung, die Schwerelosigkeit, mit der sie sich vom Wind auf und ab tragen ließen, niederstürzend und emporstoßend in den Himmel.
    Nach etwa einer Stunde kletterte er aus dem Türmchen, zog seinen weißen Arztkittel an und ging zu Luises Zimmer. Erstaunt hob er den Kopf, als sich die Tür nicht öffnen ließ.
    »Machen Sie auf!« rief er und klopfte mit der Faust an das Holz.
    Luise drehte den Kopf. Sie lag angeschnallt im Bett, bewegungslos und frierend.
    »Ich kann nicht«, rief sie zurück.
    »Warum?«
    »Sie hat abgeschlossen.«
    »Wer?«
    »Dieser rote Satan!«
    »Unmöglich.« Sassner rüttelte wieder an der Klinke, drückte gegen die Tür, warf sich dann mit der Schulter dagegen. Aber die Tür gab nicht nach. Es war noch gute, alte Handwerksarbeit, aus massiven Brettern.
    In Sassners Kopf begann plötzlich ein eigentümliches Brausen. Die Tür verwandelte sich vor seinen Augen, sie bekam ein Gesicht, das Gesicht Luises … aber sie war nicht allein, ekelhaftes Gewürm, Schlangen und noch nie gesehene widerliche Fratzen umtanzten sie … der Mund riß auf zu einem stummen Schrei, die Augen flehten ihn an: Hilf mir … Gerd … hilf mir doch … und die Schlangen züngelten über den Kopf und schienen ihn zu erdrücken.
    Ein dumpfer Schrei brach aus Sassners breiter Brust. Er warf sich herum, rannte in den OP, riß das Beil vom Tisch und stürmte zurück. Mit ein paar wuchtigen Schlägen, hinter denen seine ganze Kraft lag, zerschmetterte er die Tür und stürzte in das Zimmer.
    Luise lag im Bett und schrie. In ihren aufgerissenen Augen stand die nackte Todesangst. Jetzt kommt

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