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Das Schloss Im Moor

Titel: Das Schloss Im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Achleitner
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Olga gedulden und zum Zuhören zwingen; in der Seele aber
regte sich Eifersucht und Haß zugleich; ihr gehörte der Baron und sein Besuch, Dikte war Gast und hatte kein
Recht, ihr den galanten Kavalier wegzuangeln. Seit Jahr und Tag fand niemand den Weg zum langweiligen Schlosse Ried, und nun
ein Edelmann gekommen und bestrebt war, der Tochter des Hauses Aufmerksamkeiten zu erweisen, wollte die sommersprossige
Nachbarin dazwischentreten und den Baron kapern. Das empfand Olga für ebenso unschön als lächerlich; Dikte
sollte nur bei ihren Kohlköpfen hocken bleiben und als lebendige Vogelscheuche wirken, nicht aber ganz unvermittelt auf
Männerfang ausgehen. Unschön war es aber auch vom Baron, daß er nun alle Aufmerksamkeit der Zankstein weihte,
fahnenflüchtig wurde. Ob der Löwenbaron etwa bei Dikte mehr Geld vermutete? Oder will er nur flirten, die
Vogelscheuche zum Narren halten?
    Fräulein Benedikte legte inmitten der lebhaften Unterhaltung die alte Mantille ab. Nun zeigte sich, welch herrliche
Büste das Edelfräulein besaß. »Ich weiß nicht, ist mir im anregenden Gespräch so warm
geworden, oder ist es heiß hier?«
    Gereizt rief Olga: »Wir haben hier nie mehr als vierzehn Grad Reaumur! Bei so lebhafter Konversation wird einem
allerdings warm!«
    »Ach bitte, nur keine Differenz, meine Damen! Ich will auch nicht länger stören und lege den Herrschaften
meinen gehorsamsten Dank für gnädigen Empfang wie für gastfreundliche Bewirtung zu Füßen.«
Hodenberg erhob sich, mit ihm die Damen.
    Es kostete Frau Tristner einen kleinen Kampf, die von den jungen Leuten sicherlich erwartete Einladung für
Besuchswiederholung auszusprechen, den Baron um sein Wiederkommen zu bitten. Ein undefinierbares Etwas im Ton Hodenbergs
wollte der blinden Frau nicht gefallen, doch vermochte sie sich über ein wachgerufenes Mißtrauen keine
Rechtfertigung zu geben. Die peinliche Stille wirkte beklemmend; Frau Helene fühlte, daß die Blicke der jungen
Leute auf sie gerichtet waren, sie mußte ein freundlich Wort sagen, zumal sonst ein Riß in der Freundschaft
zwischen Olga und Benedikte klaffen würde. So zwang sich Frau Tristner zu einer Einladung, und dankbar küßte
Hodenberg ihr die Hand.
    Fräulein von Zankstein wollte keinen Mißton hinterlassen, sie bat Olga und den Baron um baldigen Besuch aus
Zankstein, und zwar gleich für morgen nachmittag, ob schön ob Regen, in so gewinnend herzlicher Weise, daß
Olga sich versöhnt zeigte und zusagte. »Brav! Sie, lieber Baron, kommen selbstverständlich auch und mit
Blumen für Fräulein Tristner, nicht aber für mich, verstanden? Dagegen werde ich zur Beruhigung Mamas Tristner
alle Pflichten der Gardedame übernehmen und peinlichst genau erfüllen, an antiken Kostümen hierzu fehlt es mir
bekanntlich nicht! So, nun rasch die Mantille umgehangen, Strohhut auf das Denkerhaupt gestülpt – habe die Ehre,
mich allseits bestens zu empfehlen. Auf Wiedersehen morgen nachmittag auf Zankstein!« Lachend küßte
Benedikte die blinde Witwe, reichte Hodenberg und Olga die kräftige Patschhand und eilte in den Schloßhof, wo sie
energisch nach ihrem Kutscher rief. Olga begleitete Hodenberg zum Portal, und auf diesem kurzen Wege nützte der junge
Herr die Gelegenheit, um zu fragen, ob das Fräulein von Zankstein immer so originell sei.
    Flüsternd erwiderte Olga: »In gewisser Beziehung absonderlich, ja, heute aber auffallend inkonsequent und
intolerant!«
    »Um so fester werde ich bleiben, wenn Sie es mir erlauben wollen!« sprach gedämpften Tones Hodenberg und
drückte Olgas Hand. »Werden Sie, gnädiges Fräulein, morgen nach Zankstein kommen?«
    »Erscheinen Sie, Herr Baron, gewiß?«
    »Wenn Sie kommen, sicher!«
    »Ja!«
    »Innigen Dank! Auf Wiedersehen in Zankstein!« flüsterte Hodenberg und jubelte im Innern, als er den
leisen Händedruck Olgas verspürte.
    Inzwischen rollte Benediktens »Arche Noah« aus dem Schloßhofe; das Paar winkte freundliche
Grüße. Als dann auch der Wagen Hodenbergs abfahrbereit an der Freitreppe vorfuhr, nahm der Baron vom
Schloßfräulein Abschied – ein rasches Versenken der Blicke ineinander, ein nochmaliger Händedruck
–, flink stieg er in den Wagen, und im flotten Trab ging es hinweg.
    »Nun intrigiere so viel du willst, neidische Zanksteinerin!« murmelte Olga und begab sich zurück zu Mama,
die wartend in der Stube stand.
    »Darf ich dich auf dein Zimmer führen, Mama?« fragte Olga.
    »Wenn ich den Mann nur

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