Das Schloss der tausend Sünden
herauszupressen.
«Du willst mich», sagte er. Er hatte von ihrem Mund abgelassenund sah jetzt auf sie hinab. Sein Satz war eine Feststellung und keine Frage.
Belinda versuchte, ihren Blick abzuwenden, doch er hielt ihr Gesicht fest in seinen Händen.
«Du willst mich. Das weiß ich genau», wiederholte er mit einem seltsamen Gesichtsausdruck, der sie verwirrte. Sie sah, wie er sich perplex auf die Lippen biss, und hörte ihn dann aufstöhnen.
Belinda spürte die plötzliche Rückkehr seiner Melancholie und lehnte sich einladend gegen seinen Körper. Zwar fand sie es schwierig, ihm mit Worten zu antworten, doch die Taten fielen ihr nicht sonderlich schwer. Sinnlich rieb sie ihren Bauch an der harten Beule seiner Erektion.
«Wären die Dinge doch nur anders …», sagte er leise, den Blick auf sie geheftet. Das glänzende Blau seiner Augen hatte unvermittelt einen tieferen, dunkleren Ton angenommen. Die Tatsache, dass er seinen harten, geschwollenen Schwanz gegen sie presste, war nicht zu leugnen. Doch genau das schien ihm Sorge anstatt Freude zu bereiten.
«Was ist los?», fragte Belinda sehr verwirrt über diesen Widerspruch. Ihr war mit einem Mal klargeworden, dass sie wahrscheinlich noch nie in ihrem Leben einen Mann so sehr gewollt hatte und dass sie es nicht ertragen konnte, jetzt abgewiesen zu werden. Vor einer Sekunde war sie sich seines Begehrens noch völlig sicher gewesen.
«Ich werde es dir sagen», begann er, legte beide Hände auf ihre Wangen und zwang sie so, ihn anzusehen. «Aber vorher werden wir uns, so gut es geht, gegenseitig Freude bereiten.» Er ließ sie los, trat einen Schritt zurück und griff dann nach ihrer Hand. «Komm. Wir gehen in dein Schlafzimmer. Dort ist es bequemer.» Er warf ihr ein kleines, fast nervöses Lächeln zu und führte sie von der Terrasse zurück ins Haus.
«Aber meine Kleider …» Belinda blickte zurück auf den Haufen blasser Seide. «Und ich habe meine Tasche und meine Blume noch im Esszimmer stehen.» Wieso protestierte sie nur? Die Sachen gehörten sowieso André. Was sollte das Ganze also?
«Du brauchst keine Kleider», sagte er und zog sie mit neugefundener Spielfreude hinter sich her. «Komm mit. Ich möchte, dass du nackt durch mein Haus läufst. Ich will deine Brüste und deinen Po schwingen sehen. Tu einem alten Mann den Gefallen, Belinda. Bitte, sei so gut.»
Die junge Frau erhörte seine Bitte – allerdings verwirrter denn je. Bei jedem ihrer Schritte war sie sich ihrer hüpfenden Brüste und ihres Hinterteils bewusst, das voller Sinnlichkeit von einer Seite zur anderen rollte. Was zum Teufel hatte er nur mit «Tu einem alten Mann den Gefallen» gemeint? In den Worten schien eine seltsame, tiefe Bedeutung mitzuschwingen.
Er war nicht alt. In keiner Weise. Wirklich nicht. Doch als sie länger darüber nachdachte, fragte Belinda sich doch, wie alt ihr Gastgeber eigentlich tatsächlich war. Es war schwer, sein Alter zu schätzen. Seine Gesichtszüge waren merkwürdig alterslos – weder alt noch jung. Er hätte alles sein können. Von Mitte zwanzig bis Ende dreißig. Sein meliertes Haar machte die Sache sogar noch schwieriger.
«Wieso runzelst du die Stirn?», fragte André plötzlich, als er ihr den Vortritt in die große Halle ließ. «Bitte verdirb ein Meisterwerk nicht durch einen derartigen Blick.»
Belinda fragte sich, was er wohl genau damit meinte. Sie fuhr herum und sah sich und den Grafen auf einmal in einem großen Spiegel, der ihr bisher nicht aufgefallen war.
Der Unterschied zwischen ihnen beiden war erstaunlich. André war in seiner dunklen Kleidung eine dramatische, ominöse Erscheinung, während sie ein blasses, strahlendesBild zarter Kurven abgab. Der winzige Spitzenfetzen um ihre Hüften und die hauchdünnen Strümpfe schienen ihre Nacktheit eher zu betonen, als sie zu bedecken. Zwischen den Beinen fiel die Aufmerksamkeit sofort auf ihr bernsteinfarbenes Schamdreieck. Und wieder verspürte sie das starke Bedürfnis, sich zu bedecken. Doch noch bevor sie diesen Gedanken in die Tat umsetzen konnte, packte André sie bei den Armen.
«Versteck dich nicht, Belinda», flüsterte er, drückte ihre Arme nach hinten und brachte sie so dazu, ihre Schultern gerade zu machen. Dabei richteten ihre Brüste sich auf. «Dein nackter Körper ist hinreißend. Ein Schatz. Du solltest ihn so oft zeigen, wie es dir möglich ist.» Belinda wurde wieder rot und schaute weg. Doch André forderte sie auf, sich wieder umzudrehen. «Da, schau.
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