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Das Schloß der blauen Vögel

Das Schloß der blauen Vögel

Titel: Das Schloß der blauen Vögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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heißt: Widerspruch! Ich sage etwas, und du tust es … Ist das klar?«
    »Ja. Aber –«
    »Schon ein Aber ist ein Widerspruch! Aber ist Auflehnung. Aber ist Gegenwehr! Jedes Aber muß bestraft werden!« Er hob die Faust, stellte den Daumen hoch und drehte ihn dann nach unten. Es war das Zeichen römischer Kaiser, wenn sie über das Leben der Gladiatoren entschieden: In den Staub mit ihnen! »Auf die Knie!« sagte er hart.
    Ilse Trapps zögerte nicht mehr. Sie fiel auf die Knie, Angst und Bewunderung schnürten ihre Stimme ab.
    »Sprich mir nach.« Sassner war zu ihr getreten, griff in ihre Haare und riß ihren Kopf nach hinten. Ihre grünen Augen flehten ihn an, ihr Mund war halb geöffnet. Er sah sie mit einem Lächeln an. Wilder Triumph durchzuckte sein Gesicht. Sie ist mein Geschöpf, dachte er wieder. Mein ureigenes Geschöpf. Sie ist von jetzt an nur lebensfähig mit mir und durch mich. Versagt mein Atem, wird auch sie ersticken. »Ich gehorche dem großen Boss!«
    »Ich gehorche dem großen Boss …« flüsterte Ilse Trapps.
    »Noch einmal!«
    »Ich – gehorche – dem – großen – Boss –«
    »Brenn den Satz in dein Herz, Teufelchen.« Er ließ ihre Haare los, der Kopf sank nach vorn, sie hockte sich auf den Boden und kam sich wie ausgebrannt, wie eine hohle Schlacke vor. Wenn jetzt ein Wind kommt, wirbelt er mich weg, dachte sie.
    »Nun geh und hol die Schürzchen«, sagte Sassner. Seine Stimme war wieder völlig normal. Er ging zum Fenster zurück, setzte sich und vertiefte sich in seine Zeichnungen.
    Es waren merkwürdige Gebilde.
    Durchgeschnittene Kreise. Dreiecke mit gekappten Ecken. Winkel mit gebrochenen Schenkeln.
    Eine völlig zerstörte Welt.
    Um die Mittagszeit wurde der auf seinem Sofa schnarchende Egon Trapps durch Alkohol weiterhin außer Gefecht gesetzt. Auf Befehl Sassners flößte Ilse ihrem Mann eine halbe Flasche Zwetschgenwasser ein. Damit er schluckte, hielt sie ihm die Nase zu. Schlaftrunken und noch vom ersten Rausch umnebelt, machte Egon Trapps keine Schwierigkeiten … er trank den hochprozentigen Alkohol, sank dann auf das Sofa zurück, rülpste ein paarmal kräftig und fiel darauf in die bleierne Bewegungslosigkeit des Volltrunkenen. Mit offenem Mund lag er da, röchelnd und besinnungslos.
    Sassner hatte unterdessen begonnen, sein Schloß der blauen Vögel einzurichten.
    Ilse, wie befohlen in absoluter Nacktheit, und er räumten das größte Zimmer – Nummer zwei – völlig aus. Die Doppelbetten, die Schränke, der Tisch und die Stühle wurden auf den Speicher gebracht. Das leere Zimmer mußte Ilse putzen. Mit Schrubber und Wassereimern, mit einer Wurzelbürste und Salmiaklauge polierte sie den Fußboden, kroch auf allen vieren herum, keuchend und nach Atem ringend, angetrieben von Sassner, der am Fenster stand und dem weißglänzenden Körper zuschaute, der auf dem Boden herumkroch wie ein riesiger Wurm.
    »Dieser Raum ist der OP«, sagte er streng. »Hier muß absolute Sterilität herrschen! Kein Staubkörnchen, kein Dreckspritzerchen! Man muß von den Dielen essen können, ohne daß es zwischen den Zähnen knirscht. Sauberkeit ist das oberste Gebot der Medizin. Ein OP muß blinken!«
    Am Nachmittag räumte man den Operationssaal ein. In die Mitte schleppten sie einen großen Tisch, den größten, den sie hatten, und den breitesten. Es war der sogenannte Festtisch, der immer zu Feiern – meistens für durchreisende Kegelklubs – gebraucht wurde. Er ließ sich zweimal ausziehen und bot zwanzig Personen Platz.
    »Im allgemeinen ist ein OP-Tisch schmal«, sagte Sassner. »Ein Körper paßt gerade darauf. Aber ich hasse das Allgemeine. Ich habe es gern, wenn ein Körper bequem liegt.« Er tätschelte die Tischplatte wie einen Frauenleib und nickte mehrmals. »Er ist gut, dieser Tisch. Eine schöne Länge. Wir werden an zwei Körpern gleichzeitig operieren können. Ich erinnere mich da an einen Schachweltmeister. Er spielte bei einem Turnier gleichzeitig an sechsundvierzig Brettern. Warum soll man da nicht an zwei Körpern gleichzeitig operieren können? Das Ungewöhnliche hat andere Maßstäbe, Teufelchen.«
    Aus den anderen Zimmern trugen sie eine Kommode herbei, die Sassner als seinen Instrumentenschrank bezeichnete. Aus dem Keller holten sie zwei Zinkwannen und schoben sie unter den Tisch. Ein zweiflammiger Elektrokocher wurde auf die Kommode gestellt, aus der Küche brachte Ilse Trapps zwei große Emailletöpfe.
    »Die Sterilisationsanlage ist komplett!« sagte Sassner

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