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Das Schloss der tausend Sünden

Das Schloss der tausend Sünden

Titel: Das Schloss der tausend Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Portia Da Costa
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einen Scherz nicht mitbekommen?», fragte der junge Mann und erwiderte ihr Grinsen. Die Lachfältchen, die sich dabei an seinen blauen Augen bildeten, ließen ihn sogar noch umwerfender aussehen.
    «Nein. Mir gehen da nur gerade sehr alberne Dinge durch den Kopf», antwortete sie und nestelte am Gürtel ihres Kimonos herum.
    «Was denn für welche?» Sein Lächeln hatte etwas Herausforderndes bekommen.
    «Na ja, Ihr Akzent, der Name und die Stiefel   – Sie wirken ein bisschen wie ein Prinz aus einem Märchen», erklärte sie lahm. Die Art, wie seine Jeans in die wadenhohen schwarzen Lederstiefel gesteckt war, gaben seiner Erscheinung zusätzlich etwas von einem höfischen Kavalier.
    Da war noch etwas, dachte sie in dem kurzen Moment, in dem sein Lächeln breiter wurde und er eine Antwort zu formen schien. Belinda war sich sicher, dass sein Haar vorhin im Turm dunkler und eher braun als blond ausgesehen hatte. Zwar war es jetzt straff nach hinten gebunden, doch es wurde eindeutig von mehr hellen, ja fast platinblonden Strähnen durchzogen – fast als wäre es tagelang durch die Strahlen der Sonne aufgehellt worden. Vielleicht hat er es ja gefärbt?, suchte sie nach einer Erklärung, verwarf den Gedanken aber sofort wieder als völlig abwegig.
    «Ich fühle mich geschmeichelt», erwiderte er und verbeugte sich leicht vor ihr. «Aber ich stamme lediglich aus einem unbedeutenden Landadelsgeschlecht. Und vielleicht nicht mal mehr das. Mein Heimatland existiert nämlich gar nicht mehr.»
    «Was meinen Sie damit?», erkundigte sich Belinda und schalt sich innerlich für ihre Neugier, die durchaus befremdlich auf ihn wirken konnte. Schließlich waren sie und Jonathan uneingeladen in sein Haus geplatzt und bisher lediglich stillschweigend geduldet. Da waren kindische Bemerkungen und persönliche Fragen wohl kaum angebracht.
    Doch Graf André schien unbeeindruckt. «Nur dass es nicht mehr da ist. Ein Opfer der Neugestaltung Osteuropas, fürchte ich. Damit bin ich aller Wahrscheinlichkeit nach also nur noch ‹Mr. von Kastel›!»
    «‹Graf› klingt viel besser», kam es ihr spontan über die Lippen. «Weitaus glamouröser.»
    «Danke vielmals. Ich werde mich bemühen, meinem Titel gerecht zu werden.» Er griff erneut nach ihrer Hand. Sein Kuss war diesmal schon wesentlich vehementer, und der Abdruck seiner Lippen fühlte sich wie ein Brandzeichen auf ihrer Haut an.
    Belinda war verblüfft. Auch wenn der Körperkontakt nur minimal war, fühlten die Berührung und der Kuss sich doch überaus erotisch an. Während er so über ihre Hand gebeugt dastand, sah sie ihn wieder nackt ausgestreckt und mit seinem Schwanz spielend im Bett des Turmes liegen. Als er sich wieder aufrichtete, waren die Augen der erregten Frau auf seinen Schritt gerichtet.
    Fast als hätte er ihren Blick bemerkt, warf Graf André ihr erneut sein verschmitztes Lächeln zu. «Darf ich Ihnen ein Glas Wein anbieten?», fragte er. «Wir könnten uns in die Bibliothek zurückziehen und uns ein wenig besser kennenlernen. Ihr Freund   …», er deutete in Richtung Jonathans, der sich im Schlaf umdrehte und in sein Kissen kuschelte, «…   will sich sicher noch etwas ausruhen.»
    «Ja, das ist eine gute Idee», antwortete Belinda und war sich dabei durchaus bewusst, dass er immer noch ihre Hand hielt und mit dem Daumen sanft über ihre Fingerknöchel strich. Es fühlte sich fast an, als würde er ihre Möse streicheln.
    «Dann kommen Sie.» Er drückte ihre Hand ein letztes Mal, bevor er sie schließlich losließ und in Richtung Tür voranging.
    Als sie ihren Gastgeber über den Korridor zu der großen Wendeltreppe begleitete, war Belinda hin- und hergerissen zwischen seinem Anblick und dem seiner Vorfahren. Jetzt, wo sie den Mann in Fleisch und Blut vor sich hatte, fiel ihrauf, wie stark die Familienähnlichkeit wirklich war. Die von Kastels aus vergangenen Zeiten sahen ihrem attraktiven Begleiter zum Verwechseln ähnlich. So sehr, dass die Porträts eigentlich auch alle ihn hätten darstellen können. Die Ähnlichkeit war geradezu unheimlich.
    Das gute Aussehen von Graf André war aber auch noch in anderem Zusammenhang verwirrend. Es ließ sich nur sehr schwer sagen, was ihn für das weibliche Auge so anziehend machte. Betrachtete man seine typischen Merkmale einzeln, waren sie zwar schön anzusehen, hatten aber – wenn man von den blauen Augen einmal absah – auch etwas durchaus Gewöhnliches. Erst die Summe dieser Merkmale machte ihn zu der umwerfenden

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