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Das Schloss Im Moor

Titel: Das Schloss Im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Achleitner
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herumzuführen!«
    Unten im Flur begrüßte Theo den »Neuen« und bat, den Formverstoß Haferditzels entschuldigen
und in den Salon treten zu wollen.
    Herr Beda Wurm zeigte sich in Sprache und Haltung als Mann von Welt und gewann Theo schon in den ersten Minuten für
sich. Nur der seltsam durchdringende Blick wirkte etwas unangenehm, doch hoffte Theo, sich daran gewöhnen zu
können.
    Die Herren saßen im Salon; Wurm aufrecht respektvoll, den Kopf etwas nach vorn geneigt, die merkwürdig
aufgekämmten Augenbrauen zusammengezogen, so daß eine Art Schleier über das blitzende Auge gespannt zu sein
schien. Theo saß lässig in der Haltung und insofern ungünstig, als das Tageslicht auf ihn fiel, während
das Antlitz Wurms sich im Schatten befand.
    Tristner äußerte das Bedauern, den Herrn von Hohensteinberg nicht sofort den Damen vorstellen zu können,
da diese eine Wagenfahrt nach Heilbrunn unternommen haben und erst zum Abend zurückerwartet werden. Indessen könne
auch ohne Damen ein Imbiß eingenommen werden; damit lud Theo den Besucher zum Frühstück ein.
    In höflicher Weise bat Wurm jedoch, davon Abstand nehmen und ihm einen Rundgang auf der Besitzung sowie alle
nötige Information gewähren zu wollen. »Immer erst Dienst und Geschäft, so bin ich es seit langen Jahren
gewöhnt; man denkt auch bei Hof völlig kavalleristisch: erst der Gaul, dann der Mann!«
    »Ah, Sie haben gedient?«
    »Jawohl, auch den Krieg mitgemacht.« Anscheinend blickte Wurm Theo ins Gesicht, in Wahrheit aber musterte der
Mann ohne merkliche Kopfwendung den jungen Herrn sehr scharf und blickte weit nach links und rechts im Salon umher, alles
gründlich beobachtend.
    »Sehr interessant! Wenn Sie gestatten, werde ich später darauf zurückkommen und Sie um detaillierte
Erzählung bitten.« Theo ging nun auf das Geschäftliche über und erwähnte, daß speziell das
Zeugnis die Veranlassung zur Bitte um persönliche Vorstellung gegeben habe.
    »Freut mich, mein Herr! Graf Dietrichstein war mir ein gnädiger Gönner und geruht, mir hin und wieder zu
schreiben.«
    »Sie fanden wohl nicht volle Befriedigung im Dienst?«
    »Nein, ich suche eine Stellung, die eine gewisse Selbständigkeit gewährleistet, dort war dergleichen
ausgeschlossen; nur in bestimmten Fällen kann man selbständig handeln, und solche Aufträge erfordern
bekanntlich ebensoviel Geschicklichkeit wie Takt, wenn die Zufriedenheit hoher und höchster Herrschaften erworben werden
will.«
    »Ist Ihnen klar, welche Aufgabe Ihrer hier harren würde?«
    »Ein Verwalterposten, denke ich, Landbrauerei und deren Buchführungsüberwachung, im Nebenamte die
Oberleitung des Landwirtschaftsbetriebes, Mast und dergleichen, nicht?«
    »Richtig, Sie scheinen bereits alles erfaßt zu haben oder gut informiert zu sein.«
    »Pardon, mein Herr, zur Vermeidung von Mißverständnissen sei gleich in der ersten Stunde gesagt:
Buchführung nach streng kaufmännischen Prinzipien, das heißt das Amt des Buchhalters übernehme ich
nicht, will nur der Vorstand und Dirigent sein, kaufmännischer Direktor sozusagen, Chef von det Janze, wie man in Berlin
sagt.«
    »Gut! Dann werde ich nach Wunsch meiner Mutter den Außendienst machen, wenngleich dies wenig nach meinem
persönlichen Geschmack ist.«
    »Mit Ihrer Zustimmung werde ich zur Orientierung diesen Außendienst mit Ihnen eine Zeitlang mitmachen; nach
meiner Auffassung ist es nötig, klaren Blick über das ganze Geschäft zu gewinnen, in den einzelnen Zweigen
sollen spezielle Arbeitskräfte wirken, und deren Kontrolle wird mir angenehme Pflicht sein. Ich werde nie außer
acht lassen, daß Sie gewissermaßen der oberste Kriegsherr sind und ich, sofern wir zum Vertragsabschluß
kommen, Ihr erster General.«
    Theo nickte zustimmend.
    »Ich gehe wohl nicht fehl in der Annahme, daß Sie einer gewissen Schonung in gesundheitlicher Beziehung
bedürfen, und daß solche Rücksichtnahme die Anstellung eines Verwalters wünschenswert erscheinen
ließ. Bin ich einmal eingearbeitet, würde ich eine längere Badekur und im besonderen eine Reise nach dem
Süden empfehlen.«
    »Ich reise ungern, allein schon gar nicht!«
    »Vielleicht gelingt es mir, Ihre Sympathien zu gewinnen, die Sie veranlassen werden, mich als Reisemarschall
mitzunehmen. Habe Erfahrung und Gewandtheit für dieses Amt, kenne den Süden gut, spreche mehrere
Sprachen.«
    »Hm! Verlockende Aussichten! Aber Sie sollen ja daheim mich vertreten –!«
    »Ein krankes

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