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Das Schloss der tausend Sünden

Das Schloss der tausend Sünden

Titel: Das Schloss der tausend Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Portia Da Costa
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ihren angenehmen, wenn auch recht unscheinbaren Gefährten vor sich. Ach, was soll’s, ein bisschen Zeit würde sie mit ihm schon rumkriegen.
    «Komm», flüsterte sie und streckte Miles mit einem leichten Lächeln ihre linke Hand entgegen.
    Und dieser kam wie ein williges Lamm auf sie zu, das gleich geopfert werden sollte.
     
    Wo zum Teufel ist er nur geblieben?, dachte Belinda, als sie in das Schlafzimmer trat. Jonathan war nirgendwo zu sehen. Das Bett war gemacht, und ihre Kleider waren aufgehoben und weggeräumt worden. Die Fensterflügel standen offen und ließen das sepiafarbene Licht der Dämmerung in den Raum, der von dem starken Duft eines Potpourris erfüllt war. Jetzt roch das Zimmer nicht mehr nach schwitzigem Sex.
    «Dann mache ich mich wohl besser mal zum Essen fertig», murmelte sie und fragte sich gleichzeitig, wer wohl hier gewesen war und aufgeräumt hatte. Vielleicht eine von Jonathans blonden Freundinnen oder der stumme, aber merkwürdig freundliche Oren?
    Belinda war gerade dabei, den schwarzen Morgenmantelauszuziehen und sich zu überlegen, was sie wohl zu einem Dinner mit einem Blaublut tragen konnte, als es auf einmal leise an der Tür klopfte.
    Nicht schon wieder, dachte sie und war versucht, nicht darauf zu reagieren. Wer war es wohl diesmal?
    Die Tür ging auf, und zwei junge Frauen traten ein. Zwei wunderschöne Blondinen, die warm lächelten, aber kein Wort sagten. Eine hatte einen Notizblock mit Stift dabei, die andere den Arm voller Kleider.
    Belinda ahnte sofort, dass es sich bei den beiden um Jonathans Gespielinnen handelte – die beiden Waldfeen, mit denen er sich am Fluss vergnügt hatte.
    «Äh   … hallo», begrüßte die junge Frau die zwei unsicher. Sie wusste nicht recht, was sie zu ihnen sagen sollte. Ob sie überhaupt hören konnten? «Mein Name ist Belinda», stellte sie sich zögernd vor und tapste sich mit der flachen Hand auf die Brust. Sie kam sich schrecklich eingebildet vor. Wenn die beiden sie nun doch mühelos verstanden und sich von der Geste angegriffen fühlten?
    Doch zu ihrer Erleichterung wurde das Lächeln der beiden Mädchen noch breiter. Die Größere, deren flachsblondes Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden war, machte eine elegante Geste mit dem Notizblock und schrieb schnell ein paar Worte auf die erste Seite. Dann hielt sie ihn Belinda hin.
    Mein Name ist Elisa, hatte das Mädchen geschrieben. Und meine Cousine heißt Feltris. Unser Herr hat uns gesandt, um Ihnen in jedweder Weise behilflich zu sein. Wir haben frische Kleidung mitgebracht, damit Sie baden und sich zum Dinner umziehen können.
    Nachdem Elisa das Notizbuch wieder an sich genommen und zur Seite gelegt hatte, trat ihre jüngere Cousine Feltris mit den Sachen im Arm schüchtern nach vorn. Genau wiedas Hängerkleidchen und die French Knickers, die Belinda vorhin getragen hatte, breitete die grazile Blondine auch diese Kleidungsstücke auf dem Bett aus. Diesmal waren es allerdings mehr Dinge, und Feltris arrangierte jedes Stück mit zärtlicher Sorgfalt. Belinda war ganz erstaunt über den Anblick von solcher Schönheit.
    Das erste Kleidungsstück war ein Kleid – ein himmlisch schimmerndes Etwas, das Belinda sofort zu berühren versucht war. Es bestand aus mehreren Schichten bestickter Seide in einer hinreißenden Farbmischung aus Pfirsich und Orange. Geschnitten war es im Stil der wilden Zwanziger: tiefe Taille, gerade gearbeitetes Oberteil und gebogener, welliger Saum. Das Kleid war mit Satinstoff gefüttert, und als Belinda sich zur genaueren Betrachtung vorbeugte, sah sie, dass es handgenäht und jedes Detail individuell angefertigt worden war. Es trug kein Etikett und auch sonst keinerlei Hinweise auf einen Designer oder Markennamen. Es musste sich um ein Original handeln, das tatsächlich aus dem Zeitalter des Charleston stammte. Was ihr da zum Anziehen angeboten wurde, war eine echte Haute-Couture-Antiquität und wahrscheinlich Hunderte, wenn nicht gar Tausende von Pfund wert.
    «Das kann ich nicht tragen», protestierte sie. Es juckte sie in den Fingern, über den erlesenen Stoff zu streichen, doch sie brachte es nicht über sich. «Es ist zu wertvoll. Es gehört in ein Museum.»
    Doch die Mädchen schüttelten nur lächelnd die Köpfe und ermutigten sie, sich das Kleid noch genauer anzusehen. Elisa nahm Belindas Hand und drückte sie sanft auf die glänzende Seide.
    «Okay, wenn ihr meint», stimmte Belinda schließlich zu. Die feine Weichheit des seltenen, federleichten Stoffes

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