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Das Schloss Im Moor

Titel: Das Schloss Im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Achleitner
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schauderhafte Luft hier! Alle Fenster geschlossen! Frische reine Landluft ist das Beste auch bei
Rippenbruch! Bitte, liebe Eugenie, lüften Sie, und wenn Sie schon durchaus parfümiert sein müssen, nehmen Sie
Naturveilchen, die kosten nichts und duften echt; im Moor haben wir massenhaft davon! So, danke! Also der verehrte
Schloßherr ist samt Wägelchen umgeworfen worden; wer hat denn kutschiert?«
    »Bei Nacht und Nebel der Braumeister! Doch ich muß vorher meine opferwillige Pflegerin verteidigen! Eugenie
ist am Parfüm völlig unschuldig, das Parfüm kommt auf mein Konto, es ist englisches crap apple, mein
Lieblingsduft!«
    »Freut mich für – Eugenie! Ein parfümierter Mann – Geschmackssache! Ein Glück, daß
Sie nicht mein Mann sind, lieber Herr Tristner, die crap apple-Liebe würde ich Ihnen gründlich austreiben. Nun, wie
fühlen Sie sich? Geht die Heilung normal vorwärts? Was sagt der Doktor? Sie haben doch den alten Hausarzt von
Landsberg?«
    »Nein, Fräulein Benedikte, der Eile wegen wurde in jener Nacht der Doktor Freysleben geholt, und natürlich
blieb ich in seiner Behandlung.«
    »So? Junger Mann, kurze Praxis, nicht mein Fall! Doch das ist Ihre Sache! Kann ich irgendwie dienen, etwas an
Hausmitteln besorgen? Bitte, verfügen Sie über mich! Die alte Schachtel von Zankstein übt nachbarliche
Freundschaft gern!«
    »Aber, Fräulein Benedikte! Wie können Sie nur so was sagen?«
    »Na, lieber Herr Theo, sehe ich vielleicht nicht wie 'ne alte Schachtel aus? Hier die Mantille, ehrwürdiges
Alter, sage ich Ihnen, hat meine Mama in jungen Jahren getragen. Und mein Strohhut, respektable Antiquität, paßt
wunderbar zur alten Jungfer Zankstein!«
    Theo lachte: »Da hört sich doch alles auf! Ich habe zwar Ihren Taufschein nicht gelesen, weiß aber,
daß Sie um gut vier Jahre jünger sind als ich, und meine Wenigkeit zählt erst sechsundzwanzig
Jährchen.«
    »Ja, mein lieber Theo Tristner, das wäre an sich ganz richtig, aber Sie haben meine Sommersprossen nicht
mitgezählt, je hundert geben ein Jahr mehr, also zähle ich etwa zweiundfünfzig Lenze, bin daher mit Fug und
Recht eine alte Schachtel! So, nun ist genug geplaudert, ich sehe, die Pflege ist gut, verlieben Sie sich nicht in die
barmherzige Schwester Eugenie, bedenken Sie, daß Spitalflammen nicht geheiratet werden dürfen; werden Sie bald
gesund, und erhalten Sie mir Ihr geneigtes Wohlwollen, womit ich die Ehre habe, mich Euer Gnaden gehorsamst zu
empfehlen!« So drollig ernst brachte Benedikte das heraus, der Schalk lachte so schelmisch aus den himmelblauen Augen,
daß Fräulein von Zankstein in das herzliche Lachen Theos und Eugeniens einstimmen mußte.
    Theo dankte innig für den Krankenbesuch und versprach, seine erste Ausfahrt nach Zankstein zu machen.
    »Bravo, lieber Theo, aber mit meinem Fuhrwerk! Meine Bummerln schmeißen niemals nicht um und sind für
jedes Haferkörnel dankbar. Apropos, kennen Sie einen Baron Hodenberg in Landsberg?«
    Theo verneinte, worauf sich Benedikte von beiden verabschiedete und das Krankenzimmer verließ.
    »Bitte, liebe Eugenie, schließen Sie die Fenster wieder! Nein, wie man sich nur so altmodisch kleiden und
absichtlich entstellen kann. Ist trotz Sommersprossen und vierschrötiger Gestalt ein sympathisches Wesen, jung und
reich, freilich etwas resolut. Habe nicht gewußt, daß Benedikte Zankstein auch Witze macht.
›Spitalflamme!‹ Fühlen Sie sich nicht beleidigt, liebe Eugenie?«
    »Durchaus nicht, Herr Tristner! Das Fräulein von Zankstein sprach nur die Wahrheit: Spitalflammen können
nicht geheiratet werden!«
    »Sie sagen das so ernst und wehmütig! Ist Ihre Hand wirklich nicht erreichbar?« fragte innigen Tones
Theo, dem es warm im Herzen wurde.
    ..Ich glaube, der Arzt kommt! Bitte, entschuldigen Sie mich für ein Weilchen, ich muß nach Frau Mama
sehen!« antwortete hastig Eugenie und schritt hinweg.
    »Sie weicht meiner Werbung aus! Sollte ein Hindernis bestehen, das sie nicht offenbaren will?« flüsterte
Theo und grübelte dann über dieses Thema weiter.
    Im Speisesaal saßen die Damen beieinander. Benedikte nahm einen kräftigen Schluck des vortrefflichen Rieder
Bieres, lehnte aber eine zweite Füllung des Glases ab. Inmitten des Gespräches wurde von einem Dienstmädchen
der Baron Hodenberg gemeldet, und Olga wurde krebsrot im Gesicht.
    »Der Wolf in der Fabel!« rief Benedikte, »sehr interessant, will mir den Herrn näher betrachten.
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