Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Schloss der tausend Sünden

Das Schloss der tausend Sünden

Titel: Das Schloss der tausend Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Portia Da Costa
Vom Netzwerk:
etwas langsamer.» André hielt ihm einen neuen Brandy hin. «Schluck für Schluck.»
    Als Jonathan das dicke runde Glas ergriff, spürte er voller Panik, wie Andrés Hand sich um die seine legte und ihm half, den Drink zum Mund zu führen. Die Haut des Grafen war außergewöhnlich kühl – sie fühlte sich exotisch und aufregend an und jagte einen Schauer durch Jonathans starren Körper.
    Ich darf das nicht empfinden!, dachte der junge Mann hilflos, täuschte sich aber keineswegs in seiner Gefühlswahrnehmung. Er ist zweihundert Jahre alt. Ich kenne ihn nicht mal. Lieber Gott im Himmel, er ist ein Mann! Er ist ein Mann! Er ist ein Mann!
    «Trink!», drängte André. Seine Hand wanderte zurück zu Jonathans brennendem Rücken.
    Der schluckte. Er trank weitaus schneller, als es klug war, denn er suchte verzweifelt nach irgendeiner Form der Betäubung. Jonathan erfuhr etwas, das er noch nie zuvor erlebt hatte. Ein Gefühl, mit dem er in seinen wildesten Träumen oder schlimmsten Albträumen nicht gerechnet hatte. Und am schlimmsten war, dass dieses Gefühl ausgesprochen gut war. Der Brandy schien keinerlei Auswirkungen auf ihn zu haben, doch als er Andrés Rasierwasser einatmete, begann es in seinem Kopf zu hämmern. Es roch nach Rosen. Und nach Mann.
    «Denk an Belinda und Michiko», flüsterte ihm der Graf ins Ohr. «Stell sie dir zusammen vor.» Und immer noch rieb die schlanke, kühle Hand durch die Baumwolle seines Hemdes hindurch über Jonathans Rücken. «Wie fühlt sich das an?»
    «Ich weiß nicht recht», rief der junge Mann und war im selben Moment entsetzt über den schrillen und mädchenhaften Klang seiner Stimme.
    «Stößt die Vorstellung von gleichgeschlechtlichem Sex dich ab?» Andrés Stimme klang jetzt tief, sehr maskulinund schmeichelnd. «Bestimmt nicht.» Diese letzten Worte waren keine Frage, sondern eine Feststellung – und sie bezog sich keineswegs auf Belinda und Michiko.
    Ich werde verführt, dachte Jonathan. Auf dieser Couch. Genau wie Belinda, die diesem Mann trotz ihrer Unbeirrbarkeit, trotz ihres Widerstands gegen jede Form der Ausbeutung schon Minuten nach ihrem Kennenlernen unterlegen war.
    «Jonathan?», fragte André mit sanfter Stimme. Seine Hand ruhte jetzt bewegungslos auf dem Rücken seines Gastes und gab ihre Kälte durch das dünne Hemd hindurch an Jonathan weiter.
    «Ich weiß es nicht», wiederholte der verunsicherte Mann. Er kam sich regelrecht gebrochen vor und spürte eine gewisse Resignation in sich aufsteigen. Jonathan schaute nach oben und starrte auf einen imaginären Punkt. Er spürte nur zu deutlich die Gegenwart des verführerischen Wesens neben sich, wusste aber auch, dass die Entscheidung letzten Endes bei ihm selbst lag.
    «Hör zu. Bringen wir’s hinter uns, wenn es denn sein muss», sagte er schließlich, unfähig, die wachsende Spannung noch einen Moment länger zu ertragen. Wenn André einen Annäherungsversuch machte, den er als abstoßend empfand, dann würde er wenigstens Bescheid wissen. Dann könnte er aufspringen und so schnell wie irgend möglich aus diesem Raum flüchten. Und wenn die Liebe unter Männern ihn nun nicht abstieß? Er würde es erst erfahren, wenn er es versuchte.
    Jonathan drehte seinen Kopf und fand seine Lippen nur wenige Zentimeter vom Mund seines Gastgebers entfernt. Er konnte die Süße des Brandys in seinem Atem riechen und ertrank fast in den aquamarinfarbenen Tiefen seiner Augen.
    Er ist so wunderschön, dachte Jonathan. Er zieht mich an. Ich will ihn. Aber mein Körper weiß nicht so genau, wie er ihn will. Er zitterte, den Kopf voller Ängste und Gedanken an Analverkehr. «Ich weiß nicht, wie ich es anstellen soll», sagte er mit ungewöhnlich unsicherer Stimme.
    «Keine Sorge», beruhigte ihn André und löste das Band, das seine gesträhnten Locken zusammenhielt. «Ich weiß alles, was wir beide wissen müssen.»
    Jonathan biss sich auf die Lippen, um ein Keuchen zu unterdrücken. Andrés Haar war weich, dick und trotz seiner merkwürdigen Färbung überaus glänzend. Jonathan verspürte den starken Drang, seine Hände darin zu vergraben.
    «Na los, tu es», forderte der Graf ihn auf.
    Mit flachem Atem und rasendem Herzen hob Jonathan die Hände und ließ sie durch Andrés seidige Locken gleiten, bis er den Kopf des anderen Mannes schließlich mit beiden Händen hielt. Andrés Lippen öffneten sich voller Erwartung und gaben den Blick auf das weiche, rosige Innere seines Mundes frei. Plötzlich schnellte Jonathan, ohne

Weitere Kostenlose Bücher