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Das Schloss der tausend Sünden

Das Schloss der tausend Sünden

Titel: Das Schloss der tausend Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Portia Da Costa
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Himmels willen, musst du jetzt von mir denken?», sagte sie und schloss den Kimono. «Obwohl wir uns gerade erst kennengelernt haben, lasse ich mich von dir streicheln. Das muss ja auf dich wirken, als wäre ich total leicht zu haben. Ich habe mich dir ja buchstäblich an den Hals geworfen. Ich kann’s selbst kaum glauben!»
    Der Graf strich mit trockenem Lächeln über ihr Gesicht, nahm dann die Enden des Sashs in die Hände und band sie für sie zusammen.
    «Nein, Belinda. Die Schuld lag allein bei mir», erwiderte er. Sein Blick war von irgendeinem undefinierbaren, aber eindeutig schmerzhaften Gefühl erfüllt. «Du hast mich an jemanden erinnert, den ich sehr vermisse. Einen Moment lang dachte ich, du wärst sie, und da habe ich völlig die Kontrolle über mich verloren.» Er starrte nach unten auf die lose Schleife, die er gebunden hatte. Belinda hätte schwören können, Tränen bei ihm gesehen zu haben, doch als er wieder nach oben schaute, waren seine Augen meeresblau und sorglos. «Ich muss dich nochmals um Verzeihung bitten.» Ohne Vorwarnung legte er die Hände um ihre Taille, erhob sich und stellte sie mühelos auf die Füße. «Kannst du es vergessen? Wollen wir vergessen, was hier gerade passiert ist, und nochmal von vorne anfangen – als Freunde?» Er streckte ihr die Hand entgegen. Dieselbe Hand, die sie auf so zärtliche und wunderbare Weise berührt hatte. «Ich verspreche, dass ich von jetzt an versuchen werde, mich zu benehmen.»
    Und wieder geschah der Wandel seines Verhaltens erstaunlich schnell. Belinda verspürte einen starken Drang, den Kopf zu schütteln, um ihre Gedanken zu sortieren. Hatte sie sich das, was da eben geschehen war, etwa eingebildet? Vielleicht war es ja nur reine Phantasie. Irgendein Traum. Der liegengebliebene Wagen, das Unwetter und überhaupt alles hatten sie ziemlich ermüdet und auch durcheinandergebracht. Vielleicht hatte das, was sie da meinte erlebt zu haben, doch nur in ihrem Kopf stattgefunden?
    Belinda war nicht in der Lage, irgendetwas darauf zu entgegnen, und ließ stattdessen André erneut ihre Hand ergreifen. Doch diesmal küsste er sie nicht, sondern drückte sie bestärkend.
    «Ich glaube, es wird jetzt Zeit, sich zum Abendessen umzuziehen», stellte er mit energischer Stimme fest und bot seinem Gast den Arm an. «Darf ich dich auf dein Zimmer bringen?»
    «Ja, gewiss», antwortete die junge Frau, immer noch ganz verwirrt von dem fliegenden Wechsel zwischen Intimität und formvollendeter Höflichkeit. Sie hakte sich bei ihm unter und ließ sich genau den Weg zurückführen, den sie vorhin gekommen waren.
    «Du kannst so lange hierbleiben, wie du möchtest», bot er ihr an, als sie die Treppe hinaufstiegen. «Das gestrige Gewitter war ziemlich ungewöhnlich. Ansonsten hatten wir in letzter Zeit nämlich sehr viel Glück mit dem Wetter. Ich bin überzeugt, dass du einen längeren Aufenthalt sicher sehr genießen würdest.» Er drehte sich mit einem leichten, aber latent bedeutungsvollen Lächeln zu ihr um. «Und ich auch.»
    «Das ist sehr nett von dir, aber   …» Die Worte erstarben auf ihren Lippen. Vor ihrem inneren Augen blitzten Bilder von den Orten auf, die sie eigentlich mit Jonathan besuchen wollte, und sie musste auch an Paula denken, die sicher schon ratlos auf ihren Anruf wartete. Doch schon in der nächsten Sekunde interessierte sie all das nicht mehr. Belinda sah sich um, betrachtete das polierte Holz des Treppenabsatzes, die antiken Möbel und die großartigen Bilder. Als ihr Blick wieder bei dem Lächeln ihres geheimnisvollen Gespielen landete, hörte sie sich plötzlich die Einladung annehmen. «Ich würde sehr gern bleiben – und Jonathan sicher auch. Gerade gestern hat er erst gesagt, dass er keine Lust mehr auf die Fahrerei hat. Es ist sehr freundlich von dir, uns einzuladen.»
    «Es ist mir ein Vergnügen», erwiderte André, trat einen Schritt zurück und vollführte eine weitere seiner winzigen Verbeugungen. «Es ist schon lange her, dass ich in solch   …»Er hielt kurz inne, und seine Augen schienen noch heller zu leuchten. «…   dass ich in solch entzückender Gesellschaft war.» Er entfernte sich weiter, ohne den Blick von ihr zu wenden. «Bis zum Abendessen dann. Das Speisezimmer befindet sich direkt gegenüber der Bibliothek. A bientôt!»
    Französisch kann er auch noch, dachte Belinda bei sich, als ihr Gastgeber sich wie ein Kavallerieoffizier auf den Hacken umdrehte und in Richtung der Treppe verschwand, die zu der

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