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Das Schloss der tausend Sünden

Das Schloss der tausend Sünden

Titel: Das Schloss der tausend Sünden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Portia Da Costa
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würde.
    «Wer ist dort?», rief sie aus, während ihre Finger zu ihrem Geschlecht wanderten, als führten sie ein Eigenleben. Eigentlich war es ihr schon so gut wie egal, ob jemand anwesend war. Es machte ihr nichts mehr aus, beobachtet zu werden. Belinda war zu tief in ihrer eigenen Wollust versunken, um sich noch zurückhalten zu können.
    Zu ihrer Linken schwang eine Tür leicht auf. Aber es trat niemand ein, und die Schatten zeigten keinen versteckten Voyeur. Es war niemand da. Sie war allein, die ganze Zeit schon. Doch die Unterbrechung hatte sie wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Sie war vom Rand desVulkans zurückgekehrt und hatte wieder die Kontrolle über ihre Taten und ihre Gedanken.
    Zwar war Belinda noch immer erregt und sehnte sich nach Erlösung, aber sie war kein hirnloses Tier mehr, das nur von seinem Trieb geleitet wurde. Sicher spürte sie das dringende Bedürfnis zu masturbieren, aber sie würde es nicht hier tun.
    «Ich hasse dich, du Mistkerl!», brüllte sie und klagte André mit jeder Faser ihres Fleisches an. Selbst wenn er nicht bei ihr war, war er doch anwesend und verfolgte sie. Er hatte die Kontrolle über sie, obwohl er wahrscheinlich nicht einmal bei Bewusstsein war.
    Belinda spürte eine Welle des Zorns in sich aufsteigen. Es gab nichts, was sie mehr hasste, als die Marionette irgendeines Mannes zu sein. Zumindest dann, wenn sie es nicht wollte. Die Spiele, die sie gestern Abend genossen hatte, waren in gegenseitigem Einvernehmen geschehen und von köstlichem Wein in einer magisch-unheimlichen Dunkelheit inspiriert worden. Selbst die kleine «Vorstellung» mit Jonathan heute Morgen war von einem gewissen Spaß und ihrer gegenseitigen Nähe bestimmt gewesen.
    Doch in diesem Fall wurde sie einfach nur benutzt und auf gnadenlose Weise manipuliert. Nur um den unnatürlichen Bedürfnissen eines Mannes gerecht zu werden.
    Belinda war kurz davor, die Treppe hinaufzustürmen, über die verschlungenen Flure die Wendeltreppe hin zu Andrés Kammer zu laufen, als ein unwiderstehlicher Duft ihre Nase kitzelte.
    Kaffee! Herrlich starker, belebender Kaffee. Welch eine Erfrischung für Körper und Geist. Belinda lief augenblicklich das Wasser im Mund zusammen. Wie sehr sehnte sie sich nach einer dampfenden Tasse des dunklen Getränks. Oder gleich ein ganzer Becher. Mehrere Becher! Die jungeFrau unterdrücke die Klagen gegen André und folgte allein ihrer Nase. Das war tatsächlich Blue Mountain, ihre Lieblingssorte – darauf wettete sie!
    Die Spur führte sie auf die Terrasse. Auf der Schwelle überkam sie ein kurzes Zögern, als sie an die Ausschweifungen dachte, die hier gestern Abend stattgefunden hatten.
    Von ihrem pfirsichfarbenen Kleid oder der Unterwäsche war nichts zu sehen, und in dem etwas milchigen Sonnenlicht sah die große steingeflieste Fläche nicht mehr im mindesten düster und unheilvoll aus. Die Terrasse war wie der Rest des Anwesens – ihr Charakter schien sich immer wieder zu verändern. Es war schwer, sich an einem angenehmen Urlaubsmorgen wie diesem vorzustellen, wie das Haus bei dem Unwetter ausgesehen hatte.
    Am äußersten Ende der Terrasse stand jetzt ein weißer, runder Tisch, über dem ein großer Sonnenschirm thronte. Jetzt sah Belinda auch, wo sich die Quelle des köstlichen Geruchs befand, denn der Tisch war für ein Frühstück gedeckt – in der Mitte eine große Thermoskanne Kaffee.
    Sie zupfte an dem dünnen Stoff ihres Nachthemds herum und wägte dessen Dürftigkeit gegen ihre Lust auf Kaffee ab. Sie ging ein paar Schritte weiter.
    «Ach verdammt, was soll’s», sprach sie schließlich zu sich selbst, als der aromatische Duft zu viel für sie wurde, und schritt über die warmen Steine zu dem Tisch. Schließlich hatte sie ohnehin schon jeder Bewohner des Hauses nackt gesehen. Was machte es also aus, wenn sie das Frühstück in ihrem Nachthemd einnahm?
    Neben der Kanne stand ein mit einer blauen Serviette bedecktes Körbchen, dass sie nach dem ersten Schluck Kaffee sogleich einer näheren Inspektion unterzog. Und schon wieder lief ihr das Wasser im Mund zusammen:
    Croissants! Dicke, leichte, sündhaft buttrige Croissants– genau die Art von Frühstück, nach der sie sich gestern so gesehnt hatte. Wie ein heißhungriges Kind griff sie nach dem erstbesten und biss hinein. Es schien auf der Zunge zu zergehen, und Belinda seufzte vor Freude. Das Gebäck war noch warm und krümelte auf ihr Nachthemd und den Tisch. Doch der Geschmack war so herrlich,

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