Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Schloss Im Moor

Titel: Das Schloss Im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Achleitner
Vom Netzwerk:
Freude strahlend, überglücklich darüber, alle Befürchtungen mit einem Male zerstreut zu wissen,
trabte Olga dem Wagen entgegen. Jetzt verschlug es nichts mehr, dem Baron zu zeigen, wie groß die Freude des
Wiedersehens war. Aber das Begrüßungswort erstarb Olga auf der Zunge beim Anblick Hodenbergs, der für das
Fräulein keinen Blick zu haben schien und angsterfüllt, verzerrter Miene, nach rückwärts gewendet, im
Fond stand und die Straße zum Städtchen beäugte.
    Was mochte das bedeuten? Befand sich der Baron auf der Flucht, befürchtete er nacheilende Verfolger? Und wenn dies
der Fall, weshalb um's Himmels willen?
    »Herr Baron!« rief Olga mit heiserer, bebender Stimme.
    Jäh, erschreckt wandte sich Otto von Hodenberg um. »Ach so! Pardon! Gnädiges Fräulein hier und zu
Pferd! Kutscher, halt!« Schnell verließ der Baron seinen Wagen und trat zum Pferde Olgas. »Bin
hochbeglückt, gnädiges Fräulein unterwegs zu treffen, eine sehr angenehme Begegnung! Sind Fräulein Olga
auf dem Heimritt?« sprach Hodenberg und schielte die Straße zurück.
    »Ja, Herr Baron! Wie ich sehe, führen Sie großes Gepäck mit, Sie ziehen wohl von Landsberg
völlig weg?«
    »Richtig erraten, gnädiges Fräulein! Habe meine Effekten geholt, werde über den See tiefer hinein in
die Einsamkeit ziehen.«
    »Darf ich fragen, was Herrn Baron so plötzlich veranlaßt, das Städtchen und Schloß Ried zu
verlassen?«
    »Mein Gemütszustand, Fräulein Olga! Die Sehnsucht nach völliger Einsamkeit, Ruhe und
Abgeschiedenheit! Doch hierüber können wir besser hinter verschwiegenen Mauern plaudern. Wenn angenehm, fahren wir
ins Schloß!« Wieder blickte Hodenberg ängstlich die menschenleere Straße gen Landsberg entlang.
    »Bitte, Herr Baron, helfen Sie mir vom Pferde!« rief Olga fast trotzig, entschlossen, diesem rätselhaften
Gebaren auf den Grund zu kommen.
    Hodenberg fügte sich, anscheinend ungern, leistete übliche Handhilfe, und alsbald stand Olga neben ihm und nahm
den Trensenzügel ihres Pferdes in die Rechte, während sie mit der Linken das Reitkleid gerafft trug. »Bitte
schicken Sie den Wagen nach Hause, wir gehen zu Fuß hinterdrein, ich möchte mit Ihnen sprechen.«
    »Ganz zu Befehl, Gnädigste! – Kutscher, heimfahren nach Schloß Ried!«
    Als der Wagen sich entfernt hatte, begann Olga erregt zu sprechen und zu bitten, ihr die Wahrheit zu sagen bezüglich
der überraschenden Wohnortsverlegung. »Sie werden zugeben, Herr Baron, daß Ihr plötzlicher
Entschluß, uns zu verlassen, ebenso überraschen, wie unangenehm berühren muß. Der Entschluß wirkt
peinlich, weil wir keine Ahnung haben über das Motiv.«
    »Verzeihung, Fräulein Olga! Ich sagte bereits: mein Gemütszustand bedingt Unstetheit, es ist eine Art
Verfolgungswahn, momentan leide ich unter dem deprimierenden Gefühl, verfolgt zu werden, ich habe nun keine Ruhe mehr
und muß fort. Daher holte ich meine gesamten Effekten, die unter anderem auch den kostbaren Familienschmuck und die
Kleinodien meiner Mutter, der Baronin Hodenberg, geborene Komtesse Platen, enthalten, sowie weitere Wertgegenstände, die
mir im Hotel nicht sicher genug aufbewahrt erschienen!« Hodenberg hatte dies hastig gesprochen und dabei mehrmals nach
rückwärts Auslug gehalten!
    »Herr Baron! Ich glaube kein Wort von dem, was Sie soeben sagten!« rief Olga und blieb mit dem Pferde mitten
auf der Straße stehen.
    »Wieso? Warum? Muß ich etwa gar mein Ehrenwort zur Bekräftigung verpfänden?«
    »Sie sind nicht gemütskrank! Es fehlen alle sonstigen Anzeichen! Sie sind nicht einmal im landläufigen
Sinne nervös! Sie erfreuen sich einer geradezu idealen Gesundheit! Weshalb schützen Sie Gemütskrankheit vor?
Warum wollen Sie uns, mich verlassen?«
    »Ist Ihnen denn mein Abgang irgendwie unangenehm?«
    »Unangenehm – schmerzlich wäre mir Ihr Scheiden!«
    »Schmerzlich? So dürfte ich vielleicht glauben, hoffen, Ihnen und Ihrem Herzen nicht – gleichgültig
und bedeutungslos zu sein?«
    Olgas Wangen erglühten, hastig schritt das Mädchen weiter und zog das Pferd nach sich.
    Schritt haltend blieb Hodenberg an ihrer Seite. Er wiederholte die Frage dringlichen Tones.
    »Ich muß Ihnen sagen, daß heute morgen ein Herr um meine Hand angehalten hat und von mir
selbstverständlich diese Werbung zurückgewiesen wurde.«
    »Und weshalb zurückgewiesen?«
    »Weil mein Herz einen andern liebt!«
    »Und dieser andere heißt?«
    »Baron Hodenberg!«
    »Olga! Welches Glück

Weitere Kostenlose Bücher