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Das Schloß der blauen Vögel

Das Schloß der blauen Vögel

Titel: Das Schloß der blauen Vögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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erfreut. »Nun zu den Instrumenten!«
    Er ging hinunter in die Küche und begutachtete am Handballen die Schärfe der langen Küchenmesser. Besonders ein breites, stabiles Messer interessierte ihn. Er bog die Klinge hin und her und schnitt mit ihr tief in ein Speckstück hinein, das auf einer Holzplatte lag.
    »Egon nimmt es immer für die Steaks und Rouladen«, sagte Ilse.
    »Das ist profan! Ich werde es für Amputationen nehmen.«
    Sassner sammelte die ausgesuchten Messer ein, nahm auch das Beil mit, eine Knochensäge und den Metzgerwetzstein. Er trug alles in Zimmer zwei, legte es nebeneinander auf die Kommode, auf ein weißes Handtuch, das Ilse ausbreiten mußte, und betrachtete dann sein Instrumentarium mit einem liebevollen Blick.
    »Wir sind komplett«, sagte er. »Es fehlt nichts.« Er klappte den Werkzeugkasten auf, den Egon Trapps für Autoreparaturen angeschafft hatte, und entnahm ihm Zangen, Feilen, Bohrer, Schraubenzieher, einen Dübelschläger und zwei Hammer. Die Hammer legte er gesondert auf ein weißes Handtuch.
    »Narkose auch komplett!« Sassner trat zurück und überblickte stolz die Werkzeuge. »Die Technik ist für die großen Taten bereit … nun fehlt nur noch der Geist!« Er legte beide Hände auf seine Brust und reckte sich hoch. »Hier steht er!«
    Ilse Trapps lehnte ermattet an der Wand. Die Erschöpfung war so groß, daß vor ihren Augen alles wie in einem Nebel tanzte. Die Gegenstände verschwammen, drehten sich, lösten sich in bunte Punkte auf.
    »Ich kann nicht mehr«, stöhnte sie. »Ich falle gleich um.«
    »Die ungewohnte Umgebung, Teufelchen.« Er kam zu ihr, zog sie an sich, streichelte sie, und sie spürte, wie seine Kraft zu ihr hinüberfloß und die große Schwäche plötzlich nachließ. Sie fühlte nur seine Hände, und der Strom, der von ihnen in sie hineinzuckte, machte sie selig und willenlos.
    »Was nun?« fragte sie, den Kopf an seiner Brust.
    »Das Leichenzimmer. Die besten Betten, das beste Bettzeug … ein Toter hat das Recht auf Schönheit. Er hat das Leben verlassen, dieses dumpfe, von der Dummheit vergaste Leben … das muß man ihm anrechnen, das ehrt ihn. Ein Toter ist frei von Dummheit, also ein vollkommener Mensch!«
    Es war spät abends, als Sassner zufrieden war. Seine Klinik stand.
    Wie ein Chef ging er durch die Zimmer, von Bett zu Bett, blieb an jedem stehen, sah es an, nickte und lächelte.
    Die erste Visite.
    »Während der Arbeitszeit«, sagte er später im ›OP‹ zu Ilse Trapps, »verlange ich auch von dir Berufskleidung. Binde ein Schürzchen um und setz ein Häubchen auf.«
    »So … ohne was drunter?«
    »Tu, was ich sage!«
    Ilse Trapps lief zur Kommode, holte aus einer Schublade eine der kurzen weißen Spitzenschürzen und band sie um. Sie bedeckte gerade den Leib und mit einem Zipfelchen die Scham. Die Brüste wölbten sich prall und rund an den Seiten hervor. Von hinten unterbrachen nur die beiden schmalen Bindegürtel ihre Nacktheit … ein weißer Streifen um den Nacken, ein weißer Streifen um die Taille. Die Schleife wippte beim Gehen über ihrem Gesäß. Es sah ausgesprochen fröhlich aus.
    »Wir kommen der Vollkommenheit immer näher«, sagte Sassner mit glänzenden Augen. Plötzlich wehte das Lächeln von seinem Gesicht … er sah streng, unnahbar und hoheitsvoll aus. »Schwester Teufelchen«, sagte er mit veränderter, befehlender Stimme. »Ich begrüße Sie als meine Mitarbeiterin. Der Tagesplan: täglich von zehn bis zwölf Konsultationen, von zwölf Uhr fünfzehn Visite … ab elf Uhr nachts bis unbegrenzt Operationszeit. Notieren Sie sich die Zeiten; Sie haben in diesen Stunden in dieser Berufskleidung zur Verfügung zu stehen. Danke.«
    Er nickte Ilse etwas herablassend zu und verließ hocherhobenen Hauptes seinen ›OP‹.
    In der Nacht lag Ilse Trapps glücklich neben Sassner, sie hatte sich in seine Arme verkrochen. Wie ein junger Hund lag sie da, eingekugelt in seine Wärme. Unten, im Zimmer hinter der Küche, röchelte Egon Trapps noch immer in seinem bleiernen Alkoholrausch.
    Sassner war wach. Er lauschte auf das Knarren des alten Wetterhahnes an der Spitze des Türmchens.
    Die blauen Vögel sprachen zu ihm: Du wirst die Welt verändern.
    Und er zitterte vor Freude.
    Am nächsten Tag schickte Sassner sein Teufelchen Ilse nach Basel. Er gab ihr einen Brief mit.
    »Du mußt ihn in Basel, auf der Schweizer Seite, in den Kasten stecken!« sagte er. »Nicht woanders – ich erfahre es doch! Und dann kaufst du ein … drei

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