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Das Schloss Im Moor

Titel: Das Schloss Im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Achleitner
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etwas Neues!«
    »Nun, dann dürfen Sie, Herr Baron, nur bei uns im Schlosse Wohnung nehmen! Ich fürchte jedoch, Sie werden
diesen Entschluß bald bereuen; die Langweile ist fürchterlich!« erwiderte Olga.
    »Mit nichten, gnädiges Fräulein! Mit höchster Erlaubnis wird ja doch der Verkehr mit – den
Schloßbewohnern möglich sein, und der Umgang mit gnädigem Fräulein gewährt Anregung, Freude und
Unterhaltung in vollstem Maße!«
    Benedikte verhielt sich reserviert; das Gebaren des Barons wies Widersprüche und Sonderbarkeiten auf, die ihr zu
denken gaben. Sollte der doch noch junge Herr ein Sonderling oder geistig nicht völlig normal sein? Ein Vermögen
stündlich am Körper herumzutragen, ist unbedingt verrückt; die Sehnsucht nach Abgeschlossenheit und absoluter
Einsamkeit krankhaft, die Protzerei mit der Abstammung von Heinrich dem Löwen entweder gleichfalls krankhaft oder
lächerlich und dumm.
    Je kühler Benedikte sich zeigte, um so lebhafter ward Olga im Bestreben, dem Baron zuzureden, baldigst nach Ried zu
übersiedeln. Es drängte Olga zum Aufbruch, sie prophezeite den Beginn der Überschwemmung schon für den
nächsten Tag, daher eilige Heimkehr nötig sei.
    Trotzdem die Übertreibung geradezu handgreiflich war, widersprach Benedikte nicht; sie freute sich ordentlich, den
jungen Sonderling aus dem Hause zu wissen, hingegen hielt Fräulein von Zankstein es für Pflicht, Olga zu warnen.
»Wird es nicht gut sein, wenn vorher Mama Tristner verständigt wird?«
    Olga war aufgestanden und griff nach Tuch und Schirm; leichthin erwiderte sie: »Oh, Schloß Ried hat mehr als
genug Raum, es ist ja der ganze zweite Stock unbewohnt! Mama wird nichts dagegen einzuwenden haben, und einmal wird in der
Überschwemmungszeit auch mir eine nette Unterhaltung zu gönnen sein!«
    »Wie's beliebt! Mich hat es ja nichts weiter zu kümmern! Wird auch Theo nicht gefragt werden?«
    »Aber, liebste Benedikte! Gewiß werden Mama und Theo verständigt, das ist doch selbstverständlich.
Nun besten Dank für freundliche Bewirtung. Ich werde anspannen lassen.«
    Dikte schickte ein Mädchen zu den Kutschern und geleitete ihre Gäste vor das Haus.
    Vom nahen See her tönte Wogenrauschen, durch vielfache Zuflüsse vom Gebirge her wuchs das Wasser, der Spiegel
stieg, es züngelten die Wellen über das alte Seebett hinweg, die wachsende Flut ergoß sich in den Moorgrund.
Trostloser, doch warmer Regen quoll stetig vom grauen Firmament, die Schneeschmelze im Hochgebirge beschleunigend,
hochgeschwollen kamen die Bäche herab und führten entwurzelte Bäume, Triftholz, Strauchwerk im tanzenden Chaos
in den See.
    Zuvorkommend brachte Baron Hodenberg Olga an ihren Wagen, verabschiedete sich dann nochmals von Fräulein von
Zankstein und fügte hastig die Bitte bei, es möge ihm nichts verübelt werden, denn er sei
gemütskrank.
    Dieses Eingeständnis verwandelte das Mißtrauen sogleich in Anteilnahme, Dikte wünschte von Herzen baldige
Besserung und verabschiedete sich in liebenswürdigster Weise.
    Wie toll jagte das Gefährte Hodenbergs auf der Straße gen Ried, es schien, als wollte der Baron Olga
einholen.
    Benedikte blickte dem Wagen ein Weilchen nach, zuckte dann die Achseln und ging in das Haus zurück.
    *
    Eine schlammgelbe Flut stand im Moor; so weit das Auge sah, war alles in der Niederung überschwemmt, das trübe
Wasser reichte bis zu den Häusern des Dorfes Ried heran, überflutet war die Straße nach der Bahnstation
Landsberg; nur die Spitzen der Binsen und Riedgräser ragten aus der schmutzigen Flut empor, demütig sich neigend,
wenn vom weiten See neue Wogen sich in den Moorgrund ergossen. Stetig stieg die gelbbraune Flut, die Notstege längs der
Straße, die den Fußgehern an tiefen Stellen den Verkehr ermöglichen sollen, standen im Wasser und waren
überschwemmt, jegliche Verbindung war abgeschnitten, die böse Zeit der Isolierung Rieds wie andrer Orte im
Seedistrikt war angebrochen.
    Ein letztes Mal wurde es versucht, von der Brauerei Ried Frachten mit vorgespannten vier oder sechs Pferden auf der
aufgeweichten Straße durch die Flut zur Bahnstation zu bringen. Doch in der Niederung wateten die Rosse bereits bis an
die Brust im Wasser, die schwere Last hemmte, die Gefährte blieben stecken. Vom Schlosse wurde Hilfe mit weiterem
Vorspann nachgeschickt; mühsam brachten die bis an die Achseln in der Flut stehenden Knechte die Pferde vor, schirrten
an, und mit vereinten Kräften gelang es,

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