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Das Schloss Im Moor

Titel: Das Schloss Im Moor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Achleitner
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späterer Zeit zu hoffen?« stammelte
Freysleben.
    »Nein, Herr Doktor! Das heißt, es bleibe Ihnen unbenommen, auf Unmögliches zu hoffen. Ein Wandel meiner
Gesinnung zu Ihren Gunsten steht nicht zu erwarten! Guten Tag, Herr Doktor!«
    Olga verbeugte sich graziös und schritt sporenklirrend aus dem Salon, um draußen im Hofe zu Pferd zu steigen.
Freysleben konnte durch ein Fenster die herrliche Gestalt des Fräuleins hoch zu Roß erblicken, ein Augenblick,
dann ritt Olga in scharfer Gangart des stallmutigen Pferdes aus dem Hof zur Landstraße.
    »Abgeblitzt! Hätte es mir denken können!« murmelte Freysleben und schlich in gedrückter
Stimmung aus dem Schlosse.
    Fräulein Tristner jagte die Straße durch das Moor entlang in tollem Tempo und lachte vergnügt dazu. Die
Werbung des Dorfdoktors kam ihr unsäglich komisch vor und reizte Olga zum Spott. »Ein Narr!« rief sie und
bereute augenblicklich ihre Unvorsichtigkeit, denn Olga hatte sich, im Moment Trab reitend, infolge des Stoßes auf die
Zunge gebissen. Ärgerlich gab sie dem Pferde einen Sporenstich, es ging sofort in Galopp über und raste den
überweichen Moorgrund längs der Straße dahin. Fast hätte Olga Zügel und Sitz verloren, und nun
hieß es alle Aufmerksamkeit dem Pferd widmen und die Herrschaft wiederzugewinnen.
    Bis hart an das Bahngeleise kam Olga, doch von Baron Hodenberg war nichts zu sehen, die Erwartung, ihn irgendwo in
Beaufsichtigung der Straßenverbesserungsarbeiten zu treffen, blieb unerfüllt. Wo mochte der Baron nun sein? Sollte
er ins Städtchen gefahren oder etwa zum Sommersprossenfräulein geeilt sein? Olga riß bei diesem Gedanken so
heftig an der Kandare, daß ihr Pferd zusammenzuckte und dann zu steigen begann. Auf den Hals klopfend und Luft gebend,
beruhigte Olga das Pferd und flüsterte: »Du kannst ja nichts dafür!« Gleich darauf trabte sie aber
scharf in der Richtung gegen Zankstein, gefoltert von peinigenden Gedanken der Eifersucht und der Befürchtung einer
Fahnenflucht Hodenbergs, wenn nicht gar völliger Untreue. Auch die Erinnerung an die Szene mit Doktor Freysleben konnte
nicht angenehm wirken; ist der Dorfarzt sicher kein Freier, auf dessen Werbung man stolz sein könne, ehrlich gemeint war
seine Bitte, und der schlechteste Werber ist der Doktor sicherlich nicht. Ja, Olga mußte sich selbst sagen, daß
sie gar nicht berechtigt sei, übergroße Ansprüche zu erheben mit ihrem Schönheitsfehler; dem
Vermögen nach allerdings brauchte nicht der erstbeste Werber berücksichtigt zu werden. Den biederen Landarzt
ließ sie abblitzen, ja nicht einmal ordentlich ausreden, um so schnell als möglich einem Manne nachzulaufen, der
sich nun nicht finden läßt, womöglich bei der bedeutend vermögenderen Zanksteinerin sitzt und ihr den
Hof macht. Jäh erinnerte sich Olga nun auch, wie auffallend Benedikte in Gegenwart Hodenbergs den entstellenden alten
Strohhut entfernte, die Mantille ablegte, offenbar berechnete Absicht seitens der Zanksteinerin, die Komödie spielt mit
ihrer Liebäugelei für ländliche Einfachheit und Sparsamkeit. Benedikte ist kaum einige Jährchen
älter als Olga, also noch jung, üppig gebaut, reich, unabhängig, sie kann, wenn sie will, sich den
schönsten jungen Mann kaufen, ist vielleicht just so recht nach Geschmack Hodenbergs. Gescheit, ja geistreich ist die
Zanksteinerin auch, der Neid muß ihr das lassen, selbst Olga in wütender Eifersucht kann dies nicht abstreiten. Es
wäre somit nicht nur kein Wunder, sondern sogar erklärlich, wenn der Baron bei Benedikten im warmen Nest sitzt, sie
anschmachtet und schließlich um sie anhält. Was wird nun die Zanksteinerin sagen, wenn das Fräulein Tristner
mit essigsaurer Miene angeritten kommt und den entlaufenen Werber einzufangen trachtet? Muß Olga da nicht blamiert
erscheinen?
    Mit jähem Ruck hielt das Fräulein den Gaul an und kehrte, einem plötzlichen Entschlusse folgend, um. Nur
keine Blamage! Lieber auf den leichtsinnigen, wankelmütigen Durchbrenner verzichten! Wer weiß, ob Hodenberg
überhaupt so gut situiert ist? Die paar noblen Trinkgelder beweisen nichts.
    »Pfui!« rief Olga sich selbst zu, »ich verdächtige aus Eifersucht den Mann, den ich liebe und zum
Gatten mir wünsche!«
    Sporenstich und Gertenhieb brachten das Pferd in sausenden Galopp, Fräulein Tristner kam auf dampfendem Tiere auf die
Straße nach Ried just in dem Augenblick, da Baron Hodenberg vom Städtchen in hochbepacktem Wagen heranfuhr.
    Vor

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