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Das Schloss der tausend Sünden

Das Schloss der tausend Sünden

Titel: Das Schloss der tausend Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Portia Da Costa
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bereitete André sich darauf vor, seinen Durst ein weiteres Mal zu stillen. Wenn er diese Gelegenheit nutzen wollte, mussten noch mehr magische Handlungen vollzogen und gewisse Umstände zu seinem Vorteil genutzt werden. Der Mann mit den blauen Augen schüttete den Inhalt des Räucherfässchens in eine Alabasterschale und setzte nach einem gemurmelten Reinigungsritual einen zweiten Zauber in dem Bronzegefäß an. Die erste Zutat war ein weiteres von Jonathans dunklen Haaren.
    «Vergib mir, mein Freund», sagte André, als er das Haar zwischen den Fingern zusammenrollte und es dann in das Gefäß fallen ließ. «Du musst schlafen. Ich brauche deine Gefährtin eine Weile ganz für mich allein.»
    Leise summend begann er sein zweites geheimnisvolles Ritual. Wie gut es doch tat, seine Talente endlich wieder einsetzen zu können   …

Kapitel 5
Eine Audienz beim Grafen
    Belinda wurde vom Klopfen an der Tür aus einem leichten Dämmerschlaf gerissen. Richtiger Schlaf war es nicht gewesen, sie hatte nur ein bisschen die Augen zugemacht und sich einfach ein wenig treiben lassen. Deshalb wurde sie bei dem Geräusch an der Tür auch schlagartig wach. Sie setzte sich auf und rüttelte an Jonathans Schulter.
    Das Klopfen erklang erneut, doch trotz all ihrer Bemühungen war ihr Freund nicht aufzuwecken. Belinda war es schon gewöhnt, dass Jonathan praktisch überall schlafen oder kleine Nickerchen einlegen konnte. Aber dieser tiefe, fast komatöse Schlaf war schon etwas beängstigend. Sie packte ihn jetzt an beiden Schultern und schüttelte ihn, so fest sie nur konnte.
    Keine Reaktion.
    «Miss Seward?»
    Das Rufen ihres Namens brachte die ängstliche Frau dazu, nach der Decke zu greifen und sie über ihre Brüste zu ziehen. Was sollte sie sonst tun? Sie und Jonathan waren nackt, ihre Kleidung lag auf dem Boden verstreut, und der Kimono, den sie vorhin getragen hatte, lag am anderen Ende des Raumes auf einem Stuhl. Belinda öffnete den Mund, um «Moment» zu rufen, doch zu ihrem Schrecken kam stattdessen ein «Herein» über ihre Lippen.
    Bevor sich noch Gelegenheit bot, ihre Aufforderung zu wiederholen, öffnete sich die schwere Eichentür auch schon, und es trat jemand über die Schwelle, der ihr sehr bekannt vorkam.
    Belindas Herz raste. Unbewusst hatte sie eigentlich damit gerechnet, dass genau der Mann geklopft hatte, der jetzt dort stand. Trotzdem war es ein Schock, ihn jetzt lächelnd näher kommen zu sehen.
    Das blonde, gesträhnte Haar ihres Besuchers war zu einem Zopf gebunden, und er hatte ein weißes Hemd, Jeans und schwarze Stiefel an – doch es handelte sich definitiv um ihren nackten Träumer aus dem Turm, den jüngsten Nachkommen aus der Reihe blauäugiger Männer. Ihre prekäre Lage schien ihn außerordentlich zu amüsieren.
    «Es tut mir leid. Ich habe Sie ganz offensichtlich gestört», sagte der Mann mit sanfter Stimme. Seine unverwechselbaren Augen leuchteten. «Aber ich hätte schwören können, dass Sie ‹herein› gerufen haben.» Er grinste frech und wissend, so als wäre er sich durchaus bewusst, was hier gerade passiert war, ja es wahrscheinlich sogar selbst ausgelöst hatte.
    «Das   … das habe ich auch», stammelte Belinda nervös und erregt zugleich. Der Mann mit den blauen Augen war sowohl schlafend als auch wach gleichermaßen beeindruckend. Sein spitzbübisches Grinsen allerdings traf sie etwas unvorbereitet. Seine Vorfahren auf den Porträts hatten alle nachdenklich und melancholisch dreingeschaut, und auch wenn sie lächelten, war ihr bei allen ein trauriger Zug um den Mund aufgefallen.
    Außerdem konnte keines der Bilder den unglaublichen Augen dieses lebendigen Sprösslings der Familie gerecht werden, die bei ihm so tiefblau waren, dass sie fast unnatürlich wirkten. Ultramarin-, himmel- und lapislazuliblau zugleich – alle Varianten in einer Farbe. Dahinter blitzte es, wie von einem inneren Feuer beleuchtet, und es handelte sich eindeutig um jenes Paar Augen, das sie in ihren Träumen heimgesucht hatte.
    Als Belinda an ihrem Körper heruntersah, stellte sie voller Panik fest, dass die Decke, die sie eben noch fest umklammert hatte, auf unerklärliche Weise weggerutscht war. Ihre linke Brust lag völlig frei, der Nippel deutlich steif und dunkel. Als sie wieder nach oben schaute, folgte auch der Kopf ihres Besuchers dieser Bewegung.
    Die verstörte Frau zog die Decke wieder hoch. «Ich, ich   …», stotterte sie, biss sich aber sofort auf die Lippe. Was konnte sie schon sagen? Was

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