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Das Schloß der blauen Vögel

Das Schloß der blauen Vögel

Titel: Das Schloß der blauen Vögel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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geschrieben! Er hat uns mitgeteilt, daß er in Kürze mordend durchs Land ziehen wird, um die Dummheit auszurotten. Mit aller wissenschaftlichen Akribie wird er töten und Schädel aufschlagen.«
    Dr. Keller riß den Brief an sich und las ihn noch einmal. Mit bleichem Gesicht ließ er ihn wieder sinken.
    »Das ist unausdenkbar«, stammelte er. »Wenn Sie recht haben, Herr Professor, hat uns heute eine Bestie zu ihrem Mitwisser gemacht. Wir müssen sofort die Polizei einschalten.«
    »Natürlich.« Dorian griff zum Telefon. »Der Brief kommt aus Basel. Hoffen wir, daß dieser Irre jenseits unserer Grenze bleibt. Es muß sofort etwas geschehen!«
    Eine halbe Stunde später war Kriminalrat Ulrich Quandt von der Mordkommission in der Klinik Hohenschwandt. Auch er las den Brief aus Basel dreimal, ehe er ihn in eine Mappe legte. Er benutzte dazu Handschuhe, um keine Fingerabdrücke zu hinterlassen.
    »Ohne Frage ein Irrer«, sagte er. »Wir werden sofort die Kollegen in Basel benachrichtigen. Wenn wir Glück haben, sind Abdrücke auf dem Papier.«
    »Meine und die von Doktor Keller bestimmt«, sagte Dorian sarkastisch.
    »Natürlich.« Quandt lächelte schwach über diesen makabren Scherz.
    »Haben Sie das Gefühl, daß der Schreiber dieses Briefes es ernst meint?«
    »Irre haben immer einen tiefen Ernst in ihren Handlungen.«
    »Und wie erkennt man einen solchen Verrückten?«
    »Überhaupt nicht! Er kann als fröhlicher Tourist bei Basel über die Grenze kommen und anschließend sein erstes Opfer umbringen.«
    »Ein herrlicher Gedanke!« Kriminalrat Quandt klappte die Mappe zu. »Das heißt also, daß wir warten müssen, bis das erste Opfer daliegt?«
    »So ähnlich. Wenn man Schizophrenen so deutlich ansehen könnte, daß sie schizophren sind, wie etwa einem Kranken die Masern, wäre unsere Arbeit leicht.« Dorian setzte sich auf die Kante seines Schreibtisches. »Etwa Sie, Herr Rat. Wir unterhalten uns wie zwei vernünftige Menschen und erst, wenn Sie hinausgehen, sagen Sie etwa: Auf Wiedersehen, Professor … ich grüße auch Caesar von Ihnen. Dann weiß ich Bescheid, daß Sie krank sind.«
    »Danke.« Kriminalrat Quandt lächelte säuerlich. »Ich werde nicht Caesar, sondern den Alten Fritz von Ihnen grüßen.«
    »Dieses Beispiel war echt.« Dorian faltete die Hände über dem rechten angezogenen Knie. »Ich erlebte es bei einem Regierungsrat, den man mir zur Untersuchung schickte. Zwei Stunden unterhielten wir uns hochgeistig über Literatur und Musik … bis zum Abschied der Caesar kam. So ist das mit den Kranken unserer Branche, lieber Rat … und auch dieser Irre da in Basel wird so lange unerkannt herumlaufen, bis man die erste Leiche findet.« Dorian rutschte vom Schreibtisch. Seine Stimme war ernst. »Es wäre furchtbar, wenn das alles einträfe. Ich nehme an, daß ich der erste sein werde, der von der Aktion dieser Bestie erfährt.«
    »Sie glauben …« Quandt sprang auf. »Das wäre das Fürchterlichste, was die Kriminalgeschichte kennt …«
    »Er wird mir berichten. In allen Einzelheiten. Kollegial klar. Sie werden einen bis ins Detail genauen Mordbericht erhalten … wenn es diesen Mann gibt und nicht alles bloß ein übler Scherz ist.«
    »Das wäre auch eine Möglichkeit. Ein Scherz.« Kriminalrat Quandt legte die Mappe in seine Aktentasche. »Was glauben Sie, Herr Professor?« Seine Hand zitterte.
    »Es ist kein Scherz«, sagte Dorian dumpf.
    Luise Sassner lebte zurückgezogen in der Villa am Rande Stuttgarts. Andreas, den sie während der Wochen der Untersuchungen, Operation und Nachbehandlung seines Vaters in ein Internat gegeben hatte, holte sie zurück. Sie mußte ihre Kinder um sich haben, das einzige, was sie von Gerd noch hatte. Und trotzdem war die plötzliche Einsamkeit schrecklich. Gerds tiefe Stimme fehlte, sein Lachen, seine Scherze, ja auch sein Schimpfen. Es fehlte sein Schritt im Haus, seine Ausstrahlung, sein gesunder Menschenverstand. Luises Welt war leer geworden ohne Gerd. Das Leben ging zwar weiter, wie eine billige Weisheit sagt, aber es war ein Leben ohne Höhepunkte. Es war Essen, Trinken und Schlafen … und Erinnerung, schmerzhafte, süße Erinnerung an zwanzig Jahre Glück.
    Die Anwälte der Chemischen Werke Sassner stritten sich mit der Staatsanwaltschaft wegen einer Todeserklärung herum. Theoretisch schien der Beweis erbracht, daß Sassner tot war … aber es fehlte die Leiche! Solange sie nicht im gerichtsmedizinischen Institut lag, lebte Sassner amtlich weiter. Erst

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