Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Schloss Im Moor

Titel: Das Schloss Im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Achleitner
Vom Netzwerk:
will mir erblühen! So dürfte ich wirklich hoffen, mit Ihnen verbunden zu werden
für das Leben, glücklich zu werden an Ihrer Seite? Oh, empfangen Sie heißen Dank für das
beglückende Wort! Ich vermag nicht auszusprechen, wie sehr mich Ihre Liebe beglückt! Oh, ich werde bis zum letzten
Atemzug bestrebt sein, mich dieser beseligenden Liebe würdig zu erweisen, auf den Händen will ich dich tragen, du
Herrliche! Du Göttin!«
    »Halt, Herr Baron! Nicht bedingungslos will ich Ihre Gattin werden!«
    »Bedingungen? Kann ein liebend Herz Bedingungen diktieren?«
    »Gewiß! Es muß vorher alles klar sein zwischen uns! Bevor wir am Altar vereint werden, muß ich
völlige Kenntnis Ihrer Verhältnisse haben, muß ich wissen, was Sie zu dem weltscheuen Wesen veranlaßt.
Aus Ihren Augen spricht die Lebenslust der Jugend; der erwähnte Hang zur Einsamkeit ist nicht natürlich und darum
nicht echt! Klarheit, Herr Baron! Ich bin als Ihre Braut der treueste Freund und verdiene Offenheit und Wahrheit!«
    »Heißen Dank für Ihre Liebe, teuerste Olga! Besehen Sie zu Hause meine Effekten, die Ihnen Klarheit geben
werden über meine Verhältnisse. Ich bin gut situiert. Nach einer reichen Frau zu angeln, hab' ich nicht nötig,
doch ist eine Konsolidierung nicht unerwünscht. Bar und bar gibt immer guten Klang!«
    »Sie rechnen auf bare Mitgift? Gewiß wird meine Mitgift beträchtlich sein, doch unser Vermögen
steckt im Grund und Boden und in der Brauerei! Es wird nicht angängig sein, mein Kapital rasch herauszuziehen. Ich liebe
Klarheit über alles, daher spreche ich auch hierüber mit aller Offenheit! Wir müssen uns ja klar sein
über unsere Zukunft! Als Ihre Braut frage ich: Werden Sie nun Schloß Ried wirklich verlassen?«
    »Ja!«
    »Wie?«
    »Verlobte dürfen doch nicht unter einem gemeinsamen Dache wohnen!«
    »Das ist die Auffassung kleiner Leute! Wir wohnen in einem Schloß, das groß genug zu räumlicher
Trennung ist, und sind erhaben über kleinstädtische Meinungen. Ich bitte, bleiben Sie wohnen in den bereits
bezogenen Zimmern! Und als einstweilen heimlich verlobtes Paar – mit Mama spreche ich nächster Tage – wollen
wir versuchen, das Gespenst Ihres Verfolgungswahnes zu bannen durch regen Verkehr mit der Nachbarschaft, durch häufige
Ausflüge! Ich möchte nach erfolgter offizieller Verlobung namentlich bei der Freundschaft im Städtchen etwas
prunken mit meinem Bräutigam, bitte nehmen Sie mir das nicht übel, Herr Baron; ein ›Landkonfekt‹ hat
dergleichen Sehnsucht und Wünsche und kann solche nicht unterdrücken.«
    Hodenberg beteuerte, überglücklich zu sein und sich ganz den Wünschen der heißgeliebten Braut
fügen zu wollen. Die Verlobten tauschten Ringe zur Bekräftigung des Bündnisses. Hodenberg schwor abermals, des
Lebens höchstes Glück errungen zu haben, doch hinderte ihn dieser Schwur ein Stündchen später nicht,
seine Koffer statt ins Schloß, zum Postwirt im Dorfe Ried zu schicken und dort Quartier zu bestellen. Unauffällig
dirigierte der Baron auch seine übrigen Effekten dorthin und war »ausgezogen«, ohne daß die
Schloßbewohner dies merkten. Zu den Mahlzeiten erschien Hodenberg jedoch wie bisher im Familienkreise.
     

Sechstes Kapitel
     
     
    Der kerngesunde wuchtige Braumeister Haferditzel hatte den »Neuen«, wie der zur persönlichen Vorstellung
eingeladene Herr von Wurm-Hohensteinberg kurzweg vom Personal genannt wurde, von der Bahnstation abgeholt und mit dem
Schimmelfuhrwerk ins Schloß gebracht. Vieles Reden war Haferditzels Gepflogenheit nicht, er ließ den
»Neuen« im breiten Flur stehen, sagte trocken: »Sein S' so gut und warten S' da ein bissel!« und
stapfte zur Meldung in das Privatbüro des jungen Herrn Tristner.
    Theo warf die Zigarette in den Aschenbecher und fragte: »Nun, wo ist er denn, der Verbrecher in spe?«
    »Unten steht er und macht einen Mordskopf!«
    »Herr des Himmels! Haferditzel, Sie sind ein Kamel! Läßt der sackgrobe Mensch einen solchen Mann im Flur
warten! Holen Sie ihn, nein, ich werde den Herrn selbst heraufgeleiten. Apropos, welchen Eindruck macht der Mann?«
    »Mir gefällt er nicht, er hat was Besonderes im Aug, einen merkwürdig scharfen Blick, sonst ist er ein
sauberer Mann, verflucht noblicht im Auftreten, so was wie: ›gelernt hab' ich nix, aber arrogant bin
ich!‹«
    »Eine feine Charakteristik! Na, ich werde ja gleich selber sehen! Gehen Sie in die Brauerei hinüber und halten
Sie sich bereit, den Herrn

Weitere Kostenlose Bücher